Hof Südost-Link: Kritik an Vorgehen wie im Hambacher Forst

In ein Sandbett kommen die jeweils zwölf Zentimeter Durchmesser dicken Stromleitungen. Foto: Roland Würth/dpa Quelle: Unbekannt

Der Südost-Link soll auf der östlichen Variante verlaufen. Am Freitag erwartet den Netzbetreiber in Hof großer Protest.

 
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Landkreis - Der Stromnetzbetreiber Tennet hat am Mittwoch in Wernberg-Köblitz in der Oberpfalz schon vorab vor Kommunalpolitikern die überarbeiteten Trassenpläne für den Südost-Link vorgestellt. Der Öffentlichkeit präsentiert Tennet die Pläne morgen von 14 bis 18 Uhr in der Hofer Freiheitshalle - großer Protest ist angekündigt.

Der Hofer Landrat Dr. Oliver Bär hält die Pläne nicht für optimal: Seiner Ansicht nach werden dabei "Bündelungsoptionen" nicht genutzt. Aus seiner Sicht müsse zunächst die technische Grundlage erarbeitet werden. "Das ist eine Ermittlung, die wohl Anfang bis Mitte des nächsten Jahres beendet sein soll", erklärt der Landrat. "Dann macht es Sinn, in das Verfahren zu gehen. Dieses halbe Jahr Zeit müssen sich Tennet und die Vorhabensträger nehmen." Bär fragt sich: "Weshalb werden jetzt die Pläne ausgelegt? Weshalb geht man jetzt ins Verfahren, wenn man später die Technik gegebenenfalls ändert oder anpasst?"

Um eine sinnvolle Bündelung geht es auch dem CSU-Bundestagsabgeordneten Dr. Hans-Peter Friedrich: "Die von Tennet vorgelegte Planung berücksichtigt nicht ausreichend das Ziel der Bündelung der Gleichstromtrasse mit bereits vorhandener Infrastruktur", betont er. "Sowohl unter ökologischen Gesichtspunkten als auch unter dem Aspekt des Landschaftsschutzes müssen unvermeidbare Eingriffe in die Natur gebündelt werden." Infrage kommt nach Ansicht Friedrichs eine Zusammenlegung mit vorhandenen Stromleitungen wie dem Ostbayernring oder mit bestehenden Straßen, zum Beispiel den Autobahnen. Wo eine Bündelung wegen der Erdverkabelung schwierig oder unmöglich erscheint, müsse man aber auch ernsthaft über kostengünstigere Freileitungen nachdenken, erklärt Friedrich.

Das Thema Bündelung nennt indes auch Tennet-Pressereferent Markus Lieberknecht der Frankenpost als Hauptgrund für die Entscheidung. "Wir haben im östlichen Bereich bessere Möglichkeiten, Infrastruktur zu bündeln. Hier verlaufen die A 93 und der Ostbayernring. Im Westen hätten wir mehr Raumwiderstände gehabt." Damit meint er zum Beispiel zusammenhängende Waldstücke.

Der Wunsiedler Landrat Dr. Karl Döhler äußerte sich im Gespräch mit der Frankenpost "tief erschüttert, mit welcher Kaltschnäuzigkeit dieses Verfahren gegen alle begründeten Einwendungen durchgezogen wird". Dabei stehe noch nicht einmal fest, ob es eine 320-Kilovolt- oder eine 525-Kilovolt-Leitung sein werde, die im Fichtelgebirge vergraben werden soll. Dabei habe dies enorme Auswirkungen auf den Bau: Bei der 525-kV-Technik werden laut Döhler weniger Kabel gebraucht und auch kleinere Gräben in die Landschaft gegraben. Es sei "purer Wahnsinn", dass man sich jetzt schon in der Linienführung festlege, ohne die technischen Anforderungen zu kennen. "Das zeigt, dass man aus dem Hambacher Forst nichts gelernt hat", sagte Döhler. "Ich frage mich, ob man daraus jemals etwas lernen wird." Der Landkreis Wunsiedel werde nun mit seinen Anwälten prüfen, ob er schon vor dem in drei Jahren zu erwartenden Planfeststellungsverfahren vor Gericht ziehen kann. Damit würde er dem Beispiel Thüringens folgen.

Scharfe Kritik kommt auch vom Wunsiedler Landtagsabgeordneten Martin Schöffel (CSU): Er hält es für "unmöglich", dass sich Tennet schon jetzt auf eine Trasse festlegt. In einem Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will er darauf hinweisen, dass es nicht zusammenpasse, "wenn ein Minister einerseits in Oberfranken den Bürgerdialog sucht, um andererseits in Berlin eine Verfahrensbeschleunigung anzustoßen, und zudem eine Kapazitätserweiterung fordert".

Joachim Dankbar/Matthias Bäumler/red

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