Im wahren Leben arbeitet Schefel als Fachkraft für Lebensmitteltechnik und hat dabei mit neuartigen Druckverfahren gar nichts zu tun. Die Herstellung der 3D-Figuren betreibt er nebenher. Zuerst war es nur ein Hobby. Seit wenigen Tagen ist seine Internetseite unter der Adresse www.etaja3D.de online. Die ersten Kunden haben schon ihr Mini-Abbild bestellt.
Freunde und Familie hielten die Geschäftsidee zunächst für eine Spinnerei, gibt Schefel zu. Seine ersten Scan-Versuche hat der Kulmbacher an einer Schaufensterpuppe gemacht. "Das richtige Licht zu finden, war dabei das größte Problem", erinnert er sich. Es darf nicht düster sein, aber viel Helligkeit ist auch schlecht. Wenn auf Gesichtspartien ein Schatten fällt, dann kann der 3D-Drucker die feinen Konturen nicht gut herausarbeiten.
Wer Modell steht, sollte möglichst bunte Kleidung tragen, empfiehlt Schefel. Fast jedes Detail von Hemd und Hose sei später an dem Ebenbild aus Gips zu erkennen. "Nur bei Karos und bei Glitzer tut sich der Drucker noch schwer."
Nach der langen Testphase hat Schefel den Scanner zum ersten Mal am lebenden Objekt ausprobiert. Sein Cousin musste als Versuchsperson herhalten. "Es war ein Glücksgefühl, als es endlich geklappt hat", sagt der Kulmbacher. Der Mini-Cousin habe perfekt der Mimik und Gestik des Originals entsprochen. Die beiden waren zum Verwechseln ähnlich - bis auf die Größe, natürlich.
Aber wer ist die Zielgruppe für die Geschäftsidee? Warum sollte sich jemand ein kleines Ebenbild anfertigen lassen? Schefel sieht eine ganze Reihe von Anlässen und Gründen für die 3D-Figuren. Der Abc-Schütze mit Schultüte, der Jubilar im Sportverein in typischer Pose oder das Geburtstagskind.
Perfekt sind die Modelle auch als Hochzeits-Idee. Wäre doch originell, wenn sich Braut und Bräutigam samt Festkleidung im Miniaturformat auf der Spitze der Torte wiederfinden. Zudem bleibt das Abbild im Kleinen eine schöne Erinnerung an den großen Tag.
Rein technisch ließen sich auch Babys und Haustiere als 3D-Figuren abbilden. "Die Frage ist dabei nur, ob sie beim Scan lange genug stillhalten", gibt der Kulmbacher zu bedenken.
Der 31-Jährige will die Technik weiterentwickeln und sein Angebot ausweiten. Dabei wird schnell klar, dass flache Fotos in 2D ziemlich von gestern sind. Statt verstaubter Alben sollen Schefels Kunden künftig ganz individuelle Erinnerungsstücke vorzeigen können.
Die Technik ist schon faszinierend. 3D-Drucker
Die Industrie setzt 3D-Drucker in immer größerem Stil ein. Die Geräte fertigen mittlerweile medizinische Implantate, Militär-Drohnen, Geschirr, Brillengestelle und sogar Lebensmittel. Schicht für Schicht baut der Drucker dabei das Objekt auf. Das Material wird durch Härten oder Schmelzen in die gewünschte Form gebracht.
Die Möglichkeiten der 3D-Drucker sind enorm. Auf der weltgrößten Backmesse iba, die am vergangenen Donnerstag in München zu Ende gegangen ist, hat das Unternehmen Print2Taste aus Freising seinen ersten Lebensmitteldrucker vorgestellt, die Frankenpost berichtete. Die Drucker sollen ähnlich wie der Spritzbeutel eines Konditors funktionieren - nur viel feiner, heißt es aus dem Unternehmen.
Gedrucktes Essen soll in Zukunft normal sein. Senioren, die Schwierigkeiten mit dem Kauen und Schlucken haben, könnten dank 3D-Druck ihr püriertes Essen in einer optisch ansprechenden Form serviert und mit Vitaminen angereichert erhalten.