Kulmbach Taschendiebe haben jetzt Hochkonjunktur

Franziska Hofmann
Weihnachtsmärkte, aber auch das geschäftige vorweihnachtliche Treiben in Einkaufszentren sind bevorzugte "Arbeitsplätze" von Taschendieben. Quelle: Unbekannt

Wenn es in Geschäften und auf Weihnachtsmärkten besonders eng zugeht, finden Langfinger ideale Bedingungen für ihre Taten. Die Polizei sagt, wie man sich schützen kann.

 
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Landkreis - Sie treten selten allein auf, gehören meistens organisierten Banden an, die international "arbeiten", und sie schätzen es am allermeisten, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, wenn es hektisch zugeht und es Gedränge gibt. Die vollen Geschäfte in der Adventszeit und ganz besonders auch die Weihnachtsmärkte ziehen Taschendiebe ganz besonders an. Dabei haben sich die Täter längst nicht mehr nur auf Großstädte konzentriert.

Taschendiebe kommen meistens mit ihren Taten unentdeckt davon

Die polizeiliche Kriminalstatistik weist für das Jahr 2015 in Deutschland insgesamt 168 142 Taschendiebstähle aus, 2014 waren es noch 157 069 Fälle. Mit diesem Anstieg von sieben Prozent erreichen die Zahlen aus diesem Bereich der Kriminalität ein sehr hohes Niveau. Taschendiebstahl ist in der Großstadt-Öffentlichkeit eines der häufigsten Delikte. Aber auch auf dem Land treten die oft organisierten Diebe zunehmend auf.

Es gibt Situationen, in denen sich die Diebe besonders wohlfühlen: Das Gedränge bei Veranstaltungen, in Geschäften oder öffentlichen Verkehrsmitteln machen sich die Täter zunutze, um zuzuschlagen. Die Vorweihnachtszeit und die Weihnachtsmärkte sind dabei Hauptsaison für diese Tätergruppen.

Im Jahr 2015 entstand durch Taschendiebe ein Schaden von 50,8 Millionen Euro. Und das, obwohl die Polizei bei diesen Delikten nur solche zählt, bei denen es um Diebstahl aus am Körper getragenen Bekleidungs- oder Handtaschen geht.

Für die Täter ist ihre "Arbeit" leider nur mit geringem Risiko verbunden: Die meisten Fälle von Taschendiebstahl bleiben unaufgeklärt. Die Aufklärungsquote 2015 betrug gerade einmal 6,4 Prozent. Das liegt daran, dass die Diebe sehr geschickt sind. Oft bemerken die Opfer erst Stunden später, dass sie bestohlen wurden. Da haben sich die geschickten Langfinger längst davongemacht. Taschendiebe sind oft professionelle, international agierende Täter, die grenzüberschreitend in ganz Europa aktiv sind.

Insgesamt wurden 2015 9142 Tatverdächtige in Deutschland registriert, davon waren 66,7 Prozent 21 Jahre und älter. Aber es sind sehr oft auch Kinder und Jugendliche, die beim Taschendiebstahl ertappt werden. 2015 waren 16,6 Prozent der Tatverdächtigen unter 18 Jahre alt, wie die Polizei ermittelt hat.

Hof ist eine der wenigen "relativ sicheren Städte" Deutschlands, was Taschendiebstähle betrifft. Ebenso der Landkreis. Die Zahl der Diebstähle liegt hier beeindruckende 93 Prozent unter dem Durchschnitt. Das zeigt eine Studie aus dem Jahr 2016.

Bei den Spitzenreitern Düsseldorf, Berlin und Hamburg verhält es sich ganz anders. Um vergleichen zu können, wird die Zahl der Diebstähle mit der Einwohnerzahl in Beziehung gesetzt. Hof kommt damit auf nur 60 Diebstähle je 100 000 Einwohner im Jahr. Düsseldorf ist dagegen mit erschreckenden 1314 Diebstählen je 100 000 Einwohner konfrontiert, Berlin mit 1271 und Hamburg mit 1037.

Mirko Mutterer, Sprecher der Polizeiinspektion Hof bestätigt: "Wir in Hof haben selten bis gar keine Probleme mit Taschendiebstählen." Grundsätzlich zählt die Polizei Taschendiebstähle zum Bereich Straßenkriminalität. Opfern werden in der Öffentlichkeit, beispielsweise in Kaufhäusern oder beim samstäglichen Stadtbummel, die Brieftasche oder sonstige Wertsachen aus der Handtasche oder auch der Hosentasche gestohlen.

