Hof Vogelgrippe geht alle an

Von
Steht nicht drauf, ist aber wichtig: Wo Schilder wie dieses in Hof vor der Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, warnen, müssen Hunde an die Leine. Foto: Marcus Schädlich Quelle: Unbekannt

Landwirte, Züchter, Hunde- und Katzenhalter, Spaziergänger: Der Virus ist bei Überträgern nicht wählerisch. Wie er sich verhalten wird, wissen auch die Behörden nicht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Hof - Wenn Dr. Gunther Illgen von einem dynamischen Prozess spricht, ist das ganz schlecht. "Überall in Bayern haben wir neue positive Befunde der Vogelgrippe", sagt der Chef des Veterinäramtes am Landratsamt Hof. Wie es weitergeht? Er weiß es nicht. Der Prozess ist dynamisch, der Zufall bestimmt das Handeln. Nachdem der Ausbruch der Vogelgrippe nach einem positiven Befund auf den H5 N8-Virus bei einer toten Reiherente offiziell ist (wir berichteten), haben Illgens Team und die Kollegen der Stadt Hof reagiert: Stallpflicht, Ausstellungsverbot, Marktverbot, Leinenpflicht für Hunde. Die Bürger sind verunsichert.

Das Gesetz sieht vor, bei Verstößen gegen die Anordnungen Geldstrafen von bis zu 30 000 Euro zu verhängen. Für Illgen ist das zwar korrekt, aber nicht der Punkt. "Wir müssen das Geflügel in den Ställen schützen. Darum geht es", betont er. Der Veterinär weiß, dass die Behörden es derzeit keinem leicht machen. Er will aber ein Ziel erreichen: "Wenn wir es schaffen, den Virus von den betrieblichen Ställen mit ihren vielen Tieren fernzuhalten, das wäre toll." In den Niederlanden mussten erst dieser Tage 190 000 Enten wegen der grassierenden Vogelgrippe getötet werden. Obwohl es in der Region noch keine großen Zuchtbetriebe gibt, der Schaden wäre trotzdem groß - und die Gefahr der weiteren Verbreitung ebenfalls.

Noch fast drei Wochen gelten die Grenzen der Sperrbezirke und der Beobachtungsgebiete. Einen Unterschied der beiden Areale, der für einen Großteil der Bürger relevant wäre, gibt es nicht. Da wie dort gilt zum Beispiel, dass Hunde an die Leine gehören. "Wer seinen Hund frei laufen lässt, muss zunächst mit einer Verwarnung rechnen", sagt Illgen. Gleiches gilt auch in der Stadt Hof, auch das Gebiet am Untreusee ist damit gemeint. Das sei keine Schikane, die Tiere könnten in Kontakt zu virusbelastetem Vogelkot oder Kadaver geraten und die Erreger an Geflügel oder Menschen, die mit Hühnern oder Gänsen zu tun haben, weitergeben. "Und Hunde riechen tote Tiere sehr leicht", sagt dazu der Tierarzt vom Landratsamt. Auch Katzen sollte man, soweit es geht, nicht nach draußen lassen. Illgen: "Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan. Aber es ist einfach wichtig."

Derzeit klingelt im Veterinäramt häufig das Telefon, weil Bürger melden, dass sie Enten, Hühner oder Gänse draußen haben herumlaufen sehen, was ein offensichtlicher Verstoß gegen die Stallpflicht sei. Dann muss die Behörde ausrücken und die Landwirte oder Züchter auffordern, die Tiere in den Stall zu bringen. "Bußgelder haben wir noch keine verhängt", sagt Illgen. Noch habe es sich eben nicht überall herumgesprochen, welche Regeln gelten.

Die drei Tierärzte am Landratsamt haben sich auch mit mehreren Züchtern von Gänsen unterhalten und von deren Problemen gehört. Diese Tiere, die Weihnachten zur Delikatesse werden sollen, bleiben in der Enge eines Stalls nicht immer friedlich, zumal wenn sie geschlechtsreif sind. Die Lösung in diesen Fällen war oft, dass die Züchter für mehr Platz im Stall gesorgt haben, indem sie einen Teil des Bestands schon jetzt statt unmittelbar vor Weihnachten geschlachtet haben. Frische Gänse werden daher zum Fest seltener, ein Teil des Fleisches wurde schon jetzt eingefroren.

Für die Züchter und die Veterinärämter ist die Frage "Frischfleisch oder nicht?" höchstens zweitrangig. Sie sind gezwungen, das aktuelle Geschehen hinzunehmen und sich gegen das zu wappnen, was droht. Die Vogelgrippe könnte ähnlich wie die Grippe, die den Menschen ins Bett zwingt, zu einem ungebetenen alljährlichen Gast werden. Die Viren kommen in beiden Fällen aus Asien. "Im Herbst zur Zeit des Vogelflugs wird die Krankheit zu uns transportiert", erklärt Illgen.

Bei der für den Menschen gefährlichen Grippe achten europäische Mediziner alljährlich darauf, welcher Virus sich in Asien verbreitet, um entsprechende Impfstoffe bereithalten zu können. "Geflügel kann man aber nur in extrem seltenen Ausnahmen impfen", sagt Illgen. Aber zumindest zeige sich so, welches Geschehen Deutschland droht. "Ob die Vogelgrippe nun auch jedes Jahr kommt, kann niemand sagen. Das wäre nur Spekulation. Aber möglich wäre es."

Ob die Vogelgrippe jedes Jahr kommt, kann niemand

sagen. Das wäre nur

Spekulation. Aber möglich

wäre es.


zitat

Dr. Gunther Illgen,

Veterinärdirektor Landratsamt Hof

Gut zu wissen

Seit 29. November gelten die Bestimmungen für die Sperrzone und das Beobachtungsgebiet für 21 Tage. Sollte es einen weiteren positiven Befund geben, dauern sie ab diesem Zeitpunkt für erneut 21. Tage an.

So lange sollten die Bürger auf Folgendes achten:

Hunde dürfen nicht frei laufen, auch Katzen sollten nicht aus dem Haus gelassen werden.

An Gewässern sollte man keine Enten, Schwäne oder ähnliche Tiere füttern. Dies zieht Wildvögel an, die den Vogelgrippen-Virus in sich tragen könnten.

Wer Geflügel, gleich welcher Anzahl, hält, muss es dem zuständigen Veterinäramt melden, sofern er es noch nicht getan hat.

Geflügelställe dürfen nur noch Personen, die zum Betrieb gehören, Tierärzte oder Mitarbeiter der Veterinärbehörden betreten.

Wer einen toten Vogel findet, soll ihn unter keinen Umständen berühren, sondern die Behörden verständigen:

Stadt Hof: 09281/815-1192

Landkreis Hof: 09281/57-215

Karten und weitere Infos sind im Netz zu finden unter:

-----

www.landkreis-hof.de

www.stadt-hof.de

Autor

Bilder