Hof Zum Abschied ein Lob vom Hofer CSU-Chef

Alexander Kaiser (links) ist der Nachrücker im Stadtrat für Jörg Mielentz. Noch bis zum 30. April 2020 darf der Wirt des Kunstkaufhauses den Platz des Ausscheiders in der SPD-Fraktion einnehmen. Foto: Neumann

Mehr als ein Jahrzehnt hat Jörg Mielentz die Hofer SPD geprägt. Nun geht er nach Hamburg - was er nur in einer Hinsicht als "Abstieg" sieht.

 
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Hof - Selten hat ein Wechsel im Stadtrat vor so großem Publikum stattgefunden: 60 Studenten der Verwaltungs-Hochschule verfolgen am Montag die Stadtratssitzung und erlebten eine Verabschiedung und eine Vereidigung mit. Jörg Mielentz räumt seinen Platz in der SPD-Fraktion - dritte Reihe, linksaußen - für den Nachrücker Alexander Kaiser. Natürlich nicht ohne triftigen Grund: Mielentz zieht aus privaten Gründen nach Hamburg um.

Wie er im Gespräch mit der Frankenpost kurz vor der Sitzung sagt, verlässt er Hof mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Doch mit 43 kann man schon noch mal einen neuen Lebensabschnitt beginnen." Jörg Mielentz hat mehr als ein Jahrzehnt die Hofer SPD geprägt - als Landtagskandidat, als Vorsitzender, als Stadtrat. "Die Kandidatur sticht heraus", betont er. Denkbar knapp setzte er sich 2008 gegen Werner Pfeifer durch. Denkbar knapp verpasste er letztlich den Einzug in den Landtag. Wäre die Geschichte der SPD im Hofer Land anders verlaufen, hätte er damals das Mandat errungen? Gäbe es dann heute einen Landtagsabgeordneten Klaus Adelt? "Es ist müßig, über das ,Was wäre, wenn‘ zu diskutieren", meint Jörg Mielentz. An der großen Politik war er dennoch 15 Jahre hautnah dran - als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Petra Ernstberger. In dieser Zeit hat er Charakterköpfe wie Müntefering und Gabriel kennen und schätzen gelernt. Auch dem Altkanzler Gerhard Schröder, der heute in seiner Partei oft kritisch gesehen wird, gewinnt Mielentz, der seit 2006 in Hof lebte, viel Positives ab: "Wie wir heute wirtschaftlich dastehen, das ist auch seine Leistung."

Nun also in den hohen Norden. Was wird das Erste sein, wenn er dort richtig angekommen ist? "Ich werde ein Astra trinken - und dann sicher feststellen, dass ich biertechnisch abgestiegen bin." Zum Glück hat Mielentz einen guten Draht zur Brauerei Meinel, die ihre Biere in Hamburg in einem Feinkostladen anbietet.

Zum Abschied aus der Stadtrats-SPD gibt es einen Strauß roter Blumen und eine herzliche Umarmung von Fraktionschefin Eva Döhla. Und obendrein ein Lob vom CSU-Oberbürgermeister: "Wir waren Konkurrenten als Kreisvorsitzende, aber immer mit persönlichem Respekt", sagt Dr. Harald Fichtner.

Danach nimmt der OB dem Nachrücker Alexander Kaiser den Eid ab. Der Wirt des Kunstkaufhauses verhaspelt sich kurz bei der Eidesformel wie dereinst Barack Obama - was die Kollegen aber als sympathischen Einstieg werten. Auch in den Ausschüssen wird Kaiser den Platz von Mielentz einnehmen. Ob er seinen Sitz über April hinaus behalten darf, entscheidet sich bei der Wahl. J. F.

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