Hof Trassen-Gegner bleiben kämpferisch

Drinnen tagen die Planer, draußen demonstrieren rund 200 Menschen gegen den Süd-Ost-Link. Sie zeigen, warum sie die Trasse für völlig unnötig halten.

 
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Hof/Landkreis - Der Anblick mag in diesen Tagen irreführen. Doch die gelben Westen, die die Demonstranten an diesem frostigen Freitagnachmittag vor der Hofer Freiheitshalle tragen, haben so gar nichts mit der Randale ähnlich gekleideter Aktivisten in Frankreich zu tun. Hier geht es um friedlichen Protest, der von demokratischen Grundsätzen gedeckt ist. Für die Teilhabe - und gegen den Südost-Link, jene als Monstertrasse verschriene Stromleitung vom Norden Deutschlands in den Süden. Und die soll bekanntlich, das hat die Firma Tennet am Mittwoch noch einmal bekräftigt, durch die Region führen. Ein wichtiger Baustein für die Versorgungssicherheit, sagen die Befürworter, allen voran der Bund, völlig unnötig, sagen die Gegner. "Ich bin Raumwiderstand" steht auf vielen gelben Westen. Sie spielen damit auf jenen Begriff an, der zentral ist in den Tennet-Planungen. Raumwiderstände können alle möglichen Dinge sein: undurchdringliche Felsschichten, Besiedlung, Naturschutzgebiete - oder eben auch Menschen. Und das betonen die Demonstranten in Schwarz auf schrillem Gelb. Eine unter den Demonstranten ist Susanne Knörnschild aus Kirchgattendorf. Sie fühlt sich in der Trassen-Diskussion an die Zeit erinnert, in der die A 93 geplant wurde. "Damals hat man uns auch ein paar Trassen zur Auswahl gegeben und eine mussten wir nehmen", sagt sie. Dafür, dass die Meinung der Menschen vor Ort gehört wird, müsste man aufstehen: "Man kann doch nicht einfach auf der Couch sitzen und abwarten", sagt sie.

Während in der Freiheitshalle Tennet bei einer geschlossenen Veranstaltung über den aktuellen Stand der Trassen-Planung informiert und später auch potenziell Betroffene zu Wort kommen lassen wird, äußern draußen auf der halbseitig gesperrten Kulmbacher Straße rund 200 Demonstranten ihren Unmut über die Tennet-Pläne. Mehrere Bürgerinitiativen und der Bayerische Bauernverband hatten dazu eingeladen, kollektiv Flagge zu zeigen. Viele Bauern, Naturschützer, aber auch Politiker jeglicher Couleur mischen sich unter die Menge. Auch der Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner, Landrat Dr. Oliver Bär und weitere Bürgermeister aus dem Landkreis riskieren zwischenzeitlich ein Ohr, bevor sie in der Freiheitshalle verschwinden.

Landwirt Günter Martin, Sprecher der Bürgerinitiative aus dem Rehauer Ortsteil Wurlitz, erklärt per Megafon das Anliegen der Demonstranten. Im Hintergrund hält BBV-Kreisobmann Hermann Klug aus Isaar bei Töpen sein Transparent hoch: "530 km für Kohlestrom", ist darauf zu lesen. Das fasst zusammen, wofür die Demonstranten stehen: Die Stromtrasse bräuchte es gar nicht, wenn die Politik auf eine dezentrale Stromversorgung mit erneuerbaren Energien setzte. "Diese Trasse ist eine Rolle rückwärts zu Kohle- und Atomstrom", rief Martins ins Megafon. Und: Die Erdverkabelung sei eine Gefahr für den Naturraum und die Gesundheit des Menschen. Statt den Strom über Hunderte von Kilometern über eine teure Trasse zu transportieren, solle lieber eine Stromversorgung vor Ort mit Wertschöpfung vor Ort stattfinden. "Von den Abgeordneten hört man leider nur am Biertisch hinter vorgehaltener Hand, dass es die Trasse nicht braucht", beklagt Günter Martin. Deshalb wolle man nun auf diesem Wege Widerstand leisten. Sein Mitstreiter Hermann Klug fügt später an: "Die Region Hof hat schon genug für die Energiewende getan." Dafür müsse man nur einmal in die Landschaft schauen. Ein lautes Trillerpfeifen-Konzert ist zu hören. Einiger Unmut allgemeiner Natur gegenüber der regierenden Zunft ist immer wieder spürbar. Doch die Wortführer legen Wert darauf, dass es hier um eine konstruktive Auseinandersetzung, um die Sache geht.

Von einer "unnötigen Trasse" spricht anschließend Hans Martin Grötsch. Seit Kurzem ist der Wahl-Hofer und Freie-Wähler-Politiker der stellvertretende Vorsitzende der Gruppierung in Bayern, die seit der Landtagswahl mit der CSU in der bayerischen Staatsregierung sitzt und die Forderung nach einer dezentralen Energieversorgung in ihrem Wahlprogramm stehen hatte. "Die Region lässt sich durch die Trasse nicht spalten", stellte Grötsch klar und beschwor die Solidarität unter den Demonstrierenden, aber auch die Solidarität über die Grenzen der Region hinaus. "Wir können nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip vorgehen und das Problem von der einen in die andere Region verlagern", sagte Grötsch.

Soll heißen: Die Trasse soll nicht von einer in die nächste Region verschoben, sondern die Pläne komplett getilgt werden. Er versprach, dass die Freien Wähler sich für dieses Anliegen mit aller Kraft einsetzen würden. Er schränkte ein, dass die Trassen-Pläne auf einem Bundesgesetz beruhten und es jetzt - rund 60 Tage nach der Wahl - Zeit brauche, Dinge in die Wege zu leiten.

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