Hof Volksfest-Kolumne Teil 1: "Man liebt oder man hasst es"

Aus dem Tagebuch einer Bedienung: Redakteurin Ann-Kristin Schmittgall jobbt als Bedienung auf dem Volksfest. Sie berichtet nun täglich, was sie alles erlebt.

 
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Eigentlich bin ich ein Schreibtisch-Gewächs, eine dieser Büro-Leichen, wie es mein Physiotherapeut uncharmant ausdrückt. Der wird sich nun freuen: In den nächsten Tagen bekomme ich nämlich ordentlich Bewegung ab, wenn ich Ausschau halte nach durstigen Menschen. Zum zweiten Mal bin ich Bedienung auf dem Hofer Volksfest - ich nehme Urlaub und tausche meinen Schreibtisch in der Frankenpost -Redaktion gegen Hofer Hall’n und Biermeile.

Im vergangenen Jahr hat mir das so viel Spaß gemacht, dass ich mich gleich wieder beworben habe. Ins Team zu kommen, ist gar nicht so einfach, denn der Job bei den Volksfestwirten ist begehrt. Das liegt nicht zuletzt an den Wirten selbst, die trotz aller Arbeit gute Laune verbreiten. Die überträgt sich automatisch auf die gesamte Truppe. Es dauert nicht lange, bis man sich der Sache zugehörig fühlt - auch wenn man, wie ich, ka echta Hofera ist und mit der Geburtsstadt München im Pass sogar einen Migrationshintergrund mitbringt.

Meine Karriere an den Maßkrügen begann in meinem zweiten Heimatort: auf dem Marlesreuther Wiesenfest. Vor mehr als zehn Jahren zum Bieraustragen verdonnert, habe ich schnell festgestellt: Man liebt oder man hasst den Job. Ich liebe mittlerweile alles daran: die körperliche Herausforderung, die Fest-Atmosphäre, das Schäkern mit Leuten, das Kennenlernen neuer und das Wiedersehen alter Bekannter. Natürlich ist auch die Politur, die der Kontostand abbekommt, nicht zu verachten. Ob Hochglanz oder Minimalpflege, das hat jede Bedienung, jeder Kellner, selbst in der Hand: Wer mehr trägt, muss weniger laufen. Ich verdiene nicht nur am Trinkgeld, sondern auch an jeder ausgetragenen Maß.

Mal sehen, wie es bei mir in diesem Jahr lefft, wenn das Bier wieder lefft. Leser der Frankenpost werden es erfahren: Denn in einem meiner schwachen Momente - während des Hofer Schlappentages - habe ich meinen Zeitungskollegen zugesagt, eine tägliche Kolumne über meine Zeit auf dem Fest zu schreiben. So richtig los vom Schreibtisch komme ich also nicht. Aber so ist das eben mit den Leidenschaften.

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