Kulmbach Die Zukunft kennenlernen

Gabriele Fölsche

Zum sechsten Mal ist am Samstag in Kulmbach die Messe Abitura über die Bühne gegangen. Die Berufs- und Ausbildungsbörse richtet sich an diejenigen jungen Leute, die ihre Schullaufbahn mit dem Abitur beenden.

 
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Kulmbach - Im Beruflichen Schulzentrum in Kulmbach geht es nicht nur ums Lernen, sondern auch darum, jungen Menschen berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Nicht zuletzt trägt dazu die Messe Abitura bei. Am Samstag gab es wieder ein Aufeinandertreffen von jungen Menschen und Vertretern der Wirtschaft, was ein frühzeitiges Kennenlernen für beide Seiten möglich macht.

Es waren 72 Aussteller, die um die Gunst der Absolventen warben. In 30 Fachvorträgen wurden verschiedenste Berufe vorgestellt, aber auch die Möglichkeiten des Dualen Studiums beleuchtet. Clemens Dereschkewitz vom Arbeitskreis Schule-Wirtschaft beschäftigte sich in seiner Ansprache zur Eröffnung der Messe damit, was Unternehmen und Politik im Landkreis tun können, damit junge Menschen nicht aus der Region abwandern: "Wir müssen aufhören, damit zu werben, dass das Leben in der Region (Essen, Mieten) billig ist. Das impliziert, hier verdient man kein Geld", sagte er und rief damit nachdenkliche Gesichter bei seinen Zuhörern hervor. Die Ausstellung zeige den Schulabgängern auf, welch vielfältige berufliche Möglichkeiten sie hier haben. Er nannte die Unis Bayreuth und Coburg und nicht zuletzt den Campus Kulmbach, der entsteht. "Um die Menschen von der Region zu überzeugen, dafür reicht nicht das Werben mit Bier", stellte Dereschkewitz fest. Und weiter: "Junge Leute sind Überzeugungstäter, wenn sie von etwas überzeugt sind, dann opfern sie alles dafür und stehen dahinter."

Nach Überzeugung von Dereschkewitz wollen die Auszubildenden ernst genommen werden: "Sie ticken anders. Nutzen soziale Netzwerke, streamen. Ihr Leben spielt sich viel auf Youtube ab. Dabei kommt es auf uns an, uns darum zu kümmern, dass der Nachwuchs kritisch bleibt und abwägt, welche Informationen, die zum Beispiel über das Netz kommen, richtig oder falsch sind." Der Geschäftsführer von ait-deutschland hat festgestellt, dass die Jugend viel kritischer geworden ist. Es gehe um Klimawandel und Umweltschutz. Die Wertigkeit ändere sich. Dereschkewitz: "Lautete früher die Frage an mich, was verdient ein Geschäftsführer, heißt es heute, wo sehen Sie das Unternehmen in fünf Jahren. Die jungen Leute haben klare Ziele vor Augen."

Auch zum Thema Fachkräftemangel fand Dereschkewitz klare Worte. "Das Wort hängt mir zum Hals heraus. Das Thema wird nicht besser, wenn wir es ständig wiederholen - damit sollten wir aufhören. Wir können als Unternehmen jede Arbeitskraft mit jeder Qualifikation einstellen. Die Mitarbeiter müssen eben weitergebildet werden von den Unternehmen, wir sollten lernen, damit umzugehen."

Landrat Klaus Peter Söllner eröffnet dann die Abitura, die zahlreiche Besucher verzeichnete. Einer von ihnen war der 16-jährige Jonas Herrmann, der mit seinen Eltern durch die Stände der Ausbildungsbetriebe, Hochschulen und Universitäten schlenderte. Bei der Firma Raps erkundigte sich der Thurnauer nach einem Ausbildungsplatz als Mechatroniker oder Lebensmitteltechniker: "Momentan tendiere ich mehr zum Lebensmitteltechniker", sagt der junge Mann, der sich eher als Praktiker sieht. Fabienne Rosa, Referentin für Ausbildung bei Raps, berät den jungen Mann. Unser Zeitung gegenüber sagt sie: "Ich habe heute schon interessante Schüler kennengelernt und gut Gespräche geführt." Sie sagt, dass für das Jahr 2019 noch Ausbildungsplätze im Unternehmen frei sind: "Ich hoffe, dass wir diese durch die Abitura füllen können." Fabienne Rosa sagt, dass es für das Unternehmen schwer sei, Fachkräfte für Lebensmitteltechnik sowie Elektroniker zu finden.

Jan Dressel hingegen informiert sich ausgiebig über die Ausbildung zum Pharmazeutisch-technischen Assistenten: "Für mich kommt aber auch ein Pharmaziestudium in Frage", sagt der 17-Jährige. "Ich finde es toll mit Menschen umzugehen, zu forschen und zu entwickeln, das fasziniert mich." Ein paar Stände weiter interessiert sich Jonas Degel aus Gefrees für den Beruf des Technischen Systemplaners. "Vielleicht wird es aber doch ein Studium", kommt der Gymnasiast in Grübeln.

Eher ungewöhnlich ist das Duale Studium von Natascha Sinmiok, zumindest für eine Frau. Sie steht heute am Stand von Hoch- und Ingenieurbau Dechant und wirbt für ihren Beruf: "Ich studiere Bauingenieurwesen, Fachrichtung Beton- und Stahlbetonbauer. Im ersten Jahr ist man auf der Baustelle, ich bin begeistert und bei meinen Kollegen anerkannt", sagt die taffe Frau.

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