Kulmbach Campus plant Wissensportal für alle

Gleich in zwei Gästebücher, das der Uni Bayreuth und das der Stadt Kulmbach, hat sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am Donnerstag bei ihrem Besuch in Kulmbach eingetragen. Die Pläne, die mit dem Campus Kulmbach verbunden sind, findet die Ministerin beeindruckend. Foto von links: Kulmbachs zweiter Bürgermeister Frank Wilzok, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel, Oberbürgermeister Ingo Lehmann, stellvertretender Landrat Jörg Kunstmann, Professor Dr. Dr. Eckard Nagel, Direktor des Instituts für Medizinmanagement an der Uni Bayreuth, Professor Dr. Christian Laforsch, Vizepräsident Forschung an der Uni Bayreuth, Gründungsdekan Professor Dr. Stephan Clemens und Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner. Foto: Melitta Burger

Schon in diesem Jahr soll ein Projekt starten, an dem auch die 7. Fakultät der Uni Bayreuth mitwirkt. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zeigt sich beeindruckt.

 
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Kulmbach - Großer Bahnhof für Julia Klöckner in Kulmbach. Die Bundesministerin für Landwirtschaft und Ernährung hat am Donnerstag unter anderem den Campus Kulmbach besucht und zeigte sich von den Plänen rund um die 7. Fakultät der Uni Bayreuth ebenso beeindruckt wie vom Lebensmittelcluster im Kulmbacher Land. Ernährung sei inzwischen zu einem hoch politischen Thema geworden, sagte die Ministerin bei dem Treffen auf der Baustelle im alten Spinnerei-Gebäude über dem Busbahnhof, wo der Campus vorübergehend untergebracht werden soll. Die Forderungen nach regionaler Versorgung, nach weniger Einsatz von Pflanzenschutz, nach mehr Tierwohl seien schnell gestellt. "Aber wir brauchen Lösungen. Dafür brauchen wir die Wissenschaft." Mit dem Campus Kulmbach sei man auf einem guten Weg, sagte Klöckner, die auf Einladung von Bundestagsabgeordneter Emmi Zeulner nach Kulmbach gereist war. Die Region habe viel zu bieten, sagte die Ministerin. Sie ist überzeugt: "In 10, 20 Jahren wird man von Kulmbach nochmal anders reden."

Professoren vorgestellt

Gründungsdekan Stephan Clemens stellte der Ministerin und ihrer Begleitung das stetig wachsende Team des Campus Kulmbach vor, unter anderem die neu berufenen Wissenschaftler Prof. Dr. Kai Purnhagen, der aus Wageningen nach Kulmbach kam und das Lebensmittelrecht vertritt, sowie Prof. Dr. Laura König, die vom Cambridge Institute of Public Health nach Kulmbach kam und seit 1. August die Juniorprofessur für Public Health Nutrition inne hat. "Der Besuch der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft motiviert uns als Team enorm, unser Vorhaben, hier Spitzenforschung auf wichtigen gesellschaftlich relevanten Feldern zu betreiben, voranzubringen", sagte Clemens.


Besonders interessiert zeigte sich Julia Klöckner, als Gründungsdekan Professor Dr. Stephan Clemens auf das Wissensportal zu sprechen kam, das der Campus gemeinsam mit dem in Kulmbach angesiedelten KErn und der Akademie für Neue Medien gerade aufbaut. Die Bereitstellung verlässlicher Informationen zu Lebensmitteln und Ernährung für die interessierte Öffentlichkeit zählt laut Clemens ebenfalls zu den Zielen der neuen Fakultät. Die wolle nicht nur Forschung und Lehre betreiben, sondern auch die Öffentlichkeit erreichen. In dem Wissensportal sollen laut Clemens interessierte Bürger verlässliche Informationen finden. Bereits Ende dieses Jahres soll es an den Start gehen. Der Gründungsdekan dankte der Ministerin deshalb ausdrücklich für die Unterstützung des geplanten Themenportals. Wissenschaftler, Studierende und Journalisten wollen dafür gemeinsam arbeiten. 100 000 Euro im Jahr gibt der Bund für dieses Projekt dazu. Die Ministerin fand es so interessant, dass sie Andeutungen machte, sich auch eine höhere Förderung vorstellen zu können. Beim offiziellen Start dieses Projekts will Klöckner dabei sein, mindestens virtuell, versprach sie.

