Stadtsteinach Fasching als Corona-Opfer

Gabriele Fölsche
Die Stadtsteinacher Hexen werden nächstes Jahr wohl ihre Besen nicht hervorholen. Foto: Fölsche/Archiv Quelle: Unbekannt

Wegen der Pandemie hört sogar für die Stadtsteinacher Narren der Spaß auf. Alle Veranstaltungen für die kommende Session sind abgesagt.

 
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Stadtsteinach - Keine Frage, die Aktiven der Faschingsgesellschaft sind traurig, dass es diesmal keine Prunksitzungen, keinen Weiberfasching, keinen Gardenachmittag und wohl auch kein Narrentreiben geben wird. Doch für Vorsitzenden Hansi Hümmer und auch für Präsident Andy Sesselmann steht die Verantwortung für die Aktiven sowie für die Gäste im Vordergrund. Hansi Hümmer erklärt, dass zum einen keiner weiß, welche Auflagen und Beschränkungen wegen der Pandemie in der Zeit des Faschings bestehen werden. Hansi Hümmer kann sich aber vorstellen, dass zumindest am 11.11 eine kleine Gruppe das Rathaus stürmt und den Schlüssel abholt.

Hümmer stellt fest: "Der Verband hat mitgeteilt, dass die Karnevalsveranstaltungen in Köln und Achen bereits abgesagt sind, und ich meine, dass wohl auch die umliegenden Vereine keine Veranstaltung durchführen werden." Der Vorsitzende erläutert, dass bisher kein Training möglich war, da die Steinachtalhalle gesperrt ist. "Würden wir einen Faschingsauftakt halten, dürften gerade mal 200 Leute in die Halle, wir stellen aber mit unseren Aktiven bereits eine Gruppe von 100 Leuten, das wäre auch nicht wirtschaftlich. Außerdem bleibt der Spaß auf der Strecke. Das wäre kein Fasching", ist er überzeugt.

Außerdem müsste im August bereits mit dem Nähen der Kostüme angefangen werden: "Stoffe und Zubehör kosten den Verein zwischen 2500 bis 5000 Euro, das wäre verschwendetes Geld", sagt Hümmer. Manch einer argumentiere, dass man doch die Kostüme auch im nächsten Jahr anziehen könnte. Doch Hümmer erklärt: "Die Tänzer nehmen zu oder ab. Die Mädchen machen noch einen Wachstumsschub, dann muss ein Teil wieder abgeändert werden. Das macht keinen Sinn." Damit die aktiven Tänzerinnen nicht abspringen, wollen die Trainerinnen nun doch mit der Einübung von neuen Tänzen beginnen, die dann 2021 zu sehen sein werden.

Der Ausfall des Faschings bedeutet für den Verein auch einen finanziellen Verlust: "Es wäre schön, wenn der eine oder andere bei uns Mitglied wird oder unsere Jugendarbeit unterstützt", sagt Hansi Hümmer. Der sich freut, dass der Vermieter des Vereinsheims am Marktplatz auf drei Monatsmieten zugunsten der Faschingsgesellschaft verzichtet. Seine mangels Fasching gewonnene freie Zeit wird Hümmer wohl mit Skifahren und mit dem Besuch des Weltcups im Biathlon füllen.

Präsident Sesselmann weist darauf hin, dass die Stadtsteinacher Garden eigentlich bereits seit acht Wochen im Training stehen müssten. "Und ich glaube nicht, nachdem das Oktoberfest abgesagt wurde, dass wir in Stanich eine Genehmigung bekommen würden, unsere Veranstaltungen abzuhalten." Er erläutert, dass auch kein neues Prinzenpaar proklamiert wird. "Das macht ja keinen Sinn." Bei all der Enttäuschung sieht der Präsident auch einen Vorteil. "Wir starten ohne Druck in die Session 2021/22. Ich sehe dies als Findungsphase für Kreativität und neue Ideen."

Bürgermeister Roland Wolfrum sagt: "Jammerschade, aber es war leider zu erwarten, dass die coronabedingten Vorschriften und damit verbundenen Einschränkungen und Unsicherheiten zu einer Saisonabsage führen. Als faschingsbegeisterter Bürgermeister ist das aber trotzdem keine freudige Nachricht für mich." Hochachtung zollt Wolfrum der Faschingsgesellschaft dafür, dass sie ihre gesamtgesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt und Mitglieder und Besucher keinem unkalkulierbarem Risiko aussetzen will, selbst wenn man eine Art Notprogramm noch hätte erarbeiten können.

"Ohne einer Beratung durch den Stadtrat vorgreifen zu wollen, sehe ich als Bürgermeister im Jahr 2021 auch keinen Narrenzug durch Stadtsteinach rollen", stellt der Bürgermeister fest. Einem "Sturm aufs Rathaus" am 11.11. sieht er dennoch wohlwollend entgegen. "Das wäre sogar wieder ganz zurück zu den Wurzeln, aber natürlich kein Ersatz für die großen Faschingsauftaktveranstaltungen der vergangenen Jahre." Der Bürgermeister hofft sehr, dass alle Mitglieder und Sponsoren der FG SAN treu bleiben und eventuell auch eine Extraspende zur Verfügung stellen. "Ich bin mir aber sicher, dass es ein Faschingsleben nach Corona geben wird. Bis dahin, Stanich helau!"

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