Hof Yoga - tierisch gut für jedermann

Lisbeth Kaupenjohann

Man muss nicht jung und fit sein, um die Übungen zu machen. Das geht sogar mit körperlicher Beeinträchtigung. Der Fokus liegt auf Beweglichkeit.

 
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Hof - Katze Lilly räkelt sich aus dem Schlaf. Sie macht einen Buckel und dehnt sich dann richtig lang aus, bevor sie locker hinausspaziert - fit für ein neues Katzenabenteuer. Schon immer haben Menschen sich von den Tieren vieles abgeguckt. Nicht umsonst sind im Yoga Übungen nach Tieren benannt. Da reckt sich die Kobra kraftvoll gen Himmel, danach wohliges Kuscheln in der Tiger-Entspannungshaltung. Anspannen, locker lassen. Jede Übung hat einen anderen Körperanspruch. Den Atem halten, dann wieder fließen lassen. Achtsam und ganz bei sich sein, die Außenwelt vorübergehend vergessen. Das tut Körper und Seele gut.

Neue Kurse

Vom 27. Juni bis zum 25. Juli,
jeweils von 17.30 bis 19 Uhr,
bietet die VHS Stadt Hof einen fünfwöchigen Schnupperkurs
"Für Vollweiber und Pfundskerle" an, ebenso einen Hatha-Yoga-Kurs für Anfänger, jeweils von 19.15 bis 20.45 Uhr.

Ansprechpartner ist Anja Schmidt, Telefon 09281/84220; Infos auch bei Ursula Vetter-Mohr, Telefon 09281/9162.

Aus Yoga-Büchern kennt man diese fitten, schlanken, jungen Menschen, die sich lächelnd in die unterschiedlichsten Körperhaltungen begeben. "Das schaff' ich nie", seufzt da so manch einer, dem Busen, Bauch und Po im Weg zu sein scheinen. Und wenn es auch noch Knie- oder Rückenprobleme gibt, vom Alter ganz zu schweigen, fragt man sich: "Und so was soll gesund sein?"

"Ja", sagen überzeugt jene, denen Yoga zur Gewohnheit, sogar zur Lebenshaltung geworden ist. In der Münch-Ferber-Villa breiten neun Frauen und ein Mann ihre Matten am Boden des lichtdurchfluteten Zimmers aus, hüllen sich in kuschelige Decken und in Schweigen. Jede Yoga-Stunde beginnt mit der "Reise durch den Körper". Mit angenehmer Stimme leitet Ursula Vetter-Mohr, Yoga-Lehrerin aus Hof, dazu an.

2016 hat sie mit der Volkshochschule der Stadt Hof "Yoga für Vollweiber und Pfundskerle" angeboten. Füllige Menschen seien oft sehr beweglich, weiß sie. Gekommen sind zu dem Kurs aber auch Menschen mit der einen oder anderen körperlichen Einschränkung. In diesem Kreis fühlten sie sich sicher genug, es mit Yoga einmal zu versuchen.

Zu ihren treuesten Schülern zählt sie viele Männer und Frauen, die Rückenschmerz zum Yoga gebracht hat. Etwa den 56-Jährigen, dem Krankengymnastik-Stunden nicht genügt haben. Eine Operation stand im Raum. "Anfangs konnte ich gar nicht flach auf dem Rücken liegen", erinnert er sich. Vetter-Mohr wusste Rat. Nach einem halben Jahr ging es dem Mann, der inzwischen mit Yoga in jeden neuen Tag startet, wesentlich besser. Seine Schmerzen sind fast völlig verschwunden.

Der Entspannungsrunde folgt die Aufwärmphase. Die Krokodils-Übungen kann man zu Hause vor dem Aufstehen auch im Bett praktizieren. Sie dehnen und lockern die Rückenmuskeln. Weiter geht es mit dem Kamel-Ritt: Die Yoga-Schüler bewegen im Schneidersitz das Becken vor und zurück. Nach und nach arbeiten sie den ganzen Körper durch. Die Übungen haben Namen wie Hahn, Held, Sonnen- oder Mondgruß, Heuschrecke oder Boot.

