Kulmbach "Fabienne" hält Rettungskräfte in Atem

So schlimm wie im Landkreis Bayreuth wütet das Sturmtief in Kulmbach nicht. Feuerwehr und Polizei haben dennoch alle Hände voll zu tun.

 
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Kulmbach -Jürgen Hochgesang von der Kulmbacher Feuerwehr bringt es auf den Punkt: "Gemessen daran, wie der Sturm in einigen Ecken des Landkreises Bayreuth gewütet hat, sind wir hier noch gut weggekommen." Etwa 20 Einsätze insgesamt hatten Feuerwehren im Landkreis Kulmbach am Sonntagabend zu bewältigen. Die meisten betrafen das Stadtgebiet von Kulmbach. Dort waren Bäume auf Fahrbahnen gestürzt und Keller vollgelaufen. Den wohl teuersten Schaden dieser Sturmnacht nahm die Stadtsteinacher Polizei in Lindau auf. Dort war ein Baum auf ein Auto gestürzt. Glücklicherweise saß niemand in dem Fahrzeug, das schwer beschädigt wurde. Die Stadtsteinacher Polizei gibt den Sachschaden mit rund 10 000 Euro an. Bereits am Freitag ist wegen Sturmböen ein großer Baum auf das Grundstück der Zeugen Jehovas in der Blaich gestützt und hat einen Zaun und auch ein Nebengebäude beschädigt.

"Eigentlich ist alles für uns noch recht glimpflich abgelaufen", zieht auch Stadtbrandmeister Michael Weich Bilanz der Sturmnacht für das Kulmbacher Stadtgebiet. Die Rettungsdienste waren aufgrund der amtlichen Sturmwarnung des Deutschen Wetterdiensts auf Schlimmeres vorbereitet gewesen. Orkanböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 Stundenkilometern und Starkregen waren vorhergesagt worden. Doch das Sturmtief "Fabienne" hat Kulmbach nur gestreift.

Gegen 18.15 Uhr fegten einige heftige Böen über das Kulmbacher Land, begleitet von einem kurzen, aber heftigen Gewitterregen. Unmittelbar danach rückten die Feuerwehrleute aus. Auf der Bayreuther Straße, am Ortsausgang von Kulmbach, blockierten dicke Äste die Bundesstraße.

Auch mehrere Fahrbahnen waren wieder geflutet. In der Bayreuther Straße spülte der Mangbach Wassermassen auf die Straße. Auch die Mangersreuther Straße war kurzzeitig nicht befahrbar, ebenso wie der Pörbitscher Weg und die Forstlahmer Straße. In Mainleus stand die Bahnunterführung unter Wasser. In allen Fällen waren Feuerwehrleute zur Stelle, um verstopfte Wasserabflüsse zu reinigen, ausgespülte Gullydeckel wieder einzusetzen und dafür zu sorgen, dass der Verkehr schnellstmöglich wieder fließen kann.

Auch mit vollgelaufenen Kellern hatten es die Wehrleute wieder zu tun. In der Spitalgasse, in der Bayreuther Straße und auch in der Langgasse und in mehreren Gebäuden in der Webergasse drangen diesmal Regenfluten in Häuser ein.

Der starke Regenguss spülte zudem an zahlreichen Stellen Geröll auf Fahrbahnen. Unter anderem in Kirchleus und Unterobsang kam es deswegen zu Behinderungen des Verkehrs. Auch auf der Berliner Brücke ging gegen 18.30 Uhr erst mal nichts mehr vorwärts: Der Sturm hatte die gesamte Baustellenabsperrung in der Hofer Straße umgeweht und dadurch die Fahrbahn blockiert. Bis Mitternacht waren die Kulmbacher Feuerwehrleute beschäftigt. Dann waren alle Folgen des Sturms soweit beseitigt, dass zumindest der Verkehr wieder fließen konnte. Inmitten der 13 Sturmeinsätze musste die Feuerwehr dann noch ein 14. Mal ausrücken: Die Rettungssanitäter des BRK brauchten gegen 19.20 Uhr in der Bayreuther Straße Unterstützung, um einen Patienten aus seiner Wohnung im vierten Stock zum Rettungswagen zu transportieren. Gegen 18.30 Uhr musste die Feuerwehr nach Lindau ausrücken. "Fabienne" hatte dort einen Baum entwurzelt, der auf ein abgestelltes Auto stürzte und das Fahrzeug dabei massiv beschädigte. "Gottseidank ist da keiner dringesessen", kommentiert einer der eingesetzten Feuerwehrleute den Schaden. Wenig später war auch die Himmelkroner Feuerwehr gefragt. Zwischen Himmelkron und Trebgast blockierte ein umgestürzter Baum die Fahrbahn.

Für die Landkreisfeuerwehren fasst Kreisbrandmeister Yves Wächter die Ereignisse vom Sonntagabend zusammen. In einigen Gemeinden des Landkreises galt es, umgefallene Bäume zu entfernen oder auch Keller auszupumpen. Größere Sturmschäden an Gebäuden oder gar Verletzte, wie anderswo in Oberfranken, gab es zum Glück nicht. "Alles in allem waren die Arbeiten nach zweieinhalb Stunden erledigt", zeigt sich Yves Wächter erleichtert.

Nicht einfach hatten es die Kräfte in der Integrierten Rettungsleitstelle in Bayreuth. Deren Chef Markus Ruckdeschel hatte aufgrund der amtlichen Unwetterwarnung schon vorsichtshalber 14 Mitarbeiter zum Dienst eingeteilt. 130 Einsätze wurden am Sonntagabend binnen kurzer Zeit über die Leitstelle koordiniert. Hinzu kamen nochmals 50 weitere, die von den örtlichen Feuerwehren direkt übernommen worden waren. Wie viele Einsätze es im Bereich der auch für Kulmbach zuständigen Leitstelle am Ende tatsächlich gegeben hat, wird sich erst in den kommenden Tagen herausstellen, wenn alle Feuerwehren ihre kleineren Einsätze gemeldet haben. Wegen der hohen Belastung der Zentrale in Bayreuth wurde schließlich gegen 19.21 Uhr auch "Florian Kulmbach" im Feuerwehrzentrum als Einsatzzentrale besetzt. Die arbeitete mit einer separaten Gruppe die Alarmierungen ab und entlastete so die Leitstelle. Auch aus der Einsatzzentrale der Polizei in Bayreuth kamen beeindruckende Zahlen. Nachdem "Fabienne" gegen 17 Uhr Oberfranken erreicht hatte, musste die Polizei binnen kürzester Zeit 300 Notrufe bearbeiten.

Die Straßenmeistereien und die Bauhöfe der Gemeinden werden wohl noch einige Tage zu tun haben, um verschmutzte Fahrbahnen wieder zu reinigen und die letzten Spuren von "Fabienne" zu beseitigen. Und auch die Parteien haben nach dem Sturm viel zu tun: Zahlreiche Wahlplakate wurden beschädigt und müssen jetzt ausgetauscht werden.

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