Oberkotzau Warten auf "die Sommer"

Der Fernwehpark ist an seinem neuen Platz, und Oberkotzau hat damit gleich zwei neue Parks. Mittendrin schreitet eine Diva charmant durch einen Wald aus Blech.

 
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Oberkotzau - Er steht immer am Rand, seine dunkle Haut schimmert im Schatten der Schirmmütze. Mohammad Akkara hat aber eine Minute im Mittelpunkt, und die scheint ihm zuviel. Er steht in Oberkotzau vor dem neuen Fernwehpark und lächelt 300 Besucher an. Er steht für das, was die Ansammlung an Schildern hinter ihm zeigen soll - es geht im Miteinander, wenn man will. Der Fernwehpark ist auch ein Friedensprojekt. Akkara war es, der die Schilder aus dem Staat Israel an den Pfosten gehängt hat. Akkara ist Palästinenser.

Das Fest geht weiter

Das Fest zur Eröffnung des Summa-Parks und des Fernwehparks in Oberkotzau wird an diesem Samstag fortgesetzt. Tagsüber gibt es Führungen durch den Schilderwald, von 18 bis 22 Uhr spielt im Festzelt die Gealan-Band.

Eine stille, eindringliche Randnotiz mitten im Schaulaufen ist das. Mit großem Tamtam - auch der Spielmannszug mit seinen Federbuschgeschmückten Hüten schreitet in die Arena - sind zwei Projekte vollendet, die viele Menschen Zeit, Geld und Nerven gekostet haben. Nach zehn Jahren Planung und Arbeit ist die unschöne Summa-Brache samt giftigem Erdreich unter ihr verschwunden und hat sich in einen weitläufigen Park verwandelt, für Landrat Dr. Oliver Bär gar den "Englischen Garten Oberkotzaus". Und mittendrin erheben sich Dutzende Pfähle mit Abertausenden Schildern. Das ist der Fernwehpark; der, der bis vor Kurzem in Hof stand und unter nicht immer entspannten Umständen nach Oberkotzau umzog.

"Was die Sommer ist da?", Klaus Beer, Initiator des Fernwehparks, findet das frühe Erscheinen der Hollywood-Diva problematisch. "Aber der Trekker-Willi kommt doch zuerst", stöhnt Beer. Und kein Problem, Frau Sommer muss sich erst entspannen. - Tuck-Tuck-Tuck. Winfried Langner, alias Trekker-Willi, kommt tatsächlich vorneweg. Der 83-Jährige ist mit seinem 18-Stundenkilometer-Deutz ein veritables Verkehrshindernis auf den Straßen des Kontinents - und ein munterer Geselle, der gerne parliert über seine Traktor-Touren zum Großglockner, nach Spanien, zum Nordkap oder nach Kaliningrad, wo ihn ein Achsbruch ereilte.

Beer, schwarz schimmerndes Sakko und leuchtend rote Weste am Leib, die mit dem Brillengestell harmoniert (und mit neuem Haarschnitt) garniert das "Grand Opening" seines blechernen "Kindes" mit Prominenten, die den Glanz der "Signs of Fame" noch heller scheinen lassen sollen. Da gratuliert der vielfache Medaillen-Gewinner der Paralympics, der Skifahrer Gerd Schönfelder, zum neuen Park, auch Regisseur Bobby Emprechtinger ist in der schillernden Runde, ebenso wie das Autorenpaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath, die mit Büchern wie "Die Wanderhure" Stammgäste auf Bestsellerlisten sind.

Der Auflauf ist groß, Oberkotzau erlebt einen sonnigen Start. Alle Redner rühmen den Mut der Gemeinde, aus dem "Hinterhof Oberkotzaus", wie Pfarrer Dieter Baderschneider es ausdrückte, eine Oase gemacht zu haben. Dass es etwas geworden ist, findet auch Elke Sommer. Sie ist unter den vielen Prominenten die Attraktion Nummer eins. Eine ältere Dame, beflissener Filmfreak aus Hof, nickt alles ab, was die 77-jährige Schauspielerin aus ihrer Vita erzählt. Kameras geben keine Ruhe, die versammelte Presseschar verdeckt den Star, der Unmut ist groß. Aber Sommer verschafft sich den Platz, den sie braucht, und wenn sie Moderatorin Siggi Obermüller das Mikro aus der Hand nehmen muss. Sie versprüht mit ihrer faszinierend-rauchigen Stimme, die bewusst ins Fränkische changiert - Sommer lebt neben Los Angeles auch in Erlangen - viel Charme. "Ich war nicht immer glücklich. Manchmal war mein Lachen auch ein Clownslachen", erzählt sie. Und ja, Paul Newman, Peter Sellers oder Bob Hope, mit allen habe sie gespielt - aber mit keinem was gehabt. Sie winkt und grüßt ihre Freunde aus Tröstau, und kommt - "ezattla" - auch dazu, ihren Mann Wolf Walther und Hund "Smiley" zu präsentieren, was weder Mann noch Tier besonders gerne mitmachen.

"Und nun, Frau Sommer", Klaus Beer spricht langsam, getragen, "werden Sie in die Signs of Fame aufgenommen." Der pastorale Ton erinnert an das Sakrament der Firmung. Aber Sommer macht munter mit, mit Sonnenhut und Handtasche schreitet die Schauspielerin zum angerührten Ton, signiert schnell noch ein Schild, und drückt dann ihre Hände in die hellbraune Masse. Aus den Reihen der Zuschauer im "Amphitheater" kommen Buh-Rufe, weil die Fotografen den Blick auf die Diva verdecken. Die Gruppe weicht, und schon heben alle die Smartphones, Digicams und fetten Spiegelreflexkameras. Über allen schwebt lautlos eine Drohne, die kaum einer bemerkt und die bald wieder hinter den Wipfeln verschwindet. Und Mohammad Akkara steht am Rand in der Sonne und lächelt.

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