Kulmbach/Bayreuth Erschwerter Alltag im Heim

Für alle Pflicht: Den Mund-Nasenschutz müssen Bewohner von Seniorenheimen und Besucher ebenso tragen wie die Pflegekräfte. Foto: Archiv/dpa Quelle: Unbekannt

Senioreneinrichtungen melden keine Corona- Infizierten unter ihren Bewohnern. Für die Mitarbeiter wird die Arbeit allerdings immer aufwendiger.

 
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Kulmbach/Bayreuth - Wer in Corona-Zeiten Familienmitglieder in einem Senioren- und Pflegeheim anmeldet, ist verunsichert. Was ist bei der Aufnahme zu beachten? Welches Hygiene- und Besucherkonzept gilt im Moment? Unsere Zeitung fragte exemplarisch beim Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt in Kulmbach, dem Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes in Bayreuth und im Caritas-Alten- und Pflegeheim St. Martin Bayreuth nach. Im Würzburger Altenheim St. Nikolaus steckte sich Mitte Juli ein Mann mit dem Corona-Virus an. 250 Kontaktpersonen mussten daraufhin getestet werden. Das schreckte die Menschen in der Region auf. Doch die von unserer Zeitung befragten Heime und Träger geben an, keine Corona-Infektionen oder gar Todesfälle zu verzeichnen. "Zum Glück gab es weder das eine noch das andere", sagt Monika Gasthuber, Beauftragte für Qualitätsmanagement in der Altenhilfe im AWO-Kreisverband Kulmbach.

Beim BRK heißt es: "Bisher gab es in unseren Einrichtungen zu unserer Freude keine positiven Testergebnisse." Dies sei nicht nur auf die vorgeschriebenen Maßnahmen, sondern auf die hohen Hygiene- und Qualitätsstandards und das "engagierte und hervorragend qualifizierte Personal" zurückzuführen, sagt Richard Knorr, stellvertretender BRK-Geschäftsführer und Einrichtungsleiter des BRK-Ruhesitzes, der größten Senioreneinrichtung des Bayreuther Verbands.

Im Caritas-Heim St. Martin in Bayreuth habe es drei Verdachtsfälle gegeben, sagt die Leiterin Tanja Blahuschek. Doch diese hätten sich nicht bestätigt. "Wir haben bis heute keinen einzigen positiven Fall." Das habe womöglich mit Glück, aber auch mit Vorsicht zu tun. Neue Patienten müssen einen negativen Corona-Test vorlegen. Dieser darf nicht älter als zwei Tage sein.

Ähnlich wird das im AWO-Seniorenwohnpark Rosengarten in Neuenmarkt gehandhabt. Für Aufnahmen von Zuhause aus und nach Entlassungen aus dem Krankenhaus gilt: "In beiden Fällen ist es zwingend erforderlich, einen negativen Covid 19-Test der Einrichtungsleitung vorzulegen, da sonst keine Heimaufnahme erfolgen kann", erklärt Leiter Thomas Scherer. Zwei Wochen vor dem Einzug sollte ein Beratungsgespräch geführt werden, das auf die Verhaltensregeln in der Corona-Pandemie hinweist. Bereits aufgenommene Patienten werden nur bei Symptomen getestet, die auf eine Covid-19-Infektion hindeuten.

Das Landratsamt Kulmbach ließ schon ab Ende März Reihentestungen machen. Freiwillig konnte sich das Pflegepersonal dafür anmelden. 500 Mitarbeiter haben sich nach Angaben des Gesundheitsamts gemeldet. In einem zweiten Verfahren wurden mit Hilfe einer mobilen Abstrichstelle 1300 Heimbewohner getestet. "Von den 1800 Getesteten hatten ein Bewohner und drei Mitarbeiter ein positives Testergebnis", erklärt die Leiterin des Gesundheitsamts, Camelia Fiedler. Die Heimaufsicht, das Gesundheitsamt und der Katastrophenschutz hätten vorbildlich zusammengearbeitet, lobt Landrat Klaus Peter Söllner. "Bisher sind wir mit Glück und Gottes Segen gut davongekommen."

Zu Beginn der Pandemie galt im Pflegebereich ein Aufnahmestopp. "Danach war jeder Einzelfall mit dem Gesundheitsamt abzusprechen", sagt die Caritas-Einrichtungsleiterin Tanja Blahuschek rückblickend. Wer aufgenommen wurde, kam in eine zwei Wochen lange Quarantäne. "Die Menschen konnten sich nicht einen Schritt bewegen. Das war eine soziale Katastrophe, denn viele fühlten sich einsam." Demenzkranke litten besonders unter der Situation.

Mittlerweile wurden die Besuchsregeln gelockert. Zwei Stunden am Nachmittag darf Besuch empfangen werden. "Im Garten dürfen mehrere Besucher getroffen werden. Hier sind wir großzügig." Anmeldung und Terminvereinbarung sind dennoch nötig. Genauso das Tragen von Masken - möglichst durchgängig.

Als der Aufnahmestopp galt, mussten einige Heimbewohner über dem eigentlichen Bedarf im Krankenhaus verbleiben. Dies habe nicht an den Kapazitäten der Heime, vielmehr am Mangel an Schutzkleidung und fehlenden Isolierzimmern gelegen, sagt Heimleiter Scherer. Bei jedem sei die Anspannung spürbar gewesen. "Es drehte sich nicht um die Frage ob Corona im Heim ausbricht, sondern wann." Die Arbeitsbedingungen mit Abstandsregelung und Tragen von Mund-Nasen-Schutz erschwere die Pflege deutlich. "Mitarbeiter werden teilweise von Bewohnern nicht mehr erkannt, was zur Ablehnungen im Pflegeprozess führt."

Beim BRK sind Besuche ebenfalls wieder erlaubt. "Einerseits sind wir froh darüber, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner wieder Besuch empfangen dürfen", sagt Knorr. Andererseits liege nun ihre Sicherheit und ihr physisches Wohlergehen in den Händen der Einrichtung. "Die notwendige Steuerung der Besuche nach den neusten Vorgaben erfordert einen immensen organisatorischen und personellen Aufwand." Das Abfragen von Symptomen, Fiebermessen, Registrierung sei bei steigenden Besuchszahlen äußerst schwierig. "Dennoch wird von unserer Seite aus alles Mögliche unternommen, Besuche zu ermöglichen und eine Verbreitung des Corona-Virus von außen zu vermeiden." Daher müssen die Bewohner außerhalb ihres eigenen einen Zimmers Mund-Nasen-Schutz tragen. Gegenseitige Besuche auf den Zimmern wurden eingeschränkt. Gruppenangebote fänden ebenfalls nur mit Maske statt.

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