Kulmbach Behörde setzt auf "Bremswirkung"

Behörde setzt auf "Bremswirkung" Quelle: Unbekannt

Im Kulmbacher Landratsamt stellen sich die Verantwortlichen hinter den Teil-Lockdown, der jetzt verhängt wurde. Die Kette der immer weiter ansteigenden Infektionen müsse unterbrochen werden.

 
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Kulmbach - "Wir haben kein Ausbruchsgeschehen, das lokalisiert auf etas zurückzuführen ist", sagt die Leiterin des Kulmbacher Gesundheitsamts, Dr. Camelia Fiedler. Die Infektionen, die in den vergangenen Tagen den Landkreis Kulmbach in die tiefrote Zone geführt haben, seien (siehe nebenstehende Grafik) über nahezu den gesamten Landkreis verteilt. Die Stadt Kulmbach weise zwar mit Abstand die meisten Fälle auf, das stehe aber im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Camelia Fiedler sprach sich ebenso für den von kommender Woche an verhängten "Teil-Lockdown" aus wie Kathrin Limmer. Sie leitete die Pressekonferenz am Freitagmittag im Landratsamt und sprach von ungewohnten Bedingungen, nachdem sowohl Landrat Klaus Peter söllner als auch der Chef der Koordinierungsgruppe Corona im Landratsamt, oliver Hempfling, in Quarantäne geschickt werden mussten. Ungewöhnlich sei es aber nicht, dass während einer Pandemie mit stetig steigenden Infektionszahlen auch das Landratsamt betroffen sein kann. Mit Telefonaten und Videokonferenzen komme das Team aber trotz der etwas länger gewordenen "Dienstwege" und der enormen Belastung durch die Pandemie zwar zurecht. Die Mitarbeiter, vor allem im Gesundheitsamt, seien aber an der Belastungsgrenze tätig. Nun soll es, nachdem auch das Landratsamt schon Mitarbeiter geschickt hat, nochmals Verstärkung geben, die von der Regierung von Oberfranken nach Kulmbach geschickt wird.

Inzidenz steigt weiter auf jetzt 192,83

Am Freitag, Stand 11.30 Uhr, wurden 12 weitere positive Coronavirus-Fälle im Landkreis Kulmbach bestätigt, teilt das Landratsamt mit. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Covid-19-Infektionen im Landkreis betrug damit am Freitag 517. Von diesen Fällen gelten inzwischen 351 wieder als genesen. Unter Berücksichtigung der 11 Verstorbenen liegt die Anzahl der aktuell im Landkreis infizierten Personen bei 155.

Von den aktiv Infizierten fallen 138 Fälle in die vergangenen sieben Tage. Der aktuelle 7-Tage-Inzidenz-Wert pro 100 000 Einwohner für den Landkreis Kulmbach beträgt demnach 192,83. Einschließlich der aktuell infizierten Personen befanden sich am Freitagmittag 1030 Landkreisbürger in Quarantäne. Im Klinikum Kulmbach werden derzeit vier Patienten stationär betreut, keiner davon intensiv. Drei der stationär betreuten Patienten haben ihren Wohnsitz außerhalb des Landkreises.

Weiterführende Informationen: landkreis-kulmbach.de/coronavirus


Kathrin Limmer zitierte den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, der der Bevölkerung mit dem kommenden Lockdown eine weitere Geduldprobe angekündigt hat. Doch auch Limmer steht zu den jetzt verhängten Maßnahmen. Nationales Abstandhalten sei jetzt gefordedrt. vor allem im Privat- und Freizeitbereich gelte es, besonders vorsichtig zu sein und die Hygienevorschriften zu beachten, nachdem gerade aus diesen Bereichen zahlreiche Infektionsfälle resultierten.

Wenn sich möglichst viele Menschen an die jetzt verhängten Einschränkungen halten, bestehe die reelle Chance, dass es bereits in zwei Wochen wieder besser aussehe. "Wir hoffen, dass unsere Bevölkerung verstanden hat und versucht, ihre Kontakte zu minimieren", sagte Kathrin Limmer. Sie forderte auch auf, so oft wie nur möglich die Maske zu tragen.

Noch könne das Landratsamt nicht im Detail sagen, welche Regelungen es von Montag an auch im Landkreis Kulmbach gibt. Die dafür nötige umsetzende Verordnung werde erst erlassen. "Wir erwarten sie am Wochenende." Wer sich tiefer informieren will, kann dazu die FAQ der Webseiten des bayerischen Innen- oder Gesundheitsministeriums aufrufen. Am Samstag von 9 bis 11 Uhr können Bürger offene Fragen auch an die erneut geschaltete Hotline des Landratsamts unter 09221/7607-290 richten.

Erstmals nach längerer Pause hat das Landratsamt auch wieder eine Grafik vorgelegt, aus der das Infektionsgeschehen in den einzelnen ommunen des Landkreises Kulmbach hervorgeht. Demnach waren, Stand Freitag 8 Uhr, 57 positiv getestete Personen in der Stadt Kulmbach bekannt. Die Große Kreisstadt weist damit im Landkreis mit Abstand die meisten Fälle auf, hat aber auch mit Abstand die meisten Einwohner.

Mit elf Infizierten ist Neudrossenfeld unter den Gemeinden am meisten betroffen. In Thurnau gibt es derzeit acht bekannte Fälle, in Wonsees sieben. Während Grafengehaig das Frühjahr über und im Sommer die einzige Gemeinde im Landkreis gewesen war, die keine positiven Fälle aufwies, ist der kleine Ort im Frankenwald diesmal mit vier Fällen auch dabei. Dafür spielen im aktuellen Infektionsgeschehen Ködnitz und auch Harsdorf mindestens vorerst keine Rolle: Dort sind derzeit keine Fälle bekannt. Mit jeweils nur einem Fall stehen Guttenberg und Trebgast ebenfalls recht da. Das gilt auch für die größeren Orte Stadtsteinach (drei Fälle) und Untersteinach (zwei Fälle).

Für die Seniorenheime wird, wie Kathrin Limmer berichtet, kein amtliches Besuchsverbot ausgesprochen. Die Träger haben allerdings ihre Regelungen am Infektionsgeschehen angepasst und auch untereinander abgestimmt. "Aber das macht jeder in eigener Verantwortung", informierte die Stellvertreterin des Landrats im Amt. Das liege daran, dass in jedem Haus unterschiedliche Voraussetzungen vorliegen.

Das immer dynamischere Infektionsgeschehen, das sich auch im Landkreis Kulmbach mit einer auf "tiefrot" geschalteten Ampel bemerkbar macht, müsse unterbrochen werden. "Ich hoffe, dass die jetzt getroffenen Maßnahmen eine Bremswirkung erzielen", sagte Limmer.

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