Doch auch das "relativ sichere Hof" bleibt von der bevorstehenden Adventszeit nicht verschont. Während der normale Bürger Advents- und Weihnachtsmärkte vor allem mit Glühwein und dem Geruch nach gebrannten Mandeln verbindet, beobachtet die Polizei in der Vorweihnachtszeit vielerorts einen Anstieg an Kriminalität.

Auf Weihnachtsmärkten kommt es grundsätzlich zu größeren Menschenansammlungen. Dass hier die Gefahr, Opfer eines Taschendiebstahls zu werden, größer ist, bestätigt auch Mirko Mutterer.

"Wie schon in den letzten Jahren, werden wir auch dieses Jahr, sowohl in Uniform, als auch in Zivil, verstärkt unterwegs sein, um Taschendiebstähle zu vereiteln", betont er.

Der Polizeisprecher hat daher einige Tipps parat. Weihnachtsmärkte sollte man nur mit sicher verschließbaren Taschen besuchen. Wertsachen sollte man in die Innentaschen der Jacke stecken. Er hält es allerdings nicht für nötig, sich extra Bauchtaschen für Geld und Wertgegenstände anzuschaffen.

Das Repertoire der Taschendiebe ist umfangreich:

Der Rempel-Trick

Das Opfer wird im Gedränge angerempelt oder "in die Zange" genommen; beim Einsteigen stolpert der Vordermann, er bückt sich oder bleibt plötzlich stehen. Während das Opfer aufläuft und abgelenkt ist, greift ein Komplize in die Tasche.

Der Drängel-Trick

In vollen Bussen oder Bahnen rückt ein Dieb unangenehm dicht an das Opfer heran, das ihm den Rücken zuwendet und so die Tasche "griffbereit" anbietet.

Der Stadtplan-Trick

Fremde fragen das Opfer nach dem Weg und halten ihm einen Stadtplan vor oder bitten es an einen ausgehängten Plan. Während sich das Opfer orientiert und abgelenkt ist, plündern andere Täter die Handtasche.

Der Geldwechsel-Trick

Fremde bitten das Opfer, eine Münze zu wechseln. Wenn das Opfer die Geldbörse zieht und das Münzfach öffnet, wird es vom Täter abgelenkt. Während dieser beispielsweise seine Münze in die Börse wirft, nimmt er Banknoten heraus.

Der Beschmutzer-Trick

Insbesondere nach einem Bankbesuch wird das Opfer "versehentlich" mit Ketchup, Eis oder einer Flüssigkeit bekleckert. Beim wortreichen Reinigungsversuch verschwindet das gerade abgehobene Geld aus der Bekleidungstasche.

Der Supermarkt-Trick

Im Supermarkt fragen Fremde das Opfer nach einer bestimmten Ware. Während es danach sucht, wird die Tasche am Einkaufswagen ausgeräumt.

Der Hochhebe-Trick

In einer Gaststätte behauptet jemand, das Gewicht des Opfers schätzen zu können. Beim Hochheben "zieht" er oder ein Komplize die Geldbörse.

Der Bettel-Trick

Kinder halten dem Opfer im Lokal ein Blatt Papier vor mit der Bitte um eine Spende. Oder sie tollen auf der Straße um das Opfer herum und betteln es an. Dabei nutzt einer die Ablenkung für den raschen Griff nach der Geldbörse oder in die Handtasche.

Der Blumen-Trick

Ein Fremder begrüßt das Opfer freundschaftlich, umarmt es oder steckt ihm eine Blume an. Während das Opfer verdutzt ist, verschwindet die Brieftasche.

Der Taschenträger-Trick

"Taschenträger" spähen ältere Frauen beim Einkaufen aus und bieten ihnen scheinbar hilfsbereit an, den Einkauf nach Hause zu tragen. Dort eilen sie mit der Tasche die Treppe hinauf, während der ältere Mensch nicht so schnell hinterherkommt. Unterwegs nehmen sie die Geldbörse heraus, stellen die Tasche vor die Tür und kommen dem Opfer grüßend entgegen. Der Verlust wird erst später bemerkt.

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