Stadtsteinach Auch für den Sohn gibt's keine Extrawurst

Klaus Klaschka
Preisgekrönt: Nach seiner Gesellenprüfung als Metzger und Fleischer mit Note 1 und dem Staatspreis der Bezirksregierung wurde Christoph Schüßler (Mitte) jetzt von Bürgermeister Roland Wolfrum (rechts) zum Empfang ins Stadtsteinacher Rathaus gebeten. Bei dieser Gelegenheit plädierte Vater und Lehrherr Franz Schüßler (links) für das regionale Handwerk. Foto: Klaus Klaschka

Christoph Schüßler aus Vorderreuth hat im elterlichen Betrieb das Metzgerhandwerk erlernt und den Staatspreis bekommen. Die Familie setzt auf Qualität aus der Region.

 
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Stadtsteinach - Handwerksberufe sind derzeit bei jungen Leuten nur wenig nachgefragt, klagt Frank Schüßler im Chor mit seinen Berufskollegen in der Lebensmittelversorgung. Elektronik und Ingenieurwesen seien für die jetzigen Schulabgänger interessanter. Was die Ausbildung von Lehrlingen betrifft, trifft dieses allgemeine Problem der Branche den Metzger- und Fleischermeister in Stadtsteinach-Vorderreuth allerdings wenig: Seine Tochter ist im zweiten Lehrjahr, sein Sohn Christoph hat - wie bereits berichtet - die Prüfung als Metzger und Fleischer an der Hans-Wilsdorf-Berufsschule in Kulmbach mit der Note 1 bestanden und einen Staatspreis der Regierung von Oberfranken erhalten.

Weil die Abschlussfeier in der Schule nur mit Distanz im kleinen Kreis stattfand, hatte Bürgermeister Roland Wolfrum nun den frisch gebackenen Einser-Gesellen samt Lehrherrn zum Empfang ins Rathaus geladen. Damit wollte die Stadt sowohl dem ausgezeichneten Gesellen als auch dem Meisterbetrieb "als letzte eigenständige, selbst betriebene Grundmetzgerei" im kleinen Stadtsteinacher Stadtteil ihren Respekt erweisen, wie er sagte.

Vor genau 30 Jahren habe sich Frank Schüßler selbstständig gemacht, blickte Wolfrum zurück. Zunächst habe er seine Produkte nur per Verkaufswagen zu seinen Kunden gebracht, später auch einen Laden in der Stadt eingerichtet. Zweigleisig soll es auch bleiben, sagte Frank Schüßler zu, der auf zwei Dinge setzt: ordentliches Handwerk und regionale Produkte. "Dass genau das für eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln notwendig ist, haben wir doch jetzt in der Hochphase der Corona-Pandemie gemerkt", fährt Schüßler fort. "Auch wenn Verbindungs- und Transportwege geschlossen beziehungsweise eingeschränkt sind. Auch wenn Großbetriebe, aus welchem Grund auch immer, geschlossen werden: Die Versorgung durch die Betriebe in der Region bleibt gesichert - und das auch zu annähernd gleichen Preisen wie in den Großmärkten."

Man dürfe sich nicht durch Superangebote täuschen lassen, merkt Schüßler weiter an. "Zwar werden für einzelne Produkte tatsächlich, meist zeitlich beschränkt, konkurrenzlos niedrige Preise verlangt. Aber wenn ich die Preise für reguläre Ware vergleiche, dann finde ich keinen Unterschied zwischen Supermarkt und handwerklich produzierendem Einzelhandel - bei vergleichbarer Qualität natürlich." Auch solle man sich nicht durch Etikettierungen täuschen lassen: Deutsche Wurst bedeute nur, dass sie in Deutschland produziert wurde, auch wenn das Vieh zum Beispiel, unter welchen Bedingungen auch immer, in Osteuropa groß gezogen und in Westeuropa geschlachtet wurde. "Das hat nichts mit Nationalismus zu tun, sondern damit, wie weite Wege das Lebensmittel durch die Welt gekarrt wurde und wie streng beziehungsweise lax die Produktionsbedingungen waren."

Schüßler als Beispiel für einen regional verwurzelten und überschaubaren Betrieb setze auf tiergerechte Haltung in der eigenen Landwirtschaft, auf naturnahe Futtererzeugung in der Umgebung von Stadtsteinach, auf eigene Schweine- und Schafhaltung beziehungsweise aus kleinbäuerlichen Höfen der nahen Umgebung, der sein Ausgangsprodukt auf dem kürzest möglichen Weg vom Schlachthof in Kulmbach bezieht und dieses nach bewährter handwerklicher Tradition verarbeite. "Man weiß, wo die Sachen herkommen und wer sie gemacht hat." Das gelte auch für die anderen Lebensmittelproduzenten in der Region.

Christoph Schüßler nickt zu den Ausführungen seines Vaters und Meisters. Er selbst habe sich für das Handwerk entschieden und will auch dort bleiben, versichert er. Soweit er das überblicke, sei er der Einzige seines Lehrlings-Jahrgangs, der sich bewusst für das Handwerk entschieden hat. "Meine beiden Kinder konnten lernen, was und wo sie es wollten", beteuert Frank Schüßler. "Ich habe sie zu nichts überredet. Natürlich habe ich mich gefreut, dass sie ihre Ausbildung in unserem Familienbetrieb machen. Ich habe sie aber gleich gewarnt, dass sie keine Extrabehandlung bekommen - vonwegen ,Ich bin der Sohn oder die Tochter vom Chef‘ - und dass sie ,daheim‘ mehr lernen müssen als bei einem anderen Lehrherrn", schmunzelt Schüßler. "Einige Betriebsgeheimnisse und Rezepturen kamen da noch obendrauf." Christoph Schüßlers nächstes Ziel ist nun die Meisterprüfung.

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