Kulmbach Bauer warnt vor Rückständen

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Auf dem Bauernhof von Martin Weiß dürfen die Schweine ins Freie und Auslauf genießen. Und wenn der Landwirt Zeit hat, dann füttert er seine Borstentiere auch schon mal mit Weintrauben, die gleich nebenan wachsen. Der Umwelt zuliebe betreibt Martin Weiß seinen Hof schon lange ökologisch. Foto: Burger

Bio-Landwirt Martin Weiß aus Rugendorf sorgt sich um den Einsatz von Pestiziden. Auf Inhalte der Nahrung und die Umwelt sollte mehr Rücksicht genommen werden.

 
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Rugendorf - Kritisch schaut Martin Weiß auf den Text über eine Studie aus den USA. Biolebensmittel, so steht da nachzulesen, seien im Grunde nicht gehaltvoller, nicht geschmackvoller und auch nicht gesünder als konventionell erzeugte Ware. "Diese Fragestellung ist merkwürdig", ärgert sich der Rugendorfer Landwirt, der schon seit vielen Jahren seinen Hof auf ökologischer Grundlage betreibt. "Jeder, der ein bisschen Ahnung hat, weiß doch, dass die konventionelle Landwirtschaft dasselbe produziert wie die Bio-Landwirtschaft, nur auf einem anderen Weg. Und die machen auch Qualität." Geschmack und Aussehen sei in konventioneller Erzeugung vielleicht sogar manchmal besser, räumt Martin Weiß ein.

Was aber in dieser Studie viel zu wenig zur Sprache komme, sei die Tatsache, dass es im Bio-Bereich keine Pestizide und auch keine Antibiotika gebe. Martin Weiß ist sich sicher: "Das entlastet nicht nur den Verbraucher, der keine Giftstoffe zu sich nimmt, sondern auch die Umwelt, die schon bei der Herstellung der Pestizide und im Nachhinein nochmals über die Ausbringung belastet wird."

Martin Weiß hält verharmlosende Nachrichten wie die aus der amerikanischen Studie für gefährlich. Oft genug habe sich schon Jahre später erwiesen, welch schädliche Einflüsse durch zunächst als harmlos eingestufte Stoffe entstanden seien. "Das Pflanzenschutzmittel Athrazin zum Beispiel galt vor mehr als 25 Jahren als harmlos. Ein Mitarbeiter des Herstellers hat sogar gesagt, er würde ein athrazinhaltiges Spritzmittel trinken. Heute ist Athrazin verboten." Entwicklungen wie in diesem Fall lassen den Öko-Bauern aus Rugendorf auch auf alle anderen Unkrautvernichtungsmittel skeptisch blicken. "Pflanzenschutzmittel werden heute in Massen angewendet. Totalherbizide werden auf vielen Feldern gespritzt und sie vernichten alle Gräser." Martin Weiß spricht von Verdachtsmomenten, die auf krebserregende Stoffe in diesen Mitteln hindeuteten. Ihm wird Angst, wenn er an den Pestizid-Einsatz in anderen Ländern denkt. "In Deutschland ist ja relativ wenig erlaubt. Aber wenn wir mal nach Südamerika schauen, wo Spritzmittel flächendeckend, auch über Wohnsiedlungen, mit dem Flugzeug ausgebracht werden, dann kann das doch nicht gut sein."

Genau an dieser Stelle setzt Martin Weiß mit seiner Argumentation an: "Bio macht keine Umweltbelastungen und Bio sichert den Verbraucher weitestgehend vor Schadstoffen ab." Immer, wenn neue Spritzmittel auf den Markt kämen, werde von der vollständigen Unschädlichkeit und von raschem Abbau gesprochen. Oft genug habe sich das im Nachhinein als nicht haltbar erwiesen. "Aber es gibt keine größere Lobby als die der Chemiefirmen", beklagt der Öko-Bauer aus Rugendorf. "Die machen mit den unglaublichen Geldmengen, die sie einsetzen, für sich Werbung und versuchen, alles zu verschleiern, solange es nur geht." Bis Beweise vorlägen, dauerte es oft Jahre und oft seien die Schäden dann längst eingetreten.

Der Lobbyarbeit rechnet Martin Weiß auch die aus den USA kommende Studie zu, die konventionell erzeugten Lebensmitteln keine anderen Inhaltsstoffe bescheinigt als dies bei biologisch erzeugten Waren der Fall ist. "Diese Studie hat am falschen Punkt angesetzt", sagt Martin Weiß. "Da hat ein vernünftiger Mensch doch von vornherein kein anderes Ergebnis erwartet."

Qualitativ hochwertig seien die meisten Lebensmittel. Das wisse man. Der Unterschied sei aber dennoch deutlich, weil konventionelle Landwirtschaft die Umwelt belaste und ökologischer Landbau dies nicht tue. Genau das ist für Martin Weiß aber ein erheblicher Ansatzpunkt, den man beachten müsse. Die Kreisläufe, ist sich der Bauer sicher, hingen alle zusammen. Dinge zu verharmlosen, wie es nach Weiß' Überzeugung diese Studie tut, hält der Rugendorfer für leichtfertig und für viel zu kurz gesprungen.

Bio macht keine Umweltbelastungen und sichert den Verbraucher weitgehend vor Schadstoffen ab.

Öko-Bauer Martin Weiß, Rugendorf


Nährstoffgehalt unterscheidet sich nicht

Nur wenig gesünder seien Bio-Lebensmittel im Vergleich zu konventionell erzeugten. Das haben Forscher der Universität Stanford, USA, festgestellt. Untersucht haben die Wissenschaftler den Nährstoffgehalt, die Belastung mit Bakterien, Pilzen oder auch Pestiziden, enthaltene Vitamine oder auch die Fette und Proteine. Herausgefunden haben die Forscher allerdings, dass in konventionellen Lebensmitteln mehr Pestizide festgestellt und auch Rückstände von Antibiotika gefunden wurden, vor allem im Hühner- oder Schweinefleisch.


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