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Hof Zwei Klubs erkennen die Zeichen der Zeit

Peter Langer

Fußball hat bei jungen Leuten an Attraktivität eingebüßt. Kreativität bei der Jugendarbeit ist gefragt. Moschendorf und Wiesla haben dafür einen Preis bekommen.

 
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Hof - Zwei Fußballvereine teilen sich den ersten Platz beim Jugendpreis der Stadt Hof. Der FC Wiesla und der VfB Moschendorf haben die Zeichen der Zeit erkannt und kümmern sich seit Jahren intensiv um den Nachwuchs.

Harald Kout und Markus Richter, die Jugendleiter beim FC Wiesla und dem VfB Moschendorf, sind mächtig stolz auf die Auszeichnung. Beide engagieren sich schon lange im Nachwuchsbereich und wissen, wie viel Arbeit dahintersteckt, die jungen Fußballer bei der Stange zu halten. Kout zieht seine private Bilanz: "Es gab in all den Jahren Höhen und Tiefen, aber die schönen Momente überwiegen absolut." Genau so sieht es Richter, der in Moschendorf die Jugendabteilung leitet. Wiesla und Moschendorf haben Vereinsführungen, die voll hinter der Nachwuchsarbeit stehen. Richter: "Die tun das aber nicht, weil wir so schöne Gesichter machen können. Die tun das, weil sie wissen, dass der Verein nur mit einer intakten Nachwuchsarbeit überleben kann."

Beide haben miterleben müssen, wie der stolze Nachbarverein aus dem Hofer Stadtteil Krötenbruck ins Abseits geriet und letztendlich kein anderer Ausweg blieb als die Auflösung. "Das ist sehr schade, aber die Krötenbrucker haben unserer Meinung nach den richtigen Zeitpunkt zum Gegensteuern verpasst. Dieses Schicksal wollen wir uns ersparen."

Besonders aktiv präsentiert sich der VfB Moschendorf. Seit Markus Richter im Amt ist, hat sich die Mitgliederzahl in der Jugendabteilung von 17 Jugendlichen auf 174 mehr als verzehnfacht. Richter weiß auch warum. "Wenn ein Verein heute darauf wartet, dass die Nachwuchskicker automatisch kommen, kann er lange warten." Fußball hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Anziehungskraft eingebüßt. Kinder entdecken andere Freizeitmöglichkeiten und müssen sich neuen schulischen Herausforderungen stellen. Richter und Kout sind sich einig: "Fußball ist längst nicht mehr die Nummer eins bei den Jugendlichen. Darauf müssen wir uns einstellen."

Die Moschendorfer haben sich ein Alleinstellungsmerkmal im Hofer Fußball erobert: Die Jugendabteilung ist ein Verein im Verein, mit eigenem Präsidium und Etat. Richter und seine Mitstreiter genießen alle Freiheiten - und machen etwas daraus.

Der VfB hat inzwischen als kleiner Vorstadtverein die zweitstärkste Jugendabteilung im Stadtgebiet. "Von nichts kommt nichts", weiß Richter und verweist auf ein großes Hallenturnier im Winter, auf Zeltlager, Grillfeste und andere Aktivitäten. Zudem nimmt der VfB an der Hofer Sportmesse teil und hat auch den Ehrgeiz, die größte Gruppe beim Volksfestumzug zu stellen. "Man muss die Kinder immer wieder neu begeistern. Das ist unser Geheimnis."

Wie der VfB Moschendorf hat auch der FC Wiesla alle Altersgruppen im Spielbetrieb besetzt. Allerdings müssen die Wiesla-Kicker zum Teil in Kooperation mit anderen Vereinen spielen. "Es reicht nicht in allen Altersklassen", räumt Kout ein. Von Spielgemeinschaften hält Richter überhaupt nichts. "Wir sind da schon zu oft auf die Nase gefallen." Kout glaubt, dass dieser Trend unumkehrbar ist. Und Richter ergänzt: "Umso mehr müssen wir uns anstrengen, den Fußballbetrieb aus eigener Kraft am Laufen zu halten." Diese große Aufgabe lösen Wiesla und Moschendorf nach Meinung der Stadtväter sehr gut: "Zwei kleine, relativ junge Klubs, die es immer wieder schaffen, Jugendliche an sich zu binden", heißt es.

Rivalitäten unter den Klubs sollten deshalb der Vergangenheit angehören. Kout malt ein realistisches Bild: "Wir können uns solche Grabenkämpfe nicht mehr leisten und müssen gemeinsam nach Lösungen suchen." Die Bildung von Spielgemeinschaften sei zwar nicht der Königsweg, aber eine Alternative in Zeiten, in denen immer weniger Kinder auf die Welt kommen. Richter widerspricht da seinem Jugendleiter-Kollegen vehement: "Es gibt genügend Kinder. Man muss sie nur aus ihren Computerstuben herausholen."

Gemeinsam nach Lösungen zu suchen, steht bei beiden Klubs auf der Prioritätenliste ganz oben. Für die Verantwortlichen der Stadtverwaltung war bei der Entscheidungsfindung auch das Integrieren von Flüchtlingskindern ein Kriterium. "Wir haben junge Menschen aus Syrien, aus dem Irak, Afghanistan und aus Afrika in unseren Mannschaften", berichtet Kout. Sein Problem dabei: "Wir bilden die Jungs aus, investieren auch Geld in sie - und dann sind sie über Nacht verschwunden, weil sie von Behörden in eine andere Stadt versetzt werden."

Richter und Kout freuen sich immer wieder, wenn sie in die glücklichen Gesichter der Kinder sehen. "Ein schöneres Dankeschön gibt es nicht", stellen sie zufrieden fest. Die Wertschätzung durch den Jugendpreis kommt da gerade zur rechten Zeit. "Mit den 500 Euro, die pro Verein ausgeschüttet werden, können wir zwar keine großen Sprünge machen, aber sie zeigen, dass unsere Arbeit an anderer Stelle wohlwollend registriert wird."

Und wenn sie abseits vom Geld noch einen Wunsch hätten? Kout und Richter sind sich darin einig. "Wir wünschen uns noch mehr Manpower. Wir brauchen Trainer und Betreuer, die einerseits um ihre pädagogische Verantwortung wissen und andererseits auch Ahnung vom Fußball haben", sagt Harald Kout, und Markus Richter fügt hinzu: "Wir brauchen noch einen Fußballplatz. Unserer platzt an manchen Trainingstagen aus allen Nähten."

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