Gefell Töpen will Brummis aussperren

Oliver Nowak
Eine Bürgerinitiative stemmt sich gegen den Schwerlastverkehr auf der B 2 durch die Ortschaften - das Bild entstand am Ortsausgang Töpen in Richtung Gefell. Sie will, dass die Lkws die Autobahn benutzen. Foto: Thomas Neumann

Der Schwerlastverkehr durch mehrere Gemeinden an der B 2 und der B 90 soll auf die Autobahn umgelenkt werden. Dafür setzt sich eine Bürgerinitiative ein.

 
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Gefell/Töpen - Die Bürgerinitiative Gefell-Zollgrün will, dass die Belastung durch den Schwerverkehr auf den Bundesstraßen 2 und 90 sowie auf den Landesstraßen 3002 und 1093 eingeschränkt wird. Auch die Gemeinde Töpen, die von der B 2 durchquert wird, ist vom Schwerlastverkehr betroffen. Künftig könnte sich der Verkehr in der Region durch die Erweiterung bei Dachser in Hof an der A 9 und die Neuansiedlung von Amazon in Gattendorf an der A 93 noch verstärken, befürchtet die Bürgerinitiative.

Insgesamt 2436 Bürger aus Töpen, Gefell, Dobareuth, Hirschberg, Zollgrün und Umgebung haben deshalb eine Petition unterzeichnet. Ihr Anliegen legten nun die Vertreter der Bürgerinitiative dem Petitionsausschuss des Thüringer Landtags dar.

Mit der Petition soll erreicht werden, dass die entsprechenden Straßenabschnitte auf Fahrzeuge mit maximal 7,5 Tonnen Gesamtgewicht begrenzt werden. In einem Video, das die Bürgerinitiative dem Ausschuss zeigte, wurde geschildert, wie der Schwerlastverkehr Hausfassaden verdreckt, wie schmal die Gehwege in den betreffenden Orten sind und wie hoch das Unfallgeschehen ist. Auch der Inhalt der Petition wurde ausführlich besprochen.

Die Ausführungen der Bürgerinitiative bezogen sich auf die Verkehrsanalysen von Gefell aus dem Juli 2019, den Ergebnisprotokollen der unabhängigen Prüfinstitute Geovista aus Bayreuth und der Delta GmbH aus Chemnitz. Der Schwerlastverkehr sei zwischen 2015 und 2019 gestiegen. Rund 1400 von den etwa 6000 Fahrzeugen, die täglich auf der Strecke unterwegs sind, sind Lastwagen. Der Anteil des Schwerlastverkehrs auf dieser Strecke beträgt damit 24 Prozent. Der Bundesdurchschnitt hingegen liegt bei acht Prozent.

In Töpen und Zollgrün sieht es ähnlich aus. Dies sei auch die Hauptursache für die Gesundheitsbelastungen und Sicherheitsrisiken der Bevölkerung, meint die Bürgerinitiative. Ein Verbleib beziehungsweise eine Lenkung des Schwerverkehrs auf die Autobahnen 9 und 72 würde eine sofortige, erhebliche Entlastung bringen. Diese Autobahnlösung ist ihre Hauptforderung. Sie wäre schnell umsetzbar, umweltverträglich und kostengünstig. Eine Umgehungsstraße würde hingegen keine dieser Faktoren erfüllen.

Mit einer Verbesserung der Lage hatten die Behörden gerechnet durch eine Abstufung der B 2 zwischen Gefell, Zollgrün und Schleiz zur Landesstraße 3002 nach dem sechsspurigen Ausbau der A 9. Man ging davon aus, dass der Schwerverkehr auf die Autobahn umgelenkt und der Durchgangsverkehr auf den Bundes- und Landesstraßen reduziert wird. Allerdings hat sich die Zahl der Fahrzeuge durch diese "freiwillige Autobahnlösung" nicht verringert. Nun müsse sie regulativ durchgesetzt werden, so die Bürgerinitiative. Einbezogen werden müssen dabei die Gemeinde Töpen und die Landkreise Hof und Saale Orla.

Aktuell laufen Untersuchungen zur Lärmbelastung und zur Ermittlung des Ziel- und Quellverkehrs. Damit soll Rechtssicherheit für eine Autobahnlösung geschaffen und die Verträglichkeitsanalyse ergänzt werden. Die Auswertung der Daten ist aber erst nach Abschluss der Baumaßnahmen auf der Autobahn im Bereich Schleiz möglich. Außerdem könnten auch erst nach Abschluss der Arbeiten mögliche Folgen einer Verkehrsverlagerung geprüft werden. Deshalb könne laut Thüringer Infrastruktur-Ministerium der Antrag der Bürgerinitiative auf die Sperrung noch nicht bewertet werden.

Für eine ganzheitliche Beurteilung der gesundheitlichen Belastungen forderte die Bürgerinitiative die Ermittlung von Daten der Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Erweiterungsinvestition der Spedition Dachser in Hof an der A 72 und die Neuansiedlung von Amazon in Hof und Gattendorf an der A 93. Mit diesen Investitionen würde sich der Gesamtverkehr und besonders der Schwerverkehr in der Region und in den jetzt schon betroffenen Orten Töpen, Juchhöh, Dobareuth, Gefell, Haidefeld und Zollgrün weiter erhöhen, befürchtet die Bürgerinitiative.

Auch in dieser Sache wurden die Abgeordneten aufgefordert, aktiv zu werden. Weiterhin forderte die Bürgerinitiative den Petitionsausschuss dazu auf, sie weiter am Petitionsverfahren und somit in Lösungs- und Entscheidungsprozesse der Verkehrsproblematik Gefell - Zollgrün einzubeziehen. Eine Entscheidung des Ausschusses wurde für die nächsten Tage zugesagt.

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