Kulmbach Abgeschoben: Zaki hat gute Chancen auf eine Rückkehr

Meike Schuster

Schon über ein Jahr ist Mohammed Zaki Sharifi in Afghanistan - abgeschoben in eine Stadt, die vom Krieg beherrscht wird. Und das, obwohl er in Kulmbach integriert war. Der Helferkreis gibt nicht auf.

 
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Kulmbach - Wo ist Zaki inzwischen? Dass werden sich einige Leser fragen, die die bisherige Berichterstattung rund um die Rückkehr des afghanischen Flüchtlings Mohammed Zaki Sharifi (genannt Zaki) verfolgt haben. Von 2015 bis 2019 hatte er in Kulmbach gelebt, einen sehr guten Qualifizierten Hauptschulabschluss abgelegt und konnte zwischen zwei Ausbildungsplätzen wählen. Bereits 2017 hätte er eine Ausbildung bei der Firma Schwender beginnen können, bekam jedoch von der Zentralen Ausländerbehörde Bayreuth keine Genehmigung. Dann kam im Juli 2019 die überraschende Abschiebung über Leipzig nach Kabul.

Kunstaktion

Neben der Petition für Zakis Rückkehr machte im Dezember 2019 eine Kunstaktion im Einkaufszentrum Fritz auf die Situation des abgeschobenen Afghanen aufmerksam. Aufnahmen und Worte aus Kabul, verknüpft mit Malerei von Schülern der Oberstufe des Caspar-Vischer-Gymnasiums schafften ein Gefühl für die schwierige Situation, die Einsamkeit und Hilflosigkeit des jungen Mannes.

Die kriegserschütterte afghanische Hauptstadt ist für den jungen Mann, der die meiste Zeit seiner Kindheit und Jugend im Iran aufgewachsen ist, keine Heimat. Er lebt dort ohne Familie und Freunde in Angst und großer Gefahr. Nicht nur die Bombenanschläge, die in seiner nächsten Nähe stattfinden, auch zunehmende Kriminalität machen Zakis Aufenthalt dort sehr unsicher. Als Hazara gehört er einer ethnischen Minderheit an und gibt seinen langen Aufenthalt im Iran auch durch seine Sprache zu erkennen. So bleibt er meist stumm in der Öffentlichkeit - zu seinem eigenen Schutz.

Doch es gibt Grund zur Hoffnung: Zaki wird nicht alleine gelassen, der Kulmbacher Helferkreis, der sich rund um den jungen Afghanen formte, steht ihm mit viel Engagement und Unterstützung zur Seite: Rebekka Krauss, ehemalige Leiterin des AWO Wohnheims, in dem Zaki in Kulmbach zeitweise lebte und Katrin Fischer-Sandhop, Jobbegleiterin am bfz Kulmbach halten mit dem jungen Mann Kontakt. Der Helferkreis ist intensiv mit der Organisation seiner Rückkehr beschäftigt und ermöglichte dem jungen Mann bereits Anfang diesen Jahres eine Reise nach Indien, um dort ein Ausbildungsvisum beantragen zu können. "Die Botschaft in Delhi vertritt die Botschaft in Kabul, die seit dem Bombenanschlag vor drei Jahren ihren normalen Betrieb nicht wieder aufgenommen hat", erklärt Krauss. Damit hat Zaki in Afghanistan keine direkte Anlaufstelle und wartet nun auf eine Flugmöglichkeit nach Delhi, um das Visum abzuholen.

Auch eine Petition für Zakis Rückkehr hatte der Helferkreis bereits im Februar initiiert, die große Öffentlichkeit gefunden hat: Bis heute haben 30 365 Menschen unterschrieben. Eingereicht wurde sie bei Stephanie Schuhknecht, Vorsitzende des Petitionsausschusses, die sich auch jetzt wieder für Zaki einsetzte, als es neue Herausforderungen gab.

Was war passiert? Zunächst wurde von der Zentralen Ausländerbehörde (ZAB) die Bezahlung der Abschiebekosten von mehreren tausend Euro als Bedingung für die Wiedereinreise des jungen Afghanen gesetzt. Die Verkürzung der mehrjährigen Einreisesperre, die jeder ausgewiesene Flüchtling einhalten muss, wurde im Zusammenhang mit der Bezahlung der Kosten in Aussicht gestellt. Rebekka Krauss führt aus: "Im Juli kündigte die ZAB jedoch an, die Wiedereinreisesperre um nur sechs Monate zu verkürzen - entgegen der in Aussicht gestellten 18 Monate. Deshalb konnte erst das Einschalten des betreuenden Anwalts und der Vorwurf des Verstoßes gegen gute Verwaltung dies verhindern." Nun ist der Antrag auf Wiedereinreise bewilligt, ein großer Schritt ist gemacht - dank dem Bemühen des Helferkreises und Lokalpolitiker wie Inge Aures, Emmi Zeulner, Rainer Ludwig sowie Schuhknecht. "Letztere zwei haben sogar einen Brandbrief eingereicht, um auf die Dringlichkeit von Zakis Situation aufmerksam zu machen", so Krauss. Auch die Unterstützer der Petition beteiligten sich erneut, indem sie viele Briefe an das Innenministerium und den Landtag schickten.

Die nächste Herausforderung ist nun das noch fehlende Ausbildungsvisum der Botschaft in Delhi. "Ohne Corona wäre das kein großes Problem", erklärt Rebekka Krauss. "Doch Zaki hat erst vor Kurzem geprüft: Es gibt aktuell keine Flüge von Kabul nach Indien. Die weltweite Pandemie macht Flugreisen und auch die Wiedereinreise nach Deutschland sehr schwierig." Doch auch für diesen nächsten Schritt lässt sich der Helferkreis aktuell Lösungsansätze einfallen: "Hier sind wir im Gespräch mit den Behörden. Und vielleicht kann Zaki über einen Umweg nach Indien gelangen", schließt Krauss.

Generell betont der Helferkreis rund um Zaki das Versäumnis der Bayerischen Regierung und der ZAB, junge, gut integrierte und engagierte Flüchtlinge eine faire Chance zu geben. "Auf so vielen Ebenen sind diese bemühten jungen Männer ein Gewinn für unsere Gesellschaft, so viel Potenzial geht durch die Abschiebungen verloren. Zudem ist die Entscheidung, junge Menschen in ein vom Krieg zerrüttetes Land zu schicken, aus humanitärer Perspektive nicht nachzuvollziehen. Zaki beispielsweise hat keine Möglichkeit in Kabul einen Job zu bekommen, Geld zu verdienen und für sich zu sorgen. Dafür hat er oft Todesangst."

Zaki selbst beschreibt seine Situation über Textnachrichten so: "Ich bin hier ungefähr seit einem Jahr und habe viele traurige und gefährliche Dinge gesehen und erlebt. Warum bin ich in ein Land, wo ich nie gewesen war, abgeschoben worden? Vielleicht, weil ich hier geboren bin. Bevor ich nach Afghanistan abgeschoben wurde, wusste ich nicht, wie gefährlich es hier ist. Ab acht Uhr gehe ich nicht aus dem Haus, weil es sehr gefährlich sein kann. Jeden Tag höre ich hier über die Taliban, Mord, Diebstähle, Krieg in verschiedenen Gegenden in Kabul. Ich hoffe nur, dass ich bald meine Ausbildung in Deutschland anfangen kann. Das ist meine einzige Hoffnung."

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