Hof Warum die Hygiene-Studie keine ist

Von Sören Göpel und
Nicht nur sauber, sondern rein: In deutschen Kliniken haben Hygienefachkräfte ein Auge darauf, dass OP-Besteck ordnungsgemäß desinfiziert wird und gefährliche Keime nicht überleben. Quelle: Unbekannt

Das Hofer Sana-Klinikum wehrt sich gegen einen Bericht der ARD. Hygiene-Vorschriften seien stets erfüllt worden. Auch andere Kliniken verstehen die Recherchen nicht.

 
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Hof - Ein roter Punkt sorgt seit Mittwochabend für Aufsehen bei Patienten, Medizinern und Pflegepersonal des Hofer Sana-Klinikums. Die ARD hatte in ihrem Magazin "Plusminus" darüber berichtet, wie schlimm es um die Hygiene in deutschen Krankenhäusern steht. Das Sana-Klinikum taucht in einer virtuellen Karte auf der Internetseite des Magazins auf. Dort heißt es, "die Mindestkriterien wurden nicht erfüllt".

Dr. Holger Otto, Geschäftsführer des Sana-Klinikums, bezeichnet die Recherchen als "unseriös und alt". Das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv hat für die ARD Zahlen aus dem Jahr 2014 erhoben, woraus der Beitrag entstanden ist. Damals hatte das Sana-Klinikum einen externen Krankenhaushygieniker über das Labor Limbach in Heidelberg beschäftigt. Dieser Facharzt für Mikrobiologie habe laut Otto alle wichtigen Aufgaben erfüllt und dafür ein Beraterhonorar erhalten. "Er war in alle wichtigen Prozesse eingebunden, die das Thema Hygiene betroffen haben", sagt Otto.

Er weist daraufhin, dass es in Bayern eine Übergangsfrist gegeben habe. Mittlerweile müssen Häuser mit über 400 Betten einen Krankenhaushygieniker in Vollzeit beschäftigen. Er, Otto, begrüße das.

Ein Grund für die fehlende Stelle ist auch der Mangel an Hygienepersonal. In Deutschland gebe es mehr Kliniken als studierte Krankenhaushygieniker, sagt Dr. Thomas Schörner, Leiter des Gesundheitsamtes. Er leitet die Behörde des Landkreises, die auch das Sana-Klinikum überwacht. In Zeiten von Sparmaßnahmen und hohen Kosten für Ausbildung hätten viele Kliniken zu spät reagiert. "Die Behörden in Bayern mussten schon mit Nachdruck darauf hinwirken, dass Krankenhaushygieniker und Hygienefachkräfte ausgebildet werden müssen", sagt Schörner. Dass die ARD und Correctiv die Zahlen von damals erst drei Jahre später öffentlich machen, sei zumindest unglücklich. Grundsätzlich müssten die Krankenhäuser aber mehr tun, sagt Peter Walger von der Gesellschaft für Krankenhaushygiene dem Münchner Merkur: "Wo Personalnot herrscht, kann es keine gute Hygiene geben."

Die Studie, die für viele Mediziner keine ist, zählt nur Stellen, aber beschäftigt sich nicht tatsächlich mit dem Thema Sauberkeit in Krankenhäusern, wie das Beispiel Amper-Klinik in Dachau zeigt. Dort machten Patienten zuletzt aufmerksam auf verdreckte Zimmer. Correctiv sieht keine Mängel und vergibt einen grünen Punkt.

Das selbst ernannte Recherchezentrum hat grundsätzlich Kliniken mit einem externen Krankenhaushygieniker durchfallen lassen, ohne dabei den allgemeinen Zustand zu überprüfen. Damit konfrontiert, schreibt Correctiv : "Im Einzelnen ist es durchaus möglich, dass eine Klinik mit dem vorhandenen Personal gute Arbeit macht. Wir beziehen uns wie gesagt bei der Bewertung auf einen Aspekt des Personals, der sich aus den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes ableitet. Für gute Hygiene spielen natürlich viele weitere Faktoren eine Rolle."

So sieht es auch das Robert-Koch-Institut (RKI) selbst, auf das sich die ARD in ihrer Veröffentlichung stützt. Die Anzahl an Hygienefachpersonal, die pro Bettenzahl und Größe in einer Klinik vorhanden sein soll, sei eine überholte Empfehlung, jedoch keineswegs ein Gesetz. Eine Sprecherin des RKI warnt davor, den Hygienestandard eines Krankenhauses nur an Zahlen festzumachen - wie im ARD -Beitrag geschehen: "Natürlich sind Zahlen wichtig, man muss selbstverständlich darauf achten, dass es genügend Fachkräfte gibt, jedoch sollte man die Parameter berücksichtigen." Soll heißen: Eine Psychiatrie hat beispielsweise ganz andere Hygieneanforderungen als eine Intensivstation.

Ein Problem sei zudem, dass es in Deutschland erheblich weniger hygienebeauftragte Ärzte als Krankenhäuser gibt: "Die Häuser können sich die Fachkräfte nicht backen."

Allerdings haben das RKI und das Bundesgesundheitsministerium Kampagnen gestartet, um die Hygiene in den Kliniken zu verbessern. Das Ministerium finanziert derzeit mit 460 Millionen Euro ein Programm für mehr Qualifizierung des Klinikpersonals in diesem Bereich. Neuere belastbare Zahlen über den Hygienestandard in den Häusern gebe es derzeit aber nicht. Allerdings stimmten die Zahlen des Correctiv -Rechercheteams von 2014 mit denen des RKI nicht überein, hieß es.

Die anderen Kliniken des Landkreises haben den Test übrigens bestanden. Die Kliniken Hochfranken mit ihren Häusern in Naila und Münchberg beschäftigen laut Vorstand Hermann Dederl externe Krankenhaushygieniker auf Honorarbasis, weil sie unter 400 Betten haben. Die Fachkliniken für Psychiatrie in Rehau und Bad Steben wurden von Correctiv mit in den Recherchetopf geworfen, dabei seien dort die "Hygiene-Anforderungen deutlich geringer", wie Dr. Lothar Franz und Tobias Thieme unisono sagen.

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