Kulmbach Abiturfeier auf Abstand

Werner Reißaus
37,8 Prozent des Abiturjahrgangs 2020 am MGF haben im Abschlusszeugnis eine Eins vor dem Komma. Unser Bild zeigt die besten Abiturienten (in der ersten Reihe von links) Laura Meile und Leonie Neubauer, (zweite Reihe von links) Pauline Ristic, Sophie Gerke und Alexa Ramming, (dritte Reihe von links) Landrat Klaus Peter Söllner, Antonia Schmidt, Jan Dressel, Schulleiter Horst Pfadenhauer und Oberstufenkoordinator Konrad Axtner, (obere Reihe von links) Lukas Friedrich, Luca Beetz, Hannes Näther und Vincent Rauh. Foto: Werner Reißaus Quelle: Unbekannt

Trotz Corona-Krise verabschiedet sich ein Rekord-Jahrgang vom MGF. Mehr als ein Drittel der Abiturienten hat eine Eins vor dem Komma. Das gab es an der Schule noch nie.

 
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Kulmbach - Der Abiturientenjahrgang 2020 am Markgraf-Friedrich-Gymnasium war ein starker Jahrgang. Von den 79 Abiturienten, die am Freitag in der Doppelsporthalle der Schule mit dem Abi-Zeugnis in der Tasche verabschiedet wurden, schafften nicht weniger als 31 einen Einser-Notenschnitt. Leonie Neubauer erreichte sogar die Traumnote von 1,0. Oberstudiendirektor Horst Pfadenhauer: "37,8 Prozent unseres Jahrgangs haben eine Eins vor dem Komma. So ein außerordentlich guter Notendurchschnitt war noch niemals da. Das ist Spitzenklasse und wir freuen uns wirklich sehr darüber. Das hätten wir im Pandemie-Jahr 2020 nicht für möglich gehalten."

Die besten Abiturienten

Einser-Absolventen am MGF sind: Leonie Neubauer (1,0), Sophie Gerke, Laura Meile, Alexa Ramming, Vincent Rauh (alle 1,3), Luca Beetz, Pauline Ristic (beide 1,4), Jan Dressel, Lukas Friedrich, Hannes Näther, Antonia Schmidt (alle 1,5), Nicolas Proschka, Clara Rief, Michael Schneider, Sophia Schuster (alle 1,6), Mariella-Noelle Hoffmann, Lea Partheimüller, Melina Scholz (alle 1,7), Florian Böhme, Anastasia Braunersreuther, Maik Lauterbach, Florian Potzel, Lea Potzel, Stefanie Roß, Leonore Scholz, Sophia Tittel (alle 1,8), Hannah Bauernfeind, Balazs Fazakas, Lina Schülein, Hannah Söldner, Timo Zahn (alle 1,9).


Pfadenhauer dankte in seiner Ansprache als Schulleiter auch Oberstufenkoordinator Konrad Axtner, der mit dem Ende dieses Schuljahres in den Ruhestand geht, für seine geleistete Arbeit, "die tolle Beratung und vor allem seine Mitmenschlichkeit". Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Blechbläserensemble des MGF-Gymnasiums unter der Leitung von Hubertus Baumann. Ein Abiball oder eine Abiturfeier konnte coronabedingt in gewohnter Weise nicht stattfinden. Jedoch soll das Ganze zu gegebener Zeit im Laufe des nächsten Schuljahres in geeigneter Weise nachgeholt werden.

Stellvertretender Schulleiter Armin Motschenbacher bedauerte es, dass Eltern, Verwandte, Angehörige und Freunde der Abiturienten der Verabschiedung nicht in gewohnter Weise bewohnen, sondern die Feierstunde nur zu Hause an den Bildschirmen verfolgen konnten. Studiendirektor Motschenbacher: "Ihr habt etwas geschafft, etwas ganz Besonderes in einer besonderen Zeit. Besonders sind vor allem die Umstände und Rahmenbedingungen, die sich für euch auf der Zielgeraden, also am Ende der zwölften Jahrgangsstufe, ergeben haben."

Schulleiter Horst Pfadenhauer begann seine Abiturrede mit einem lateinischen Zitat: "Den Mutigen hilft das Glück - das Glück ist mit den Mutigen - Das Glück ist mit den Tapferen". Im Umkehrschluss bedeute dies, so Pfadenhauer, nur wer mutig und tapfer ist, der habe auch Glück: "Nur wer sich tapfer auf die Mühen des Alltags und seine Herausforderungen einlässt, der kann sein Glück auch entsprechend genießen. Denn den Mutigen gehört die Welt." Für die Abiturienten sei es ein Tag der Freude, des berechtigten Stolzes auf die erbrachten Leistungen und der Erleichterung nach überstandenen Mühen.

