Kulmbach "Das geht doch auf keine Kuhhaut"

Hermann Müller

Anhand der wohl bekanntesten Kulmbacher Kuh geht Hermann Müller der gebräuchlichen Redensart "Das geht doch auf keine Kuhhaut" nach. Über die Skulptur selbst gibt es so einige Geschichten.

 
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Kulmbach - Zwei unterschiedliche Varianten gibt es über die Herkunft der Redensart "Das geht doch auf keine Kuhhaut". Die eine besagt, dass die phönizische Prinzessin Elissa, die von den Römern Dido genannt wurde, auf ihrer Flucht vor ihrem habgierigen und skrupellosen Bruder Pygmalion an der Küste Nordafrikas landete. Jarba, der König der Numidier, der um die Gunst Elissas buhlte, soll ihr ein Stück Land versprochen haben, das so groß sei, wie sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. Was König Jarbas allerdings nicht bedacht hatte, war die Klugheit Didos. Sie zerschnitt die Kuhhaut in dünne Streifen, die sie so aneinanderlegte, dass sie damit ein Stück Land umspannen konnte, das so groß war, dass sie darauf die Stadt Karthago - im heutigen Tunesien gelegen - gründen konnte.

Die zweite Auslegung hat mit der Sündhaftigkeit der Menschen zu tun. Früher glaubte man, dass der Teufel ständig die Menschen beobachtete und ihre Sünden aufschrieb, um sie ihnen am Tag des Jüngsten Gerichtes vorzuhalten. Bevor sich das Papier durchsetzte, wurde auf Pergament geschrieben. Dazu wurden die Häute von Schafen, Ziegen oder Kälbern dünn geschabt. Das größte zur Verfügung stehende Nutztier war damals die Kuh. Brauchte man also eine Kuhhaut, um all die Verfehlungen eines Menschen aufzuschreiben, dann musste diesem ob der Ungeheuerlichkeit das Fegefeuer, die ewige Verdammnis sicher sein.

Auf die Haut der "Blaicher Kuh" hätte man sicherlich eine Vielzahl von Sünden aufschreiben können. Geschaffen hat die Skulptur der renommierte Münchner Bildhauer und Akademieprofessor Georg Roemer. Als Vorbild diente ihm eine, bei der Landwirtschaftsausstellung in München preisgekrönte Kuh. Zwischen 1923 und 1928 von Direktor Hans Sauermann aufgestellt, erinnert sie seither an die ehemals bedeutende Fleischwarenfabrik Sauermann.

1865 wurde die Firma in der damals selbstständigen Gemeinde Blaich gegründet. Der Aufschwung kam, als Heinrich Sauermann den Fleischwarenbetrieb im Jahr 1899 von seinem Bruder Philipp übernahm. Heinrich Sauermann hatte das Spenglerhandwerk erlernt, kannte sich also mit Blech aus, und so füllte er einen großen Teil seiner Fleisch- und Wurstwaren in Konservendosen.

So konnten die Waren auch großflächig exportiert werden. Bereits im Jahr 1902 führte die Firma Sauermann ihre Waren sogar bis nach China aus, und im Jahr 1903 war sie vermutlich der größte fleischverarbeitende Betrieb in ganz Deutschland. Die Schlachtzahlen entwickelten sich beeindruckend. Im Jahr 1907 wurden an manchen Tagen an die 700 Schweine geschlachtet. Zur Blütezeit wurden mit 89 Wurstsorten und 15 Arten von Konserven Markenartikel oberster Güteklasse produziert.

Bekannte Spezialitäten waren sicherlich die Kalbsleberwurst, die Ochsenzungen in Aspik und auch die berühmten Wienerle.

Aufgrund zu hoher technischer Anforderungen kam 1976 das endgültige "Aus" für die Familienaktiengesellschaft, der Betrieb wurde eingestellt und die Gebäude nach und nach abgerissen.

Heute erinnern nur noch der Handwerkerhof, das ehemalige Verwaltungsgebäude, und die berühmte "Blaicher Kuh" an die Firma Sauermann.

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