Hof Singende Botschafterinnen der Region

Das Musizieren hat die 39 Sängerinnen des Hofer Landfrauenchores zusammengeschweißt. Wenn sie ihr breites Repertoire präsentieren, stehen sie auch für Traditionen ein.

 
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Hof - Das Singen ist die eine Sache. Doch im Hofer Landfrauenchor geht es um mehr. Wer Chorleiter Helmut Lottes danach fragt, was er besonders schätzt an seinem Ensemble, der bekommt zur Antwort: "Die Gemeinschaft!" 39 aktive Sängerinnen im Alter von 25 bis 75 Jahren hat der Chor derzeit - und sie alle verstehen sich blendend. "Sie ratschen und es entstehen Freundschaften", berichtet Lottes. "Nach der Probe tauschen die Frauen auch mal Tomatenpflanzen oder Küchlein aus."

Gelegenheit zum Austausch bieten die gemeinsamen Singstunden zur Genüge. Sie finden immer mitwochs statt - einmal im Monat in der Gaststätte Grüne Linde in Wölbattendorf, sonst im Konradsreuther Sportheim. 14 der Sängerinnen kommen schon seit 1989, dem Gründungsjahr des Chores. Weil Singen eben zusammenschweißt - und wer einmal angefangen hat, oft gar nicht mehr aufhören möchte. Um gemeinsam zu musizieren, lassen die Damen - viele von ihnen Bäuerinnen - die Arbeit auf dem Hof einmal pro Woche für einige Stunden ruhen. "Sie kommen aus dem ganzen Landkreis und nehmen extra den Weg zu den Proben auf sich", führt Helmut Lottes aus.

So viel Leidenschaft zahlt sich aus. Der Hofer Landfrauenchor hat die Jury der Frankenpost-Aktion "Hochfranken singt" überzeugt. Zusammen mit 14 anderen Chören aus der Region wird das Ensemble deshalb auf einer Doppel-CD zu hören sein. Sie erscheint im Herbst im Zuge des "Ersten Hochfränkischen Chorfestivals", auf dem die Gewinnerchöre ebenfalls auftreten dürfen.

Als zehn Frauen des "Ringes Junger Landfrauen" bei ihrer Weihnachtsfeier im Jahr 1987 beschlossen, eine Singgruppe zu bilden, war die Keimzelle des Hofer Landfrauenchors entstanden. Nach einigen personellen Querelen stieß im Jahr 1989 als Chorleiterin Erika Gulden, eine ehemalige Lehrerin der Landwirtschaftsschule, zum Ensemble hinzu - für einen Auftritt beim Maschinenring. Damit war der Hofer Landfrauenchor gegründet. Um mit einem Ständchen auf dem Geburtstag ihrer Chorleiterin auftreten zu können, holten die Sängerinnen Helmut Lottes, auch bekannt als Leiter des nach ihm benannten Akkordeonorchesters, mit ins Boot. Von 1995 an bis zum Jahr 2001 teilten sich Gulden und Lottes den Chorleiter-Posten. Seitdem hat ihn der ehemalige Chef der Hofer Verkehrspolizei und erfahrene Musiker allein inne.

Der Hahn im Korb zu sein, ist für ihn kein Problem. "Die Frauen sind alle ganz handzahm", scherzt er. "Sie sind nicht zickenhaft. Außerdem lernen sie schnell." Besonders freut sich der Chorleiter darüber, dass die Damen dazu bereit waren, nach und nach von zwei- zu drei- und schließlich zu vierstimmigem Gesang überzugehen. "Das ist schon außergewöhnlich", findet Lottes. "Ich nehme dafür Männerchorsätze her und transponiere die Noten, hebe sie unten an", erklärt er. Zum Repertoire gehören Kirchenlieder und Gospelsongs genauso wie Volkslieder und Schlager, Operetten- und Musicalmelodien - je nach Anlass.

Und doch geht es Landfrauenchören um weit mehr, als nur darum, das Publikum zu unterhalten: Sie pflegen Traditionen, erhalten bäuerliche Kultur und vor allem regionales Liedgut. Der erste Landfrauenchor entstand im Jahr 1972 in Mittelfranken. Rasch wurde daraus eine Bewegung, die zunächst Bäuerinnen im südbayerischen Raum, bald aber auch im Rest des Freistaats mitriss. Mittlerweile hat fast jeder Landkreis seinen eigenen Landfrauenchor.

Als gut gelaunte Botschafterinnen mit beschwingten Liedern auf den Lippen repräsentieren die Sängerinnen ihre jeweilige Region - auch im Ausland: In den Hofer Partnerstädten Ogden (USA), Villeneuve la Garenne (Frankeich) und Joensuu (Finnland) waren die Landfrauen bereits zu Gast, darüber hinaus aber zum Beispiel auch in Wien und Rom, in Schottland, Schweden, Polen und Südtirol. Fest im Terminkalender des Ensembles verankert sind aber auch die Veranstaltungen des Bayerischen Bauernverbands.

Dazu gehört das Landfrauenchöretreffen, das seit 1978 alle zwei Jahre stattfindet. Bereits zum zweiten Mal richtete heuer der Hofer Landfrauenchor mit seiner Vorsitzenden, der Kreisbäuerin Karin Wolfrum, das Event aus. 450 Sängerinnen und einige Sänger kamen dafür in die Saalestadt. "Das ist für uns eine Ehre", sagt Lottes. "Auch wenn es für die Frauen stressig war: Nach dem Singen haben sie gleich Kuchen verkauft."

Zu derart besonderen Anlässen holen die Damen - und auch der Chorleiter - ihre Trachten aus dem Schrank. Dabei handelt es sich um die "erneuerte vogtländische Tracht", wie Helmut Lottes erklärt. "Sie ist bei uns in den evangelischen Gegenden üblich."

Für die Damen gilt dabei: Mieder und Kopfbedeckung sind gleichermaßen schwarz, Strümpfe und Bluse weiß. Bei den Röcken, Schürzen und Halstüchern sind alle Farben erlaubt. "Gerade im Sommer treten wir aber auch mal einfach in schwarz-grünen T-Shirts auf", berichtet der Chorleiter weiter.

Doch im Mittelpunkt steht letztlich immer die Musik. Helmut Lottes ist sich sicher: "Die Freude am Singen verstärkt das Lebensglück." Das möchte das Ensemble auch dem Publikum des "Ersten Hochfränkischen Chorfestivals" vermitteln, das die Frankenpost im Herbst veranstaltet: am Sonntag, 18. November, im Festsaal der Freiheitshalle Hof sowie an zwei weiteren Veranstaltungsorten im Frankenwald und im Fichtelgebirge, die noch bekannt gegeben werden.

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