Noch vor genau vier Monaten sah es aber nach Worten Pfadenhauers gar nicht danach aus, dass der Jahrgang 2020 überhaupt zu einem sauberen, regulären Abitur gelangen könnte. Der Schulleiter: "Denn alles, wirklich jeder Lebensbereich, wurde in diesem Jahr überlagert von einer erstmals in der Geschichte der Menschheit global auftretenden Pandemie, deren Namen ich heute an diesem Abend ganz bewusst nicht aussprechen werde. Die negativen Rahmenbedingungen, die uns allen aufgezwungen wurden und immer noch werden, beeinträchtigten zwar den Ablauf der Feierlichkeiten, doch lassen wir uns darüber nicht die Freude verderben, die wir zu Recht empfinden dürfen über das Erlangen dieser Zielmarke Abitur."

Für die Abiturienten bedeutet die Allgemeine Hochschulreife laut Pfadenhauer eine echte Zäsur, einen tiefen Einschnitt im bisherigen Leben: "Gravierende Veränderungen werden auf euch zukommen, jetzt nach dem sicheren Ende eurer ach so lieb gewonnenen Schulzeit. Der eine empfindet es als eine Erlösung, der andere wird sich vielleicht vorsichtig in sein neues Wirkungsfeld herantasten. Wieder andere werden aktiv und unvoreingenommen an alles Neue herangehen, und dann gibt es auch noch jene, die einfach erst einmal sich selber ausprobieren wollen. All das ist in Ordnung, das ist euer gutes Recht. Erobert die Welt, eure Welt, denn die Welt gehört den Mutigen und den Mutigen hilft das Glück."

Die Welt sah vor der Pandemie nach Worten des Schulleiters allerdings noch ganz anders aus. So hätte man von der boomenden Wirtschaft und einer fast 100 Prozent sicheren Anstellungsgarantie profitieren können. Und man hätte sich keine Sorgen machen müssen, am Ende des eingeschlagenen Studiums dann angesichts der drohenden Krise keine adäquate Anstellung zu finden.

Pfadenhauer machte den Abiturienten aber mit klaren Aussagen Mut und auch deutlich, dass sich der Wert und die Qualität eines Absolventen in den seltensten Fällen in der Wertigkeit einer Zahl mit zwei Dezimalen bemisst: "Nein, viel stärker zählen in der späteren Berufswelt neben den Kardinaltugenden Fleiß, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Akkuratesse, Belastbarkeit, vor allem auch die Fähigkeit zur Kommunikation, Offenheit und Mitmenschlichkeit, kurz Empathie oder Einführungsvermögen. Kein Mega-Abiturschnitt hilft euch später weiter, wenn es darum geht, knifflige Situationen zu meistern, kommunikativ Probleme anzugehen, die Kollegen mitzunehmen, ein Team um sich zu bauen, Loyalität nicht nur einzufordern, sondern jeden Tag als Vorbild aktiv zu leben."

In der Rückschau der Ereignisse der letzten vier Monate zollte der Schulleiter den Abiturienten wie den Eltern und Erziehungsberechtigten ein großes Kompliment, vor allem für das tapfere Durchhalten und Nicht-Verzweifeln nach dem Shutdown und das geduldige Ertragen eines zeitweilig unabwendbaren Handicaps des Maskentragens und des Einhaltens des Sicherheitsabstands.

Grußworte sprachen Dr. Bernd Rosemann für den Elternbeirat und Landrat Klaus Peter Söllner für den Landkreis - auch im Namen von Oberbürgermeister Ingo Lehmann, der auch der Feierstunde beiwohnte. Dr. Bernd Rosemann gratulierte nicht nur im Namen aller Eltern, sondern auch für den Förderverband: "Heute ist ein bedeutsamer, sicher auch ein aufregender Tag. Es gilt Abschied zu nehmen, von Lieb gewonnenem, von Gewohntem und Bekanntem und es gilt aufzubrechen, in einen neuen Lebensabschnitt. Macht euch mit dem Rüstzeug auf mit Optimismus und Zuversicht in die Zukunft." Und Landrat Söllner stellte fest: "Euch steht jetzt die Welt offen und denkt bitte auch in Zukunft an Kulmbach und an Oberfranken."

Die Rede der Abiturienten hielten Laura Meile, Mikhail Vassilyev und Lea Potzel. Die Zeit, die man gemeinsam verbracht hatte, wurde in einem Video zusammengefasst. Die Abiturienten stellten fest, dass die vergangene Schulzeit und besonders die letzten zwei Jahre voller einzigartiger Momente waren. Aber auch die Studienfahrten machten die Schulzeit am MGF unvergesslich. Neben den Lehrkäften wurde besonders den Eltern gedankt: "Wir würden ohne eure Hilfe nicht hier stehen, dafür kann man euch nicht genug danken. Besonders deswegen tut es weh, dass ihr gerade nicht dabei sein könnt."

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