Kulmbach Bauchspeck als Kunstwerk

Von Rainer Unger
Da bekommt der Ausspruch "Ich steh auf Kunst!" eine ganz andere Bedeutung: Künstlerin Brigitte Hadlich und Professor Manfred Gareis auf dem "Fleisch-Labyrinth" . Foto: Unger

Großflächige Installationen rund ums Thema Fleisch zieren zurzeit die Räume des Kunstvereins im Brauereimuseum. Die Werke der Weidenbergerin Brigitte Hadlich spiegeln den Kreislauf des Lebens wider.

 
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Kulmbach - Kann man Kunst mit Füßen treten, um sie richtig wahrzunehmen? Normalerweise wohl nicht, bei der aktuellen und leider letzten Ausstellung des Kulmbacher Kunstvereins in den Räumen des Bayerischen Brauerei- und Bäckereimuseums in der Mönchshof schon. Mit der Installation "Flesh and Meat - Labyrinth and Maze" entführt Brigitte Hadlich in eine fantastische Welt, deren Existenz Fleischstrukturen zugrunde liegen. So kann man großflächige Kunstwerke wie die Installation "Fleischparkett" und "Steinfleischboden" und auch das "Fleisch-Labyrinth", die am Boden ausliegen, betreten, "Fleischfußbälle" und "Fleisch-Schwärmer" bestaunen und die Originalität und Schönheit des "Fürstenbads" einfach nur genießen.

Unbekannte Formen

Ein Stück Fleisch, das ihr kurz nach der Jahrtausendwende genau genommen "in die Hände gefallen ist", ließ bei der Weidenbergerin eine Idee entstehen, aus den Strukturen von Fleisch Kunst zu schaffen. Mit Scanner oder Kamera hält Brigitte Hadlich in der Folge diese virtuellen Strukturen fest, speichert sie praktisch, um sie zu konservieren und um sie künstlerisch umzusetzen. Die Bearbeitung der Scans am Computer lässt neue, unbekannte Formen, Zeichen und Energiemuster entstehen. Die Information Fleisch wird transformiert in Bilder von Lebenskraft und Ästhetik, die den komplexen Kreislauf des Lebens berühren und den Betrachter mitnehmen in einen Kunstraum, in dem er seine Empfindungen auf verschiedenen Ebenen betrachten und ausbalancieren kann. Die Digitaldrucke werden danach auf Metall, Spanplatten oder einem anderen Untergrund aufgebracht.

"In meiner Hausmetzgerei kennt man mich schon längst. Neulich hat die Metzgerin zu mir gesagt: ,Ich hätte da ein Stückla Sauerbraten, das ist so schön.' Ob im Bauchspeck oder im Rindfleisch, überall sind interessante Strukturen zu entdecken", erläutert Brigitte Hadlich, um mit einem Schmunzeln hinzuzufügen: "Das Schöne ist, ich kann meine Kunst auch noch essen."

Ein künstlerisches Multitalent, das sich durch eine nicht endende, kreative Freude an den Dingen auszeichne, nannte Prof. Dr. Dr. Manfred Gareis von der Ludwig-Maximilians-Universität in München in seiner Laudatio bei der Vernissage am Mittwochabend Brigitte Hadlich. Den Schwerpunkt ihrer Ausstellungen stelle das Fleisch dar, dessen Schönheit sie in ihren Werken darzustellen versuche. Es sei durchaus eine gefährliche Geschichte, mit Lebensmitteln Kunst zu machen. Allerdings muss Kunst auch provozieren, sie darf nicht ängstlich sein und muss Spaß machen. Brigitte Hadlich gehe sehr sensibel und kreativ mit dem Thema um, sie entwickle eine enorme Freude an Formen und Farben. Die Ausstellung wurde extra konzipiert für die tollen Räume in der Mönchshof, die Exponate strahlen einen morbiden Charme aus, regen zum Verweilen an.

Wertvolles Lebensmittel

Wenn man die Installation "Fleischparkett" und "Steinfleischboden" betrete und somit Lebensmittel mit Füßen trete, stelle sich die Frage, ob man sie nicht mehr wertschätzen müsste. Es werden verschiedene Assoziationen geweckt. Jedenfalls passe diese Exposition, von deren gestalterischer Kraft man nur schwärmen könne, exzellent zum Lebensmittelstandort Kulmbach, konstatierte der Redner.

Der Vorsitzende des Kunstvereins, Karl-Heinz Greim, führte aus, man könne stolz sein, eine so hochwertige Ausstellung präsentieren zu können. Auch zweiter Bürgermeister Stefan Schaffranek und stellvertretende Landrätin Christina Flauder zeigten sich begeistert von der Exposition. Für die musikalische Ausgestaltung sorgten Le-Roy Herz und Claudia Ihl.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung "Flesh and Meat - Labyrinth and Maze" im Brauereimuseum ist bis zum 16. Juni dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen.


Bilder