Hof Trauer um Peter Tschoepe

Ralf Sziegoleit
Peter-Michael Tschoepe Foto: Archiv/asz

Nach langer Krankheit ist Peter-Michael Tschoepe, der frühere Kulturreferent der Stadt Hof, am Dienstag im Alter von 77 Jahren gestorben. Auch als bildender Künstler machte er sich einen Namen. Ein Nachruf.

 
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Hof - Als er schon lange schwer krebskrank war, beehrte ihn der renommierte Kunsthistoriker und Museumsleiter Bernd Küster mit einem Atelierbesuch. Ein Buch über Peter-Michael Tschoepes künstlerisches Werk wollte er schreiben, nachdem er Bilder von ihm im Haus der Stiftung Otmar Alt im westfälischen Hamm gesehen hatte. Auch, aber nicht nur ein Begleitbuch zu einer dort geplanten Ausstellung sollte es werden. Deren Eröffnung im Mai fiel der Coronakrise zum Opfer, doch das schöne Buch, ein Hardcover im Großformat mit mehr als 50 Abbildungen, ist termingerecht fertig geworden. Es war die letzte große Freude, die das Leben dem 1943 in Niederschlesien geborenen Tschoepe gönnte — zugleich eine Ehre und Anerkennung, wie sie der Künstler, der sich bescheiden einen Bildermacher nannte und es ablehnte, von geschaffenen „Werken“ zu sprechen, niemals erwartet hatte.

In dem Buch, es trägt den Titel „Struktur & Harmonie“, wird er mit dem Satz „Ich bin süchtig nach dem Schönen“ zitiert. Mindestens gleichermaßen wie der bildenden Kunst war Tschoepe der Musik zugetan, die er als Grundlage aller ästhetischen Erfahrungen schätzte. Sein umfassendes Wissen prädestinierte ihn dafür, Kulturreferent der Stadt Hof zu werden, als man im Rathaus 1994 einen Nachfolger für den rührigen Friedbert Braun suchte. Im Jahr danach konnte Tschoepe, endlich, den in Hamburg lebenden Hofer Maler Armin Sandig für eine große Ausstellung „daheim“, in der Freiheitshalle, gewinnen. Zu seinen zahlreichen Verdiensten als Leiter des Fachbereichs Kultur gehört die „Erfindung“ der Jugendkunstbiennale des Sächsischen-Bayerischen Städtenetzes, die er 1998 ins Leben rief.

In Hof, wo er seit 1949 lebte, hatte Tschoepe die Schule besucht und ein Fachhochschulstudium absolviert, das er als diplomierter Verwaltungswirt abschloss. Danach diente er bei der Stadtverwaltung zunächst als Pressesprecher, pflegte Kontakte mit Partnerstädten, aus denen auch Freundschaften entstanden — er war ja Mitglied der „Schlaraffia“ und also ein heiterer Mensch —, und mit ihm ging auch seine Kunst auf Reisen und wurde in fernen Gegenden, nicht nur im Inland, ausgestellt. In Hof, wo mit seinen Bildern 1972 die Hypo-Galerie eröffnet wurde, und seinem Umland machte er sich als Künstler lange Zeit eher rar, aber als er 70 wurde, widmete ihm der örtliche Kunstverein eine große Retrospektive, unter dem Titel „Bunte und pikante Mischung“ berichtete die Frankenpost darüber. „Ich bin ein Chamäleon“, pflegte Tschoepe zu sagen, denn seine künstlerische Arbeit betrachtete er nicht unter dem Aspekt stilistischer Merkmale, sondern als „offenes System“. Gegenstand seines Bildermachens war „allein die Erfahrung zwischen mir selbst und dem Bild“. Stets ging er mit sicherem Gefühl für Farbe und Form ans Werk, auch mit Erfindungslust und Witz. Das seit Kurzem vorliegende Buch über ihn wird dazu beitragen, dass er, vor allem auch als Meister der Collage, lange in Erinnerung bleibt.

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