Extreme Wetterlage
Gegen 22.20 Uhr werden dann am Waldstein die ersten umgestürzten Bäume gemeldet. Hierher rücken auch die Feuerwehren aus Zell und Sparneck aus. Im Fichtelgebirge spitzt sich die Lage weiter zu. In der Stadt Selb, in Erkersreuth, Schönwald, Spielberg, aber auch in Thierstein, Thiersheim und Hohenberg an der Eger wüten heftige Windböen. Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach verzeichnet Windspitzen von bis zu 119 Stundenkilometern. "Mehr als die Hälfte der über 100 Einsätze konzentrierte sich auf das Stadtgebiet von Selb, der Rest war größtenteils in fünf bis zehn Kilometern Umkreis um die Stadt herum", sagt Markus Hannweber.
Im Laufe des gestrigen Tages ist ein Video aufgetaucht, das Bilder vom Sturm zeigt. Für den Laien sieht das, was sich in den bewegten Bildern abspielt, aus wie ein Tornado. Die Aufnahmen, die der Selber Tobias Oelsner am Dienstagabend mit seinem Handy gemacht hat, sind größtenteils schwarz. Nur wenn ein Blitz die Szenerie erhellt, sieht man schemenhaft den dunklen Schlauch, der sich aus den Wolken gen Boden windet. In Richtung der Pfaffenleithe in Selb hatte Oelsner gegen 22.50 Uhr seine Videokamera gerichtet und dabei wohl einen Tornado aufgenommen. "Ich habe aus dem Dachbodenfenster heraus gefilmt. Ganz aufs Dach wäre mir zu heikel gewesen", sagt er.
Volker Wünsche, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst hat sich Standbilder des Films angesehen und kommt zu dem Schluss: "Wahrscheinlich war es ein Tornado", sagt er, räumt aber auch ein, dass man sich anhand der vorliegenden Bilder nicht ganz sicher sein kann.
Markus Hannweber berichtet: "Das wirkte wie ein extremes Auf- und Abwind-Ereignis", sagt Hannweber. Ein Kollege habe sich in seinem Haus in Selb mit seiner gesamten Körperkraft gegen eine Tür stemmen müssen, um sie zu öffnen. Außergewöhnliche Druckverhältnisse sollen geherrscht haben.
Das besagen auch die Daten des Wetterdienstes. Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach, schloss gestern - ohne das Video gesehen zu haben - einen Tornado weitgehend aus: "Dafür haben die Bedingungen nicht gestimmt", sagt Leyser. Die Wolkenfront habe zu hoch gelegen, hinzu kämen weitere Faktoren, die gegen einen Tornado sprechen. Fallböen seien wahrscheinlicher gewesen. Leyser erklärt: "Bei diesen sogenannten Downbursts stürzt durch die Verdunstung von Regenwasser abgekühlte Luft mit hoher Geschwindigkeit zu Boden." Das Video des Selbers Tobias Oelsner spricht nun eher für einen Tornado.
Glimpflich davongekommen sind übrigens auch die Besucher und Schausteller beim Wiesenfest in Rehau. "Es hat einfach nur sehr stark geregnet", sagt etwa Angelika Späth, die auf dem Wiesenfest einen Stand mit Süßwaren betrieb. "Die Leute sind nur sehr nass geworden", sagt die Schaustellerin. Nur wenige Kilometer weiter hinter dem Kornberg sah die Angelegenheit dann aber ganz anders aus.
Für die nächsten Tage ist übrigens Entspannung in Sicht. Erst am Wochenende sind Temperaturen nahe der 30-Grad-Marke zu erwarten.