Kulmbach Darf’s ein bisschen Chili sein?

Rainer Unger
"Das Makarov-Puzzle" stellte Helmut Vorndran am Donnerstag in der Dr. Stammberger-Halle vor. Foto: Rainer Unger

Helmut Vorndran stellt in der Dr.-Stammberger-Halle seinen neuen Krimi vor. Wie immer hält er sich in der Lesung aber bedeckt, was die blutigen Sequenzen des Romans angeht.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Er ist immer für eine Überraschung gut, nicht nur in seinen Romanen, sondern auch in seinen Lesungen. Bei der Vorstellung seines neuen Krimis "Das Makarov-Puzzle" am Donnerstagabend in der Dr. Stammberger-Halle gab Helmut Vorndran nicht nur einen Einblick in seinen neuen Fall, sondern drei Leser konnten zudem ein Buch gratis mitnehmen: Allerdings mussten sie dafür eine Chili-Schote essen.

Infos zum Buch

"Das Makarov-Puzzle" von Helmut Vorndran ist erschienen im Emons-Verlag, umfasst 302 Seiten und kostet 13 Euro. ISBN 978-3-7408-0959-1.


Gleich zu Beginn erinnerte der Schriftsteller an das Jahr 2011, als er das letzte Mal in der Stadthalle in Kulmbach war, damals allerdings noch als Mitglied von TBC. "Die Leute waren damals enger gesessen, das weiß ich noch", bemerkte er dazu. Nun, die Initiatorin der Lesung und Inhaberin der Buchhandlung Friedrich, Christine Friedlein, hatte dieses Mal aufgrund von Corona und der damit verbundenen Hygiene-Auflagen in die Dr.-Stammberger-Halle ausweichen müssen. Dort gab der fränkische Erfolgsautor zunächst ein Geheimnis aus seinem Privatleben preis, nämlich dass er ein passionierter Chili-Züchter sei. Einmal im Jahr lade er seine Freunde zu einem "Abend des Schreckens" ein und bei seinen diesjährigen Lesungen haben jeweils drei Besucher die Chance, ein Buch kostenlos mit nach Hause nehmen zu können. Die Chilis haben aber eine unterschiedliche Schärfe, schickte er voraus, und auch, dass bei der letzten Lesung jemand, der ein Buch "gewonnen" hatte, anschließend meinte: "Das nächste Mal kaufe ich mir das Buch lieber!"

Ein weiblicher und ein männlicher Fan seiner Krimis ließen sich dennoch eine Chili schmecken und meinten tapfer, sie hätten schon mal schärfere gegessen. Ihr Gesichtsausdruck gab allerdings etwas anderes wider. Mehrere Versuche Vorndrans, das dritte Buch auch noch zu "verschenken", scheiterten im Laufe des Abends. Humorvoll ging es weiter, als er ins Publikum fragte, wer noch nie ein Buch von ihm gelesen habe. "Wo seid denn ihr her? Ihr könnt aber lesen?" mussten sich die anhören, die es gewagt hatten, die Hand zu heben. Danach ging es mit der Lesung los, in der es wie üblich nur Passagen aus dem "privaten Bereich" zu hören gab. "Das ist belastend für Damen gereiften Alters, die wollen immer Tote sehen. Wer sich einen schaurigen Abend erhofft, der ist hier falsch", erklärte er und blieb damit seiner Devise treu, dass in seinen Lesungen niemand umgebracht wird. Im Gegensatz zu seinen Büchern, in denen er mit Ermordeten nicht geizt.

So stellte er in der ersten Lesepassage den Nachwuchs des Ermittlerferkels Riemenschneider vor, der mitsamt der Mutter auf dem Biobauernhof des Landwirts Sporath untergekommen war. Insbesondere den talentiertesten Sprössling Presssack, der nicht nur eine Vorliebe für gekochte Kartoffeln hegt und sich zum "rundlichsten aller Schweinchen" entwickelt hat, sondern der sich zudem durch eine noch feinere Supernase als seine Mutter auszeichnet und der deswegen mitermitteln darf.

"Wir wechseln jetzt komplett die Szenerie", kündigte er an, und im zweiten Leseabschnitt ging es um die "schlechtesten Autofahrer der Welt, die mit Haßfurter Kennzeichen". Erneut plauderte er etwas aus seinem Privatleben aus, dass er in den vergangenen Jahrzehnten drei Unfälle hatten, jeweils mit Autofahrern mit Haßfurter Kennzeichen. "Alle drei Mal war ich nicht schuld", verdeutlichte er. Und er verriet, dass sich bei einer Lesung 2019 ein Mann aus Wonfurt bei Haßfurt gewünscht hatte, dass im nächsten Buch der Ort Wonfurt vorkommt. Was er auch tut, denn dort wohnt im neuen Fall von Vorndran ein als Verkehrssünder bekannter 91-Jähriger, den zwei Polizisten aufsuchen, um ihm endgültig den Führerschein abzunehmen. In der ungemein witzigen Passage eskaliert der Einsatz, eine alte, gusseiserne, von verschmortem Fett triefende Bratpfanne kommt dabei ebenso als Waffe zum Einsatz wie eine Dienstpistole mit dem Ergebnis, dass die eintreffenden Notärzte und Sanitäter drei Ohnmächtige auffinden.

In der Folge gab Helmut Vorndran preis, dass es alle im Buch vorkommenden Personen tatsächlich gibt, allerdings natürlich mit anderem Namen und in anderen Positionen, so auch den Chef der Bamberger Dienststelle, Robert "Fidibus" Suckfüll. Der lässt seine Mitarbeiter in der nächsten Leseprobe des Autors teilhaben an den fürchterlichen Erlebnissen in seinen Träumen, die ihre Ursache darin haben, dass ihm seine Ehefrau ein daneben gegangenes Tintenfischgericht serviert hatte. Was Helmut Vorndran veranlasste, einen dringenden Appell an alle männlichen Besucher in der Dr. Stammberger-Halle zu richten: "Setzt euch daheim öfter einmal durch, vor allem, wenn es ums Essen geht!"

"Das war’s, liebe Kinder, wollt ihr, dass ich noch was vorlese?" meinte der Schriftsteller anschließend. Natürlich wollten die Zuhörer, und so kamen sie in den Genuss einer weiteren Alptraum-Sequenz des Bamberger Dienststellenleiters. Im Abschluss musste Helmut Vorndran zwar nur zwei verschenkte Exemplare seines neuen Krimis signieren, dafür aber reichlich andere, die die Besucher auf "ordentliche, die Geschmacksnerven schonende Weise" erworben hatten. Ach ja, um was es in dem Fall geht, verriet der Autor mal wieder nicht, aber eines darf gesagt sein, das neue Buch ist nicht nur sehr witzig, sondern auch ungemein spannend. Und die "mordlüsternen Damen" werden beim Lesen auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.

Bilder