Kulmbach Droht der Wildtierstation das Aus?

Von Gabriele Fölsche

Steht die Wildtierstation Stadtsteinach vor dem Aus? Sabine Witt, die sich seit 2002 um gefundene und verwaiste Wildtiere kümmert, ist verzweifelt. Finanziell steht ihr das Wasser bis zum Hals.

 
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Stadtsteinach - Sabine Witt ist seit Jahren Tierschützerin mit Herzblut. Seit 2010 betreibt sie eine Wildtierstation in Vogtendorf. Bisher hat sie die Versorgung der Tiere weitgehend aus der eigenen Tasche gezahlt. Jetzt stößt die 36-Jährige an ihren finanziellen Grenzen.

Mehrere große Volieren stehen auf ihrem Grundstück. Singvögel, Greifvögel aber auch Marder- und Feldhasenbabys und sogar ein junger Fuchs sind darin untergebracht. "Es sind verwaiste oder verletzte Tiere, die ich hier versorge und auf die Auswilderung vorbereite", erzählt die 36-Jährige. Viele ihrer Schützlinge werden von Privatpersonen abgegeben: "Ich kann keineswegs bestätigen, dass die Tiere willkürlich und ohne nachzudenken der Natur entnommen wurden. Meist ist etwas im Argen."

Aber auch der Tierschutzverein Kulmbach und auch der Landesbund für Vogelschutz, Ortsgruppe Kulmbach, vertrauen der Vogtendorferin Tiere an, weil sie wissen, dass die Pfleglinge dort artgerecht versorgt und untergebracht werden können.

Was sich so idyllisch anschaut ist mit viel Arbeit und Geld verbunden. "Ich fühle mich einfach verpflichtet, den Wildtieren zu helfen. Es ist mir ein Herzensanliegen. Zudem habe ich die Fähigkeit und das Wissen um die artgerechte Aufzucht und Ernährung. Ansonsten haben Wildtiere eben kaum eine Lobby."

Doch Herzblut und Engagement reichen für die aufopferungsvolle Tätigkeit leider nicht. "Bisher habe ich das meiste aus dem eigenen Geldbeutel finanziert. Ab und an bekomme ich eine Spende und auch die Familie und Freunde unterstützen mich finanziell, aber nun ist das Maß voll. Ich brauche Hilfe", sag Sabine Witt.

Sie zeigt auf einen Stapel Rechnungen aus dem Jahr 2014: "Im letzten Jahr habe ich 8000 Euro alleine für Futter ausgeben müssen. Dazu kommen noch die Tierarztkosten." Aber auch die Volieren für die Unterbringung hat Sabine Witt selbst bezahlt. "Ich habe mir vier neue Volieren bauen lassen müssen und sie sind wesentlich teurer geworden, als gedacht", ist die engagierte Frau verzweifelt.

Was ihr große Sorgen bereitet, sind die Dauerpfleglinge, die aufgrund ihres Handicaps nicht mehr in die Freiheit entlassen werden können. "Ich habe Rabenkrähen, drei Turmfalken und vier Bussarde, die mir natürlich den Platz wegnehmen", sagt sie. Dennoch ist sie dagegen, der Natur ihren freien Lauf zulassen: "99 Prozent aller Probleme, die die Tiere haben, die ich bekomme, sind auf den Menschen zurückzuführen. Es sind Unfallopfer, die im Straßenverkehr zu Schaden kamen oder zum Beispiel an einer Hochspannungsleitung."

Einer ihrer derzeitigen Pfleglinge ist Uhu "Pattex". "Er hüpfte in einem Steinbruch an der Fränkischen Linie herum. Ein Altvogel oder Nest war nicht auszumachen. Der Kerl war nur noch Haut und Knochen." Wenn das Tier soweit flügge ist, sucht Sabine Witt nach einer geeigneten Auswilderungsstation. "Der Uhu muss lernen, lebende Beute zu schlagen. Eine geeignete Einrichtung dafür zu finden, ist sehr, sehr schwierig", weiß sie. Und auch, dass geschützte Arten immer bei der Unteren Naturschutzbehörde zu melden sind.

In einer weiteren Voliere tummeln sich Marderbabys. Sie sind zuckersüß. "Wenn sie erwachsen sind, werde ich sie nach Sachsen bringen, wo ein Kollege ein Auswilderungs-Gehege hat", sagt Witt. Ein ganz besonderer Gast ist Fuchs Hannibal. "Ich habe den Welpen vor eineinhalb Monaten aus Grafenwöhr bekommen. Dort hat er ein Firmengelände nicht mehr verlassen. Der zuständige Jagdpächter sagte den Findern, dass sie eine Wildtierstation suchen sollen, ansonsten werde er das Tier erschießen. So ist Hannibal, der eigentlich eine Fähe ist, bei mir gelandet."

Im Bundesnaturschutzgesetz ist in Paragraf 45 über die Aufnahme von Tieren und Pflanzen der streng geschützten Arten zu lesen: "Die Tiere sind unverzüglich freizulassen, sobald sie sich selbstständig erhalten können. Im Übrigen sind sie an die von der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständige Behörde abzugeben."

Hört sich gut an, ist aber im Landkreis Kulmbach nicht so: "Die Aufnahme und Versorgung von verletzten Wildtieren ist keine Aufgabe des Landkreises, dafür gibt es keine gesetzlichen Vorgaben", sagt der Jurist am Landratsamt Philipp Hetzel. Er bestätigt aber, dass Sabine Witt eine vorbildliche Einrichtung geschaffen hat.

Im letzten Jahr habe ich 8000 Euro alleine für Futter ausgeben müssen.

Sabine Witt

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Sparkasse Kulmbach-Kronach

Verwendungszweck:

"Wildtierstation SAN"

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