Bad Berneck Ein verwunschener Ort harrt seiner Rettung

Peter Rauscher
Vorsicht, bröckelnde Mauern! Claus Rabsahl vom Burgenverein (links) zeigte den Grünen-Landtagsabgeordneten Sabine Weigand und Tim Pargent, warum die Sanierung von Hohenberneck so dringlich ist. Foto: Peter Rauscher

Eine Millionenförderung aus München soll die spätmittelalterliche Ruine Hohenberneck endlich retten. Noch aber heißt es warten.

 
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Bad Berneck - Auf dem Schlossberg hoch über Bad Berneck herrscht eine trügerische Ruhe. Im Sommer vergangenen Jahres feierten noch Tausende Menschen das Burgenfest, Gittels Fränkisches Theater erweckte die Romantikbühne zum Leben. Heuer kommen allenfalls Wanderer an den mittelalterlichen Burgruinen vorbei. Einige davon allerdings in quasi amtlicher Funktion. Denn die Ruhe täuscht. Hinter den Kulissen ist die Rettungsaktion für die am stärksten vom Verfall bedrohte Burg Hohenberneck in ihre finale Phase getreten.

Sichtbar wird das vor Ort nur dadurch, dass sich immer wieder Landespolitiker auf den schmalen Pfaden zu den Burgen hochbemühen. Hier verlief einst die Via Imperii, eine wichtige Handelsstraße des Reiches von Nord nach Süd. "Das war die A 9 des Mittelalters", sagt Burgenforscher Claus Rabsahl vom Verein zum Erhalt historischer Stätten, kurz Burgenverein.

FDP-Bauexperte Sebastian Körber wandelte schon im vergangenen Jahr auf den Spuren der Vergangenheit. SPD-Stimmkreisabgeordente Inge Aures war bereits da, kürzlich auch ihr CSU-Kollege Martin Schöffel, der die Nachricht mitbrachte, dass das für einen Sanierungszuschuss erforderliche Gutachten des Landesamtes für Denkmalschutz nun vorliege. Vor einigen Tagen folgte schließlich Sabine Weigand, denkmalpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion und Mitglied im Landesdenkmalrat, einer Einladung ihres Bayreuther Kollegen Tim Pargent. Der Grund für das Interesse der Politik: In München steht die Entscheidung an über einen Millionenzuschuss, der Hohenberneck vor dem Verfall retten soll.

Seit mehr als einem Jahr ist die Burgruine wegen Baufälligkeit für die Öffentlichkeit gesperrt. Das Gras im Burghof ist inzwischen kniehoch gewachsen, der Efeu wuchert mehrere Meter die Mauern hoch, wie an einem verwunschenen Ort aus einem Märchen. Eine zerbrochene Sektflasche zeugt allerdings sehr real von unerlaubt eingedrungenen Besuchern in Hohenberneck. Eine Schießöffnung wurde deshalb kürzlich zugemauert.

Die letzte mittelalterliche Burg, die nach heutigen Erkenntnissen niemals belagert wurde, verfällt immer mehr. Mauersteine poltern herab und verändern das äußere Bild, sagt Stadträtin Sandra Schiffel. Sie warnt die Besucher, nicht zu nah an den Rand zu gehen. Das Mauerwerk könnte nachgeben. In 19. Jahrhundert hatten Bernecker Frauen den seltenen weißen Sandstein aus den Burgmauern als Scheuerpulver verwendet. "Was Männer nicht geschafft haben, schafft der Sauberkeitsdrang der Frauen", scherzt Rabsahl.

Vor Ort hat man alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die Rettung zunächst dieser einen von sechs Bad Bernecker Burgen gelingen kann. Der Burgenverein mit rund 120 Mitgliedern ist eigens hierfür gegründet worden. Ungezählte Arbeitsstunden und eine niedrige sechsstellige Summe hat er reingesteckt, nun mobilisiert man Politiker, um Verbündete zu gewinnen. Denn die Entscheidung, ob die knapp 90 Prozent Förderung für den geschätzten Sanierungsaufwand von Hohenberneck in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro fließen werden, fällt im Münchner Wissenschaftsministerium. Die Stadt als Eigentümer baut auf Mittel aus dem vom Ministerium verwalteten Entschädigungsfonds. Ihre Hausaufgaben hat sie gemacht mit einem einstimmigen Stadtratsbeschluss, trotz knapper Mittel ist ihr Haushalt mit dem geforderten Eigenanteil genehmigt. Die wichtige erste Hürde ist genommen, das Landratsamt als untere Denkmalschutzbehörde hat die verlangten Unterlagen vor wenigen Wochen nach München geschickt. Nun heißt es warten auf das erlösende Wort aus München.

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