Jette trägt zur Generalprobe Jeans und ein gelbes Cardigan. Mit ihrer Hörerschaft im Schlepptau bahnt sie sich ihren Weg vorbei an den Kängurus und Hasen. Hinein in das Vogelgehege, hoch in den hölzernen Turm. Dabei bleibt sie immer wieder stehen und erzählt, wie das so war mit ihrem Bruder, und von den ganzen Fragen, die sich in ihrem Kopf nur so überschlugen.
"Wo kommt man hin, wenn man stirbt?" Wusste der Papa nicht. "Und warum werden Menschen überhaupt beerdigt?" "Uns ist bewusst, dass es sich hier um ein schweres Thema handelt. Gerade deshalb ist es toll, im Zoo zu spielen. Die Umgebung nimmt etwas von der Schwere und ermöglicht so den Zugang zu dem Thema", sagt Marco Stickel, Leiter des Jungen Theaters Hof. "Lebewesen werden geboren, und Lebewesen sterben - das ist der Kreislauf des Lebens. Etwas, womit wir alle in unserem Leben in Berührung kommen und uns auseinandersetzen müssen." So könne das Stück auch Anreiz für Eltern und Pädagogen sein, um das Thema aufzugreifen.
Das bestätigt auch Theaterpädagogin Zuzana Masaryk. "Es ist wichtig, dass Eltern die Stücke sehen, die ihre Kinder besuchen. Es geht weniger darum, die großen Fragen des Lebens zu beantworten, sondern vielmehr darum, aufrichtig und ehrlich über die Tabuthemen - in diesem Fall den Tod - zu sprechen."
Masaryk ergänzt: "Was das Stück außerdem bereichert, ist der Humor darin. Ein Kind spricht, wie es denkt. Und so gibt es den einen Moment, in dem man lachen oder schmunzeln muss, und im nächsten Moment kommen einem als Zuschauer die Tränen."
Die Idee, Theater und Zoo zusammenzubringen, hatte Zoopädagogin Ulrike Kolb. "In der Stadt Hof gibt es für Kinder und Jugendliche so tolle Einrichtungen. Da kam mir der Einfall, die verschiedenen Institutionen zusammenzubringen." 2019 hatten der Hofer Zoo und das Theater mit der Planung des Projekts begonnen. Für Oktober 2020 ist die Premiere geplant. Kolb selbst wünscht sich, dass es nicht bei diesem einmaligen Projekt bleibt: "Der Zoo macht sich gut als Kulisse."
Jette möchte nicht von Würmern aufgefressen werden. Ihre Schritte klingen schwer auf dem Kieselboden. Und dann werden sie wieder ganz leicht, wenn Jette davon erzählt, wie gerne Emil Pizza gegessen hat. Zurück bleibt eine Traurigkeit bei den Zuschauern. Eine schöne Traurigkeit, die das Herz berührt.