"Der Untreusee ist kein statisches Gewässer", erläutert der Seewärter. "Es läuft ständig Wasser zu und ab. Dadurch können Hohlräume zwischen Eis und Wasser entstehen." Zudem treiben Strömungen und Wind das Eis ans Ufer, wodurch es unter Druck gesetzt wird. All das mache das Betreten der Eisfläche völlig unberechenbar.
Die meisten Eisläufer, die Wolfgang Ott ans Ufer holt, sehen die Gefahr ein, wenn er sie ihnen erklärt. Und wer partout nicht vom Eis will, dem macht der Seewärter auch schon mal klar, dass er als verlängerter Arm der Stadt Hof das Hausrecht am Untreusee besitzt, sprich: Er kann Platzverweise erteilen. Und er kann sich dazu Unterstützung holen: "Wenn ich mit der Polizei drohe, hat das bisher noch jeden überzeugt."
Zu den Pflichten der Seewärter gehört es im Winter unter anderem, die Wege zu räumen und zu streuen. Wie an jedem einzelnen Tag des Jahres messen sie außerdem den Wasserstand und kontrollieren die Dammsicherheit. Reinigungsarbeiten rings um den kompletten Untreusee sind ganzjährig zu erledigen, wenn auch im Winter deutlich weniger anfällt.
Ob sich die Seewärter voll und ganz diesen Pflichten widmen oder zwischendurch immer wieder Leute vom Eis scheuchen müssen, hängt ganz und gar vom Wetter ab: "Wenn es so kalt ist wie jetzt, kommen die Leute nur bei Sonnenschein", weiß Wolfgang Ott. Dann aber, wenn plötzlich die Wolken aufreißen, kann es von einem Moment zum anderen so richtig rundgehen: "Das ist manchmal, als ob irgendwo ein Tor aufgeht", erzählt der Seewärter. Und schickt in diesem Zusammenhang gleich noch eine Warnung hinterher: Die Sonneneinstrahlung könne die Tragkraft des Eises zusätzlich schwächen. Wer die Warnschilder ignoriere, spiele mit seinem Leben.