Stephan Clemens stellte der Ministerin und ihren Begleitern aber auch den Campus insgesamt vor. Buchstäblich sei das derzeit noch eine große Baustelle. Aber man sei zuversichtlich, dass man den geplanten Zeitrahmen halten kann. Ein sehr ehrgeiziges Projekt habe die Uni Bayreuth mit dem Campus angepackt. Eine Fakultät neuen Stils soll in Kulmbach entstehen, die sich der Themen Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit annehmen will. Corona sei nicht die einzige Pandemie, die gerade umgehe. Auch Adipositas, Mangelernährung und den Klimawandel zählt Clemens dazu. Eine der Fragen, die es künftig zu beantworten gilt, sei die, wie man Lebensmittel produzieren, die Menschen ernähren und gleichzeitig den Klimawandel aufhalten kann. Um diese und andere Fragen zu erforschen, werde die neue Fakultät interdisziplinär aufgestellt und international ausgerichtet. 20 bis 24 Professuren soll es an dem Campus geben, wenn er vollständig ausgebaut ist. Eine vierstellige Zahl Studierender ist angepeilt.

Julia Klöckner zog ein positives Resümee: "Kulmbach ist ein wichtiger Standort für Lebensmittelwissenschaft in Deutschland - mit der Neugründung der interdisziplinären Fakultät wird er weiter aufgewertet. Besonders spannend ist der interdisziplinäre Ansatz. Hier greifen globale Perspektiven und Spitzenforschung mit regionalen Bezügen ineinander. Diese große Bandbreite und die Verknüpfung von Theorie und Praxis bietet den Studierenden hervorragende Möglichkeiten. So forschen auch wir in Kulmbach mit unserem Max-Rubner-Institut zur Sicherheit und Qualität bei Fleisch sowie zur Echtheit von Lebensmitteln."

Zu den größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zählen die nachhaltige Produktion und Distribution möglichst hochwertiger, gesunder Nahrungsmittel und die effektive Prävention von Krankheiten. "Beide Herausforderungen sind eng miteinander verbunden, und wir können nur durch interdisziplinäre Wissenschaft zu ihrer Bewältigung beitragen", erläuterte Stephan Clemens den Kulmbacher Ansatz. "Wir wollen deshalb ökonomische, soziologische, juristische und psychologische Perspektiven in den Forschungsfeldern Verhaltenswissenschaften, Public Health sowie Nahrungsmittelqualität und -sicherheit in einem ganzheitlichen Ansatz mit den naturwissenschaftlichen Forschungsfeldern, wie etwa den kausalen Beziehungen von Ernährung und Gesundheit oder der Biochemie und Genetik von Nutzpflanzen, verzahnen." Der im Herbst 2020 startende Masterstudiengang ‚Food Quality and Safety‘ - ein interdisziplinärer Master, der u.a. das Management von Versorgungsketten, Lebensmittelrecht, Biologie und Biochemie von Lebensmitteln sowie Humanbiologie abdeckt - und der im Sommer 2021 folgende Master ‚Global Food, Nutrition and Health‘, welcher vor allem Ernährungsfragen im globalen Süden in den Blick nimmt, verdeutlichen dies.

Bundestagsabgeordneter Emmi Zeulner ist das Thema Gesundheit und Ernährung als Mitglied des Bundestagsausschusses für Gesundheit ebenfalls wichtig: "Die Wissenschaftler in Kulmbach können uns wichtige Erkenntnisse in Bezug auf ernährungsbedingte Erkrankungen oder die weltweite Versorgung mit gesunden Lebensmitteln liefern. Deshalb unterstütze ich dieses Vorhaben besonders gerne." Aber auch in ihrer Eigenschaft als Mitglied im Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen steht sie hinter den Plänen der Universität Bayreuth: "Bereits jetzt ist vor Ort eine Dynamik zu spüren, die Kulmbach ohne die Ansiedlung einer universitären Einrichtung wohl nicht erfahren hätte."

Die Bundesministerin ist in Kulmbach unter anderem mit jungen Landwirten zusammengetroffen, sie hat die Firma Raps und das Max-Rubner-Institut besucht (siehe gesonderte Berichte in dieser Ausgabe). Zum Abschluss überreichten ihr OB Ingo Lehmann und sein Stellvertreter Frank Wilzok einen "halben Meter Kulmbacher Bier", von Emmi Zeulner gab es Blumen und von der Uni Bayreuth ein Maskottchen aus der "Campus-Edition". Alle Vertreter der Kulmbacher Politik bekräftigten, dass sie mit ganzer Kraft hinter dem Campus stehen. Das nahm die Ministerin mit Humor zur Kenntnis: "Die Abgeordneten hier kämpfen wie wild für ihren Standort. Neben Berlin und München kommt gleich Kulmbach. Ich bin schwer beeindruckt."

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