Das selbst ernannte Recherchezentrum hat grundsätzlich Kliniken mit einem externen Krankenhaushygieniker durchfallen lassen, ohne dabei den allgemeinen Zustand zu überprüfen. Damit konfrontiert, schreibt Correctiv : "Im Einzelnen ist es durchaus möglich, dass eine Klinik mit dem vorhandenen Personal gute Arbeit macht. Wir beziehen uns wie gesagt bei der Bewertung auf einen Aspekt des Personals, der sich aus den Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes ableitet. Für gute Hygiene spielen natürlich viele weitere Faktoren eine Rolle."
So sieht es auch das Robert-Koch-Institut (RKI) selbst, auf das sich die ARD in ihrer Veröffentlichung stützt. Die Anzahl an Hygienefachpersonal, die pro Bettenzahl und Größe in einer Klinik vorhanden sein soll, sei eine überholte Empfehlung, jedoch keineswegs ein Gesetz. Eine Sprecherin des RKI warnt davor, den Hygienestandard eines Krankenhauses nur an Zahlen festzumachen - wie im ARD -Beitrag geschehen: "Natürlich sind Zahlen wichtig, man muss selbstverständlich darauf achten, dass es genügend Fachkräfte gibt, jedoch sollte man die Parameter berücksichtigen." Soll heißen: Eine Psychiatrie hat beispielsweise ganz andere Hygieneanforderungen als eine Intensivstation.
Ein Problem sei zudem, dass es in Deutschland erheblich weniger hygienebeauftragte Ärzte als Krankenhäuser gibt: "Die Häuser können sich die Fachkräfte nicht backen."
Allerdings haben das RKI und das Bundesgesundheitsministerium Kampagnen gestartet, um die Hygiene in den Kliniken zu verbessern. Das Ministerium finanziert derzeit mit 460 Millionen Euro ein Programm für mehr Qualifizierung des Klinikpersonals in diesem Bereich. Neuere belastbare Zahlen über den Hygienestandard in den Häusern gebe es derzeit aber nicht. Allerdings stimmten die Zahlen des Correctiv -Rechercheteams von 2014 mit denen des RKI nicht überein, hieß es.
Die anderen Kliniken des Landkreises haben den Test übrigens bestanden. Die Kliniken Hochfranken mit ihren Häusern in Naila und Münchberg beschäftigen laut Vorstand Hermann Dederl externe Krankenhaushygieniker auf Honorarbasis, weil sie unter 400 Betten haben. Die Fachkliniken für Psychiatrie in Rehau und Bad Steben wurden von Correctiv mit in den Recherchetopf geworfen, dabei seien dort die "Hygiene-Anforderungen deutlich geringer", wie Dr. Lothar Franz und Tobias Thieme unisono sagen.