Von den vielen Yoga-Arten unterrichtet Vetter-Mohr Hatha-Yoga, gelegentlich auch Kundalini-Yoga. Kommt zu ihr jemand, der Angst hat, wegen seiner Körperfülle die Anforderungen nicht erfüllen zu können, kann die Yoga-Lehrerin ihn beruhigen: Es gebe immer alternative Übungen und Variationen, damit es nicht zu eng wird um Busen, Bauch und Po. Wichtig: "Geh an deine Grenzen, aber nicht darüber hinaus." Diese Grenzen muss jeder für sich allerdings erst kennenlernen.

Die Yogalehrerin hat eine besondere Verantwortung. Sie behält ihre Schüler im Auge. Wer geschädigte Lendenwirbel hat, darf sich nicht in die Kobra hineinstrecken. Wem die Halswirbel zu schaffen machen, für den ist der Schulterstand tabu, alternativ bietet sich die Schulterbrücke an. Die wenigsten Menschen sind laut Vetter-Mohr ganz ohne körperliche Einschränkung, selbst wenn sie Sport treiben. Sie erinnert sich an Marathonläufer mit Superkondition, denen es an Beweglichkeit mangelte und die sich mit Genuss den Dehnungsübungen hingegeben haben. Nicht umsonst gehört Yoga zum Trainingsprogramm von Fußballern und Bundeswehrsoldaten.

Selbst Schwangere oder Menschen mit Herzleiden brauchen auf Yoga nicht zu verzichten; es gibt sogar Übungen für Querschnittsgelähmte. Dass Senioren wieder beweglicher und auch belastbarer werden, hat Ursula Vetter-Mohr oft erlebt. Yoga trainiert die Koordination, macht Bewegung sicherer.

Durch Krankheit hat eine 52-jährige Hoferin an Kraft und Beweglichkeit eingebüßt. "Anfangs habe ich nur den Entspannungsfaktor gesehen. Dann spürte ich, dass sich durch die sanften Bewegungen meine Beschwerden besserten", berichtet sie. "Meine Yoga-Lehrerin weiß immer eine Alternative, wenn etwas gerade nicht geht." Bis zu 20 Minuten täglich vor dem Schlafengehen widmet sie sich den Übungen und ist überzeugt, dass es ihr ohne sie viel schlechter gehen würde. "Ich kenne meine Grenzen. Yoga ist die einzige mir mögliche Sportart."

Yoga harmonisiert Körper, Geist und Seele. Da spielen neben der Körperarbeit auch Meditation und bewusstes Atmen eine Rolle. Es geht darum, die Gedanken zu bündeln, sich selbst zu beruhigen, zu entspannen.

Am Ende der Stunde konzentrieren sich die Schüler ganz auf ihre Standfestigkeit, kommen in den Baum, Adler oder Tänzer. So still wie möglich verharren sie auf einem Bein. Jeder ist ganz auf sich selbst konzentriert. Und es gibt es noch einmal eine Entspannungsrunde. Was alle besonders schätzen: Muskelkater kommt so gut wie nicht vor.

Nicht nur wegen der Entschleunigung hat eine 44 Jahre alte Hoferin nach einer Bandscheiben-OP mit Yoga begonnen. "Ich interessiere mich für alternative Medizin, um nach Möglichkeit Medikamente zu vermeiden", erzählt sie. Sie schätzt an dieser Bewegungsart, dass sie ein neues Körpergefühl aufbaut. "Ich spüre, wenn es ein Problem gibt. Mit den Übungen kann ich bewusst gegensteuern." Die Achtsamkeit, die man sich und seinem Körper widmet, weitet sich im Laufe der Zeit auch auf andere Lebensbereiche aus. Wer Unbehagen verspürt angesichts der fernöstlichen Tradition: Man muss sich mit der fremden Kultur nicht befassen, aber man kann. Achtsamkeit im Alltag und im Umgang mit anderen tut jedem gut und macht das Leben schöner.

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