Auch bei Linken-Stadtrat Thomas Etzel ist eine der Postkarten im Briefkasten gelandet. "Das ficht mich nicht besonders an", sagt Etzel auf Frankenpost-Anfrage. Als Aktivist des Bündnisses "Hof ist bunt" habe er schon wiederholt ähnliche E-Mails erhalten mit der Aufforderung, er solle aus Hof und aus Deutschland "abhauen". Einschüchtern lasse er sich dadurch nicht, betont Etzel. Er sehe sich vielmehr in seiner Auffassung bestärkt, dass man wachsam bleiben müsse und im Einsatz gegen die rechtsextremen Umtriebe nicht nachlassen dürfe.
CSU-Stadtrat Felix Lockenvitz, der ebenfalls eine Postkarte erhalten hat, macht kein Hehl daraus, dass er "im ersten Moment erschrocken" ist. Ihm gab zu denken, dass sein Name und seine Adresse per Hand geschrieben waren, die Karte also offensichtlich ganz gezielt an ihn verschickt worden war. Mittlerweile habe er erfahren, dass zumindest in der CSU-Fraktion "so ziemlich alle Stadtratsmitglieder" die gleichen Karten bekommen haben. Deshalb sieht der CSU-Mann das Schreiben des Dritten Wegs jetzt gelassen: "Wenn die meinen, für so etwas Geld ausgeben zu müssen, ist es auch recht." Nichtsdestotrotz, räumt er ein, seien solche Vorfälle geeignet, "ein bisschen die Stimmung zu vergiften". Denn man frage sich: "Was kommt als Nächstes?"
Als "eher lästig" bezeichnet SPD-Stadträtin Andrea Hering die unerwünschte Sendung, die in ihrem privaten Briefkasten lag. "Von solchen Leuten Post zu bekommen - das braucht's nicht." Als Bedrohung empfinde sie das nicht. Sie beschäftigt eher die Frage, wie man mit solchen Schreiben umgehen sollte. "Einerseits: Wenn man ihnen öffentliche Aufmerksamkeit schenkt, haben die Urheber ihr Ziel erreicht. Wir wollen dem Dritten Weg keine Plattform geben." Andererseits: "Einfach totschweigen darf man solche Vorkommnisse auch nicht." Mit Verwunderung weist die SPD-Stadträtin auf den enormen Aufwand hin, den die Rechten in die offenbar länderübergreifende Postkartenaktion gesteckt haben - nicht nur finanziell: "All die Karten handschriftlich zu adressieren - ein Wahnsinn!"
Medienberichten zufolge sind beispielsweise auch in Plauen und Zwickau gleichlautende Karten an Stadträte und auch an Zeitungsredaktionen verschickt worden. Wie der Bayerische Rundfunk online berichtet, gingen in Nürnberg derartige Postsendungen an mindestens 25 Personen.
Der BR beruft sich auf Angaben von Titus Schüller, Linken-Stadtrat in Nürnberg. In Mittel- und Oberfranken seien die Postkarten vor allem an Kommunalpolitiker der Partei Die Linke in Nürnberg, Fürth und Bayreuth geschickt worden.
Keine Ermittlungen
Die Staatsanwaltschaft Hof hat, wie sie am Montag auf Frankenpost- Anfrage mitteilte, Kenntnis von den Postkarten. Anzeigen von Betroffenen liegen ihr nicht vor. "Nach Prüfung des Sachverhalts wurde kein Ermittlungsverfahren eingeleitet", heißt es: "Andere Staatsanwaltschaften haben wegen inhaltsgleicher Postkarten eine Strafbarkeit ausführlich geprüft und verneint."