Mit den Flüchtlingskindern haben die Schulen bislang sehr gute Erfahrungen gemacht, freut sich Jürgen Vonbrunn: "Es hat sich gezeigt, dass die Kinder zum Teil an der falschen Schule sind. Wenn sie richtig Deutsch könnten, wären sie in der Regel an einer Realschule oder einem Gymnasium gelandet." Was den Schulrat ebenfalls sehr zufrieden stimmt: "Diese Kinder und Jugendlichen haben auch klare Vorstellungen von der Zukunft und konkrete Berufswünsche. Die Lehrkräfte bestätigen mir, dass das Potenzial da ist." Die Herausforderungen, die Flüchtlingskinder möglichst gut zu unterrichten, werden in Zukunft nicht kleiner werden, ist sich Jürgen Vonbrunn sicher. Das betrifft nicht nur die steigenden Zahlen. "Über kurz oder lang kann ich mir vorstellen, dass solcher Förderunterricht an allen Schulen gebraucht wird. Dort, wo Wohnraum leer steht, zum Beispiel im Oberland, werden wohl in absehbarer Zeit auch Flüchtlinge einziehen und dann brauchen wir auch da ein Angebot und Hilfe." Vonbrunns Hoffnung ist es nun, dass der Freistaat bald Geld in die Hand nimmt. "Wir müssen die Asylbewerber und Flüchtlinge nicht nur unterbringen, sondern auch die entsprechende Bildung für die Kinder anbieten. Das heißt klar: Ich brauche mehr Lehrer."
Viele Kinder könnten in die Realschule oder das Gymnasium gehen, wenn sie Deutsch könnten. Deutsch-Förderklassen und Förderschienen
Umfangreiche Anstrengungen unternimmt das Schulamt in Kulmbach, um den Flüchtlingskindern, die hier leben, eine möglichst gute Schulbildung zukommen zu lassen. Viele dieser Kinder sind, wie Schulrat Jürgen Vonbrunn überzeugt ist, für weiterführende Schulen geeignet. Allerdings mangelt es an Sprachkenntnissen. Die deutsche Sprache zu vermitteln ist daher das oberste Ziel, wenn es um Schulfragen für die Kinder der Kriegsflüchtlinge aus Syrien oder Afghanistan und anderen Ländern geht.
An der Pestalozzischule in Kulmbach ist eine ausgedehnte Förderschiene installiert worden. Mit einer Deutsch-Förderklasse, einer Übergangsklasse und einer Förderschiene ist die Max-Hundt-Schule besonders gut aufgestellt. Das selbe breite Spektrum bietet auch die Grund- und Mittelschule Neuenmarkt-Wirsberg und in Mainleus wird eine Deutsch-Förderklasse und eine Förderschiene angeboten.
Sprachförderung gibt es in Kooperation mit den Kitas auch schon in Vorkursen für Kindergartenkinder.
114 Wochenstunden für Deutsch-Vorkurse
Die Schulen im Landkreis Kulmbach haben sich, so gut es personell geht, gerüstet für den Unterricht für die Flüchtlingskinder. Allein 114 Wochenstunden werden im Landkreis Kulmbach für Deutsch-Vorkurse, Deutsch-Förderunterricht, muttersprachlichen Ergänzungsunterricht, islamischen Religionsunterricht und Sprachförderunterricht zusätzlich zu den lehrplanbezogenen Unterrichten erteilt. "Das ist eine deutliche Ausweitung des bisherigen Angebots", betont Schulamtsleiter Jürgen Vonbrunn.
Die Zeiten, in denen die Kinder von Asylsuchenden nicht der Schulpflicht unterlagen, sind übrigens vorbei. Auch für diese Kinder gilt jetzt die Schulpflicht. Und in den allermeisten Fällen kommen Kinder wie Eltern dieser Pflicht gerne nach. Die Mühe auf beiden Seiten wird belohnt. An der Max-Hundt-Schule sollen bereits im kommenden Jahr die ersten Flüchtlingskinder am Quali teilnehmen und so einen ordentlichen Schulabschluss erwerben können, mit dem ihnen alle Wege zur weiteren Qualifikation offenstehen.