Kulmbach Ein kleiner, aber fröhlicher Festakt

Stephan Stöckel
Am Mahnmal an der Berliner Brücke gedachten am Samstag vor einem Blumengruß den Opfern der deutschen Teilung (von links) Wolfgang Brehm, Vorsitzender vom Kreiskuratorium "Tag der Deutschen Einheit", Landrat Klaus Peter Söllner, seine Stellvertreterin Christina Flauder, OB Ingo Lehmann und Thomas Nagel vom Kreiskuratorium. Foto: Stephan Stöckel Quelle: Unbekannt

Aus Sicherheitsgründen erinnerte das Kuratorium "Tag der Deutschen Einheit" diesmal nur im kleinsten Kreis an die Wiedervereinigung. Ausfallen sollte die Feier aber in keinem Fall.

 
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Kulmbach - Am Samstag feierte das wiedervereinigte Deutschland seinen 30. Geburtstag. In Kulmbach beging man das runde Jubiläum coronabedingt im kleinen Kreis. Nur sieben Männer und Frauen hatten sich vor dem Mahnmal an der Berliner Brücke versammelt. Im Gedenken an die Opfer von Gewaltherrschaft und DDR-Diktatur legten Landrat Klaus Peter Söllner (Freie Wähler) und Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) einen Blumengruß nieder.

Festakt "30 Jahre Deutsche Einheit"

In Kooperation mit der Evangelischen Kirchengemeinde führt das Kreiskuratorium "Tag der Deutschen Einheit" am Dienstag, 10. November 2020, um 19 Uhr einen Festakt zum 30-jährigen Bestehen des wiedervereinigten Deutschlands durch.

Bei der überparteilichen Veranstaltung in der Kulmbacher Petrikirche hält Prof. Dr. Stefan Leible, Präsident der Universität Bayreuth, die Festrede, kündigen die Veranstalter an.

Es gelten auch bei dieser Veranstaltung die Corona-Hygienebedingungen wie das Tragen von Masken und die Einhaltung des Sicherheitsabstands.

Eine telefonische Anmeldung bei der Stadt Kulmbach unter der Nummer 09221/940 223 ist nötig.


In den vergangenen Jahren waren immer zwischen 50 bis 100 Bürger zur Gedenkfeier gekommen. Selbstverständlich hätte man die Veranstaltung im größeren Kreis mit Abstandhalten, Maske und Gesangsverbot durchführen können, räumte Wolfram Brehm, Vorsitzender des Kreiskuratoriums "Tag der Deutschen Einheit" auf Nachfrage ein. Genau das aber habe man ganz bewusst nicht gewollt. Das hätte wieder den Charakter eines Volkstrauertages gehabt. "Stattdessen entschieden wir uns für einen freudigen Festakt, schließlich ist die Wiedervereinigung ein Grund zur Freude", betonte Brehm, der für die CSU im Kulmbacher Stadtrat sitzt. Einen solchen wird es am 10. November in der Kulmbacher Petrikirche geben (siehe Infobox).

Seine Tochter Katrin hatte es sich nicht nehmen lassen, dem symbolischen Akt am Samstag beizuwohnen. Die 24-Jährige gehört zu einer Generation, die die Wiedervereinigung und das geteilte Deutschland nicht persönlich miterlebt hat. Sie kennt beides nur aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern. Was bedeutet ihr der Feiertag? "Er erinnert uns daran, dass Freiheit ein hohes Gut ist und nicht selbstverständlich ist, wie man an den aktuellen Ereignissen in Belarus sieht."

An diesem Punkt setzte auch Landrat Klaus Peter Söllner in seiner kurzen Rede an, der das Jahr 1990 mit der heutigen Zeit verglich, in der in vielen Ländern Autokraten und Populisten an den Schalthebeln der Macht sitzen. "Mit Trump und Putin hätte es keine deutsche Einheit gegeben", meinte er. Man habe ein kurzes Zeitfenster nutzen können, in dem der deutschlandfreundliche George Bush Senior Amerika und Michail Gorbatschow mit seiner Politik des Glasnost und der Perestroika die damalige Sowjetunion regiert hätten. Für Söllner ist das eine Gnade und Einmaligkeit in der jüngeren Geschichte gewesen, die zum friedlichen Zusammengehen zweiter Staaten geführt habe.

Lehmann bezeichnete die Wiedervereinigung als ein Geschenk. Er erinnerte sich an die Zeit der Grenzöffnung, als an Sonntagen in Kulmbach die Trabants vor den geöffneten Supermärkten standen. Für stellvertretende Landrätin Christina Flauder (SPD), die Verwandte in der ehemaligen DDR hatte, war die Einheit eine Familienzusammenführung. Thomas Nagel (FDP) vom Kreiskuratorium wies darauf hin, dass es nach 30 Jahren Einheit bundesweit Unterschiede gebe, die mit dem Begriffspaar Ost und West schon lange nichts mehr zu tun hätten. So gäbe es zum Beispiel auch innerhalb Bayerns Unterschiede in der wirtschaftlichen Entwicklung.

Wie geht es im nächsten Jahr weiter? Wolfram Brehm könnte sich vorstellen, die Gedenkfeier mit dem Kulmbacher Grünwehrfest zu verbinden, um dem Ganzen einen freudigen Charakter zu verleihen. Eine Idee, die auch Oberbürgermeister Ingo Lehmann begrüßte.

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