Kulmbach Dohlen ziehen sich zurück

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Nahezu 30 Brutpaare des Vogels des Jahres 2012 bevölkerten einst die Plassenburg. Heute sind nur noch acht bis neun Einzelvögel zu sehen. Warum die Dohlen die Burg verlassen, stellt Vogelschützer vor ein Rätsel.

 
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Kulmbach - Noch gehören die schwarzen Vögel mit den auffallend graublauen Augen und dem silbergrauen Schopf an Hals und Hinterkopf fest zur Plassenburg. Doch ausgerechnet in diesem Jahr, in dem die Dohle zum Vogel des Jahres ernannt worden ist, müssen sich Vogelschützer zunehmend um den Bestand der seit Jahrhunderten hier heimischen Vögel auf dem Kulmbacher Wahrzeichen sorgen. 29 Brutpaare hat die Kreisgruppe Kulmbach des Landesbunds für Vogelschutz noch in den 1980er-Jahren auf der Burg gezählt. Man konnte von einer richtigen Kolonie sprechen. Derzeit sind, wie Kreisvorsitzender Erich Schiffelholz besorgt feststellt, gerade mal acht bis neun Einzelvögel zu beobachten. Woran der Rückzug dieser Vögel ausgerechnet auf der Plassenburg liegt, kann sich Erich Schiffelholz nicht erklären. Die Brutplätze der Dohlen vor allem Bereich des Rondells werden nicht gestört und stehen auch unvermindert zur Verfügung. Sogar das Volksfestfeuerwerk darf schon seit Jahren zum Schutz der Vögel nicht mehr von der Burg aus abgeschossen werden.

Allgemein haben die Dohlen aber durchaus schlechtere Nistbedingungen. Die Rabenvögel brüten in Höhlen. Das können Nischen und Löcher in alten Gebäuden oder Kirchtürmen ebenso sein wie beispielsweise verlassene Spechthöhlen in Bäumen. Wichtig ist: Eine Höhle sollte vorhanden sein und sie sollte in luftigen Höhen liegen. Vor allem in Städten leidet die Dohle unter den vielfach installierten Taubenabwehreinrichtungen.

Alte Bäume auch mal stehen zu lassen, bei Gebäudesanierungen die Brutplätze für die Vögel erhalten und da, wo es geht, auch Nistkästen anbieten. Von Maßnahmen wie dieser erhoffen sich die Vogelschützer, die Dohlen wieder vermehrt zur Brut in Kulmbach zu veranlassen. Vereinzelt werden Dohlen in letzter Zeit zusammen mit Vertretern anderer Rabenarten nun auch im Umfeld um die Kompostieranlage in Katschenreuth gesichtet. Auch dort können sich die Vogelschützer durchaus vorstellen, den Vögeln mit dem niedlichen Gesicht eine Heimstätte zu schaffen und damit zur Linderung der akuten "Wohnungsnot" der gefiederten Freunde beizutragen.

Mit der Ernennung zum Vogel des Jahres wollen sich die Kulmbacher Vogelschützer verstärkt für diese vielseitigen Stimmtalente einsetzen, die nicht nur schön anzusehen, sondern als Insektenfresser auch ganz hervorragende natürliche Schädlingsbekämpfer sind. Noch gibt es Dohlen in Kulmbach. In anderen Regionen stehen die Vögel bereits auf der Roten Liste. Dass es hier erst gar nicht so weit kommt, dafür wollen die Vogelschützer jetzt mit ganzer Kraft eintreten.

Brutpaare melden

Der Landesbund für Vogelschutz in Kulmbach ist sehr daran interessiert, zu erfahren, wo Dohlen nisten und besonders, wo Brutpaare sich niedergelassen haben oder in diesen Tagen niederlassen. Damit wollen sich die örtlichen Vogelschützer einen Überblick über den Bestand verschaffen und in dem Zusammenhang auch prüfen, ob den Dohlen eventuell auch Nisthilfen angeboten werden können, um sie dauerhaft anzusiedeln. Wer im Stadtgebiet oder auch darüber hinaus Dohlen beobachtet, kann sich an Erich Schiffelholz wenden. Telefon: 09229/8191.

Ein nützlicher Insektenvertilger

Die Dohle gehört mit einer Länge von etwa 30 Zentimetern zu den kleinsten Rabenvögeln und wird den Singvögeln zugeordnet. Dohlen trifft man in unserer Region ganzjährig an. Ab Ende März bis Anfang April beginnt das Weibchen meist vier bis sechs bläulich grüne Eier zu legen. Nach etwa 18 Tagen schlüpfen die ersten Jungvögel, die bereits großen Hunger haben. Wie alle Rabenvögel ist auch die Dohle ein Allesfresser, ernährt sich aber hauptsächlich von Insekten, die sie am Boden aufsucht. Oft werden Insekten auch aus dem Fell von Schafen, Pferden oder Rindern gepickt. Im Herbst und Winter ernährt sich die Dohle von allem, was ihr fressbar erscheint, wie Obst, Nüsse und Samen. In Siedlungsgebieten, wo Insekten und Früchte eher Mangelware sind, durchstöbern die Tiere Komposthaufen und Abfallkörbe nach allerlei Essbarem.


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