Hof Zarte Finger, viel Energie, Selbstvertrauen

Lisbeth Kaupenjohann

Mit einem Festkonzert und "Musik in der Stadt" präsentieren sich bayerische Musikschulen dem breiten Publikum. Viel Beifall belohnt die meist jungen Künstler.

 
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Hof Musik zieht die Menschen an. Vor allem, wenn sich damit ein Einkaufsbummel bei mildem Herbstwetter verbinden lässt. Der Duft von heißem Griesbrei mit Zimt und Zucker sowie von Kartoffelpuffern, frittierten Kartoffelspiralen und anderen Leckereien zog am Samstag durch die Hofer Innenstadt und verlockte so manchen, sich ein Weilchen auf den Bänken niederzulassen, einen kleinen Imbiss zu nehmen und der Musik zu lauschen.

Zum Abschluss des 41. Bayerischen Musikschultags in Hof gaben Ensembles der teilnehmenden Schulen in der Hofer Altstadt und am Dr.-Wirth-Platz Kostproben ihres Könnens. Am Abend zuvor hatten sie beim Festkonzert der Musikschulen im Festsaal der Freiheitshalle alle Register gezogen. Aus der Region waren die Musikschulen der Hofer Symphoniker und des Landkreises Hof dabei, ebenso die Städtischen Sing- und Musikschulen Wunsiedel und Marktredwitz. Aber auch aus Nürnberg, Erlangen, Bamberg, Schweinfurt, Dettelbach, Schwarzach und Fürstenfeldbruck waren Teilnehmer angereist. "Musik in der Stadt" präsentierten auch die Musikschulen Bayreuth, Selb und Hollfeld sowie der Musikverein Gundelsheim.

Mancher Zuhörer wunderte sich, was selbst die Jüngsten aus ihren Instrumenten herausholten. Menschen, die nie Gelegenheit hatten, Musikunterricht zu genießen, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, mit welchem Selbstverständnis die Jungen und Mädchen zu Werke gingen – und dass auch Senioren durchaus noch die Chance haben, ein Instrument spielen zu lernen. 217 Musikschulen mit insgesamt mehr als 200 000 Schülern gibt es in Bayern. Die Einzige aber, an der auch aktive Orchestermusiker unterrichten, ist die der Hofer Symphoniker, gegründet vor 40 Jahren.

Vor allem am Kugelbrunnen und am Dr.-Wirth-Platz bildeten sich am Samstag dichte Menschentrauben um die Musizierenden. Das Programm reichte von klassischer Musik über Folklore, Weltmusik bis zu Jazz, Rock und Pop. Kleine Orchester traten ebenso an wie Formationen von vier oder fünf Musikern. Am Ende hielt noch ein einsamer E-Bass-Rocker die Stellung am Dr.-Wirth-Platz. Dort trat mittags auch die Volkstanzgruppe der Landjugend Zedtwitz auf, die gleich die neue Erntekrone mitgebracht hatte. Besondere Aufmerksamkeit fand die Darbietung der Suzuki-Klassen aus Hof und Bamberg, die gemeinsam unter dem Kaufhof-Vordach spielten. Mit großem Ernst und zarten Fingern strichen die Jungen und Mädchen ihre Geigen und Celli. Da zückten nicht nur Eltern ihre Handys.

Durchs Programm des Festkonzerts am Abend zuvor im Festsaal der Freiheitshalle führte Kristan von Waldenfels. Das Percussion-Ensemble der Musikschule der Hofer Symphoniker unter Leitung von Willi Melzer spielte zum Auftakt schwungvoll die "Candide-Ouverture" von Leonard Bernstein. Zeitgenössische Musik von Jürgen Ganzer ("Meccanico") boten Luisa Frank und Jolina Santen, zwei 15-jährige Mädchen der Kreismusikschule Fürstenfeldbruck, gekonnt am Akkordeon dar. Die Klänge von Arenskys "Romanze g-Moll" webten Hanna und Jonah Petrahn aus Hof an zwei Flügeln so routiniert ineinander, dass sie aus einem Guss erschienen. Mit schönem Sopran sang Victoria Sommerer von der Landkreis-Musikschule Hof "Le Violette B-Dur" von Allessandro Scarlatti, begleitet von Olga Moos.

Es gibt verschiedene Wege, zur Musik zu kommen. Die einen beginnen im zartesten Alter, von den Eltern und Musiklehrern gefördert. Andere entdecken die Welt der Töne erst später auf eigene Faust. Wie etwa Leticia Serejo Kunz, die sich das Gitarrespielen zunächst allein beigebracht hatte. Jetzt, zehn Jahre später und gut ausgebildet, begeisterte die junge Frau aus Erlangen ihre Zuhörer mit "Rondena d-Moll" von Regino Sainz de la Maza, fingerfertig gespielt. Über Youtube kam die 22-jährige Annika Teubner von der Städtischen Sing- und Musikschule Marktredwitz zu ihrem "Fingerstyle". Auf der Western-Gitarre gab sie rockig und stark rhythmisch Sungha Jungs "Seventh #9 E-Dur" zum Besten und bekam dafür einen Riesenbeifall. Erst 13 Jahre alt ist Christian Bartsch von der Städtischen Sing- und Musikschule Wunsiedel, der das poppige "Tough C-Dur" von Michael Schütz sehr eingängig am Klavier darbot. Romantisch und zart ließ Sandro Ortloff, Musikschule Schweinfurt, Zabaletas "Sonata c-Moll, Allegro" auf der Harfe erklingen.

Viel Beifall bekamen Benedikt Förster (Altsaxofon) und Thu-Huong Tong (Klavier) von der Sing- und Musikschule Dettelbach/Schwarzach für ihre temperamentvolle Darbietung von Iturraldes "Pequena Czarda". Kurz und knackig Pulencs Prelude der "Sonate zu vier Händen", am Flügel dargeboten von Kira Lunkenheimer und Sarah Kiesel von der Musikschule Nürnberg. Nicht weniger intensiv in aller Kürze der Mini-Tango der "Micro Suite Nr. 3" von Wolfgang Ruß-Plötz, am Akkordeon gespielt von den "Junior Funtasten" der Kreismusikschule Fürstenfeldbruck. Ruhig und getragen "La vagabonde c-Moll" von Bernard Piris, dargeboten vom Gitarrenquintett der Städtischen Musikschule Bamberg.

Die Formationen überzeugten mit Schwung und Zusammenspiel. So das Clocktett Erlangen mit "Ixesha", einem Kreistanz aus der "Afrikanischen Suite Nr. 20" des jungen Komponisten Sören Sieg, oder "Spain", einem Stück des Jazz-Meisters Chick Corea, gespielt vom Gitarrenorchester der Kreismusikschule Bamberg. Mit einem furiosen Medley aus "The Lord of the Dance" rissen zuletzt die mehr als 40 jungen Musiker der Städtischen Musikschule Bamberg das Publikum von den Plätzen.

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