Oberfranken Steiniger Weg in ein neues Leben

Beate Franz

Anne L. fängt nach einer Trennung noch einmal von vorne an. Sie macht eine Ausbildung. Sonderausgaben bringen die mehrfache Mutter an ihre finanziellen Grenzen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Oberfranken - Aller Anfang ist schwer. Dabei hat Anne L. (Name geändert) schon einige Hürden genommen auf dem steinigen Weg in ihr neues Leben: Sie hat sich von ihrem Mann getrennt und ist mit ihren beiden ältesten Kindern in eine eigene Wohnung im Fichtelgebirge gezogen. Die jüngeren Geschwister sind beim Papa geblieben.

Spendenkonto

Wenn Sie, liebe Leser, Anne L. und ihre Kinder unterstützen wollen, überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto von "Hilfe für Nachbarn", der gemeinsamen Aktion von Frankenpost und Sparkasse Hochfranken:

IBAN:

DE 29780500000220020416

BIC: BYLADEM 1HOF

Auf Wunsch gibt es Spendenquittungen - bitte Adresse auf

der Überweisung vermerken.

Die mehrfache Mutter, die sich bisher nur um ihre "Kiddies" gekümmert hat, wie sie sagt, beginnt auch beruflich ganz neu: Vor wenigen Monaten hat sie eine Umschulung zur Hotelfachfrau begonnen. "Ich mach die Arbeit total gerne", sagt sie. Auch die Arbeitszeiten an den Wochenenden, am frühen Morgen oder am späten Abend stören sie nicht. Wenn sie Dienst hat, springen oft die Großeltern ein und betreuen die Enkel.

Die ehemalige Hauptschülerin, die die Schule einst ohne Abschluss verlassen hat, hat der Ehrgeiz gepackt. Am liebsten will sie an die Lehre noch eine weitere Ausbildung als Bankettmanagerin anschließen. Das ist ihr Traum. Gute Startbedingungen hat sie sich schon erarbeitet: Ihre Noten in der Berufsschule sind gut bis sehr gut.

Nur mit den Finanzen hapert es derzeit, weil so viele Extra-Ausgaben auf einmal gekommen sind, erklärt Anne L. "Die Autosteuer, neue Schulrucksäcke und Sporttaschen für die Kinder - und dann hat der Große auch noch eine neue Brille gebraucht", zählt sie auf. Dazu kam eine größere Autoreparatur. Auch jetzt ist das 15 Jahre alte Gefährt nicht ohne Macken. "Es macht oft so komische Geräusche", erklärt die Mutter, die den Wagen unbedingt braucht, um zur Arbeit zu kommen. Vor Kurzem haben die betagte Waschmaschine und der Gefrierschrank ihren Geist aufgegeben. Der Backofen lässt sich nur eingeschränkt nutzen, weil die Tür nicht mehr richtig schließt.

Die Wohnungseinrichtung in der neuen Bleibe der Familie ist noch unvollständig: "Die Kinder bräuchten Kleiderschränke, in die sie ihre Sachen reinhängen können", sagt Anne L. Eigentlich ist die Wohnung für drei Leute um ein Zimmer zu klein. Die Mama hat kein eigenes Schlafzimmer, sie übernachtet im provisorischen Wohnzimmer auf dem Sofa. Dabei bräuchte Anne L. dringend ein richtiges Bett mit einer guten Matratze, sie hatte bereits einen Bandscheibenvorfall. Die Wohnung ist trotz Zentralheizung feucht und kalt. "Die Heizung funktioniert nicht richtig", sagt sie. Gespräche mit dem Vermieter seien ergebnislos verlaufen.

Die Kinder bräuchten dringend warme Kleidung, "vor allem Hosen, Winterjacken, Winterschuhe, T-Shirts und Pullis", sagt die Mutter.

Manche der Ausgaben waren unaufschiebbar. Anne L. hat sich dafür von Freunden Geld geliehen und gebrauchte Sachen gekauft. Insgesamt sind auf diese Weise rund 1300 Euro zusammengekommen, die sie nun in kleinen Raten abstottert.

An Weihnachten ist eine gemeinsame Feier mit allen Kindern, den Großeltern und Anne L.s Geschwistern geplant. Alle wollen dabei zusammenlegen, gemeinsam kochen und feiern. Darauf freut sie sich, aber ihr ist auch ein wenig bange davor, bei der momentanen Ebbe im Geldbeutel.

"Ich wollte immer eine große Familie", erklärt sie, "als Kind habe ich die Geborgenheit in meiner eigenen Familie vermisst." Allerdings sei ihr Traum vom perfekten Leben mit Vater, Mutter, Kindern und eigenem Häuschen jetzt erst einmal zerplatzt. Dennoch ist sie froh über ihren Neuanfang. "Ich habe tolle Kinder", sagt sie stolz. "Die sind alle schlau und gut erzogen." Die beiden Ältesten, die bei ihr leben, seien schon sehr selbstständig und packten auch im Haushalt mit an. Sie halten der Mama zu Hause auch mal den Rücken frei, wenn die lange arbeiten muss.

Bilder