Hof Voten für die Hofer Schulbegleitung

Von Lisbeth Kaupenjohann

10 000 Euro Preisgeld kann die ehrenamtliche Hofer Initiative gewinnen, wenn die Bürger sie per Anruf oder Mausklick unterstützen. Im Rennen sind auch die Asylothek Nürnberg und die Kulturloge München.

 
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Hof - Jetzt geht es um die Wurst: Die "Hofer Schulbegleitung" hat es ins Finale von "Miteinander" geschafft. Ob sie in diesem Wettbewerb von Bayern 2 und der "Abendschau" auf Platz drei, zwei oder ganz vorne landet, entscheiden die Bürger, die vom heutigen Montag bis Mittwoch für die eine ehrenamtliche Initiative ihrer Wahl voten können. Die Preisverleihung findet am Freitag statt. Bis Mittwoch stellen Bayern 2 und die Abendschau des Bayerischen Fernsehens die Initiativen vor - neben der "Hofer Schulbegleitung" sind das noch die Asylothek Nürnberg und die Kulturloge München. Platz drei ist mit 4000 Euro dotiert, Platz zwei mit 6000 Euro - für den Sieger gibt es 10 000 Euro.

"Das Geld könnten wir sehr gut brauchen", sagt Swetlana Merkel, hauptamtliche Koordinatorin der "Hofer Schulbegleitung". Das Motto des diesjährigen Medienwettbewerbs war "Neues entdecken - Die besten Initiativen für Wissen und Bildung". "Das passt perfekt auf uns", meint auch Bettina Zschätzsch, ehrenamtliche Projektleiterin und Mitgründerin der Initiative. Deshalb habe man sich beworben, und Ende Oktober sei der Anruf gekommen, dass die "Hofer Schulbegleitung" es ins Finale geschafft habe. "Das war ein tolles Gefühl", freuen sich die beiden Organisatorinnen. In den letzten Tagen waren Fernsehen und Rundfunk vor Ort."Die Medienleute haben unsere Kinder, Mütter und Mentoren beim Besuch der Stadtbücherei gefilmt, während der Hausaufgabenbetreuung, beim Plätzchenbacken in der Jugendherberge und während des Trainings mit dem Schwimmverein."

In den letzten drei Jahren ist die Initiative mehrfach ausgezeichnet worden. Auf den Bernhard-Vogel-Bildungspreis 2010 der Konrad-Adenauer Stiftung folgte der Integrationspreis 2011 und das Phineo-Wirkt-Siegel gegen Kinderarmut in der Frankfurter Börse 2012. Dieses Jahr im Juli erhielt das Projekt in Anerkennung der ehrenamtlichen Tätigkeit aller Mentoren und Lernpartner den Deutschen Bürgerpreis der Initiative "Für mich. Für uns. Für alle." in der Kategorie "Alltagshelden".

Vor allem Kinder mit Migrationshintergrund, von Alleinerziehenden, aus kinderreichen Familien und von Empfängern staatlicher Sozialleistungen profitieren von dem ehrenamtlichen Engagement. Waren es früher vor allem türkische Kinder, werden jetzt Jungen und Mädchen aus vielen Ländern betreut - aus dem Irak, aus Syrien, Afghanistan, Rumänien . . .

"Aber auch deutsche Kinder sind dabei", berichtet Swetlana Merkel. Bereits ab der ersten Klasse gelte es, die Chancen der Kinder zu verbessern. "Uns ist es auch wichtig, die Eltern einzubeziehen", betont Bettina Zschätzsch. Die meisten ließen sich von der Notwendigkeit schnell überzeugen und unterschrieben den Vertrag, der sie auf ein Jahr zur Mitarbeit verpflichte. Es gebe kaum Abbrecher.

Zu den Bildungsangeboten gehören Lernpartnerschaften, an denen sich ältere Schüler und Studenten aus Hof beteiligen. 17 solcher Lernpartner sind nach Worten Merkels derzeit aktiv, dazu 15 ehrenamtliche Mentoren, darunter auch Migranten, die bestens in der Hofer Gesellschaft integriert sind. "Wir bräuchten noch mehr Mentoren", sagt die Koordinatorin.

Dass die "Hofer Schulbegleitung" mit ihrer Arbeit Erfolg hat, zeigt auch das Lob vieler Lehrer. "Die Lehrer berichten uns vom gestiegenen Selbstbewusstsein der Kinder. Manche Jungen und Mädchen blühen in kurzer Zeit richtig auf, bei manchen dauert es etwas länger", sagt Zschätzsch. Viele Ehemalige meldeten sich wieder und berichteten, dass sie eine Lehre abgeschlossen haben oder das Abitur geschafft haben.

Mit dem Preisgeld wollen die Organisatorinnen da helfen, wo die staatliche Unterstützung nicht ausreicht. Zum Beispiel können Buskarten für die Kinder finanziert werden, damit die sie auch im Winter zum Training in ihre Vereine kommen. Denn: "Nicht alle haben Anspruch auf das Bildungspaket", erläutert Merkel und verweist zum Beispiel auf Angehörige aus EU-Ländern wie Rumänien. Aber auch mit diesen zehn Euro im Monat könne man sich keinen Musikunterricht leisten.

Die "Hofer Schulbegleitung" sowie die Initiativen aus Nürnberg und München werden heute in mehreren Radiobeiträgen von Bayern 2 sowie in der "Abendschau" um 18 Uhr im Bayerischen Fernsehen vorgestellt. Im Internet sei das ebenfalls möglich, und zwar unter www.br.de/miteinander.

Wir hoffen, dass möglichst viele für uns stimmen.

Swetlana Merkel/Bettina Zschätzsch


Bildungschancen

Die "Hofer Schulbegleitung" ist eine bürgerschaftliche Initiative zur nachhaltigen Verbesserung der Bildungschancen benachteiligter Kinder vor Ort. Vor allem Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund sowie aus finanziell schwachen Familien profitieren durch gezielte Einzelförderung. Außerdem wird die Elternkompetenz im Bereich Bildung und Erziehung gestärkt. Unterstützt wird auch die Eingliederung der Kinder in die Gesellschaft durch musische, sportliche und soziale Aktivitäten sowie durch Vereinsmitgliedschaften.

Kontakt: Hofer Schulbegleitung, Integra Hof e.V., Leimitzer Straße 62, 95028 Hof, Telefon 09281/140797191 (Merkel) oder 09281/1407970 (Zschätzsch).

Info im Internet: www.hofer-schulbegleitung.de.


Entwicklung

Die "Hofer Schulbegleitung" gibt es seit 2006. Auslöser waren die schlechten Ergebnisse der Stadt Hof im Bayerischen Bildungsbericht. Bis 2008 finanzierte eine private Stiftung das Projekt. Pro Schuljahr wurden bis zu 20 Kinder unterschiedlicher Jahrgangsstufen begleitet. Bis Ende 2011 übernahm das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen die Förderung der Kinder der ersten Klassen aus der Sophien- und der Christian-Wolfrum-Grundschule. Von 2009 bis 2011 konnten weitere 30 Kinder anteilig aus den Mitteln der "Sozialen Stadt" und der Oberfrankenstiftung finanziert werden. Seit Januar 2012 fördert die Stadt Hof das Projekt mit 40 Kindern pro Schuljahr, die "Integra" trägt einen Eigenanteil von zehn Prozent .


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