Hof Stadträtin Wittig rudert zurück

Sören Göpel
Eine weitere Verödung der Bismarckstraße sollen einige Einzelhändler befürchten, sollte der neue Busbahnhof an der Friedrichstraße entstehen. So zumindest sieht es Harald Prokscha. Quelle: Unbekannt

"Reichsbürgermanier" nennt die Frau der CSU eine Petition. Drei Tage später entschuldigt sie sich. Der Beleidigte will die Stadt in Sachen Busbahnhof unter Druck setzen.

 
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Hof - Es muss eine sonderbare Szene gewesen sein. Hier der frühere Einzelhändler, dort die motivierte, frisch im Amt stehende Stadträtin. Am Ende gingen Harald Prokscha, früherer Inhaber der insolventen Telekommunikationsfirma www.standleitungen.de, und Andrea Wittig ihrer Wege. Vier Tage sind seit dem Mini-Eklat beim Marketing-Stammtisch der Stadt Hof vergangen. Am Freitag fand zumindest eine Annäherung statt. Wittig entschuldigte sich öffentlich via Facebook bei Prokscha. Sie hatte ihm Reichsbürgermanier vorgeworfen. "Ich bezog mich bei dieser Bemerkung auf die bekannte Taktik von Reichsbürgern, die gerne versuchen, administrative Abläufe zu verzögern oder gar zu behindern", sagte Wittig.

Ausgangspunkt für den Streit war ein Hinweis Prokschas zum neuen Busbahnhof an der geplanten Hof-Galerie. Viele Einzelhändler hätten Bedenken, wenn dieser in Zukunft in der Friedrichstraße installiert werde, sagte Prokscha beim Stammtisch. "Sie befürchten die weitere Verödung der Bismarckstraße", bekräftigte Prokscha in einem Gespräch mit der Frankenpost. Die Straße sei ohnehin schon das Stiefkind der Innenstadt.

Der Kundenstrom der Hof-Galerie müsse an den der Innenstadt angeschlossen werden. Nur so könnten das neue Einkaufszentrum und die traditionellen Geschäfte profitieren. Der Schlot zur Innenstadt müsse gestärkt werden, was nach Prokschas Meinung auch die meisten Einzelhändler im Hofer Zentrum so sehen. Die Friedrichstraße sei hingegen "der schlechteste Ort" für den Busbahnhof. Um zu zeigen, dass nicht nur er dieser Meinung ist, hat Prokscha eine Unterschriftenaktion gestartet, an der sich Einzelhändler beteiligen können. 50 habe er bisher kontaktiert, 40 davon hätten ihre Unterschrift gegeben.

Andrea Wittig missfiel Prokschas Vortrag und Vorhaben am Dienstag so sehr, dass ihr das Wort Reichsbürgermanier "herausrutschte", wie sie am gestrigen Freitag zugab. "Dafür entschuldige ich mich ausdrücklich, das habe ich so nicht gemeint", sagte Wittig auf Nachfrage. Selbstverständlich sei eine Petition keine Reichsbürgermanier.

Kurze Zeit später veröffentlichte sie einen Beitrag in der Facebookgruppe "Hof an der Saale", in der die Mitglieder in den vergangenen Tagen über Wittigs Äußerung diskutiert hatten. Wittig an Prokscha: "Die Wichtigkeit dieses großen Projekts weckt wohl auf allen Seiten hohe Erwartungen und somit auch folglich Emotionen. Auch ich war entsetzt aufgrund Ihrer Ausführungen. Dass unsere Meinung in der Diskussion - nicht Auseinandersetzung - differiert, ist so. Sie zu beleidigen, war nicht meine Absicht. Falls Sie dies so empfunden haben, tut mir das leid."

Harald Prokscha hatte Wittigs Äußerung in einem Brief gestreut und damit auch das Demokratie-Verständnis der Stadträtin infrage gestellt. Ähnliches tat er am Freitag erneut, nachdem sich auch Rainer Krauß, Sprecher der Stadt Hof, in die Online-Diskussion einmischte.

In einem langen Schreiben bat Krauß die Einzelhändler darum, die Petition nicht zu unterschreiben. Prokscha fragte daraufhin im Gespräch mit der Frankenpost: "Wie sieht es eigentlich mit Krauß' Demokratie-Verständnis aus?" Bürger aufzurufen, ihre Meinung nicht kundzutun, sei kein guter Stil.

Krauß bekräftigt in seinem Statement die Sicht der Stadt Hof. Demnach sei ein attraktiver Busbahnhof in unmittelbarer Nähe zur Hof-Galerie ein K.o-Kriterium für den luxemburgischen Investor gewesen: "Wäre der Busbahnhof an anderer Stelle, gäbe es realistisch betrachtet aktuell keinerlei Möglichkeit, den Schandfleck zu beseitigen." Bereits in den 1970er-Jahren, als der frühere Zentralkauf errichtet wurde, habe das Konzept nur mit einem Busbahnhof vor Ort funktioniert. Zwischen Politik, Bürgern, Handel und Investor herrsche "wohltuende Einigkeit" in Bezug auf die aktuellen Baupläne.

Den Gegnern geht es vorwiegend um alternative Möglichkeiten: "Wir wollen keine Unruhe, wir wollen, dass die Stadt sich nicht auf die erstbeste Lösung verlässt", sagt Harald Prokscha. Dies tue sie nicht, schreibt Rainer Krauß. Die von Prokscha vorgeschlagene Lösung eines Busbahnhofes über die Bismarckstraße hin zum Sonnenplatz bis zur Luitpoldstraße sei "aufgrund bestehender Enge schlicht nicht zu verwirklichen".

Prokscha reagiert darauf mit Unverständnis. Alles sei besser als die Friedrichstraße. Woher er seine bautechnischen Kenntnisse hat, konnte der Unterschriftensammler nicht sagen. Er folge seinem Gefühl - und dem der Geschäftsinhaber.

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