Kulmbach Fasten für die Umwelt

Von Stefan Linß
Plastiktüten sind ein Graus für alle Umweltschützer. Verbände wollen mit der aktuellen Fasten-Aktion die Verbraucher dazu bringen, beim Einkaufen auf Kunststoff so weit wie möglich zu verzichten. Quelle: Unbekannt

Die Zeit des Verzichts ist eingeläutet. Verbände rufen dazu auf, in der Fastenzeit möglichst ohne Plastik auszukommen. Stadtsteinacher Frauen wollen ein Zeichen setzen.

 
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Stadtsteinach/Kulmbach - Die massenhafte Verbreitung von Plastik gilt als eine der größten Umweltsünden. Der katholische Frauenbund Stadtsteinach will dagegen ein Zeichen setzen. Denn jeder kann bei sich im Kleinen anfangen, um den Kunststoffmüll zu reduzieren. Darauf weisen die Frauen am Samstag und Sonntag vor und nach dem Gottesdienst in St. Michael hin. In der Fastenzeit steht der bewusste Verzicht hoch im Kurs. An der Umweltschutzaktion beteiligen sich mehrere Vereine und Verbände in Deutschland. Die Initiatoren wissen, dass es so gut wie unmöglich ist, in den sieben Wochen den eigenen Plastikverbrauch komplett einzustellen. Aber sie wollen zu einem Umdenken beitragen.

Bei dem Plastikfasten handelt es sich um eine sehr vorbildliche Aktion, sagt Ingrid Flieger, die Klimaschutzmanagerin des Landkreises Kulmbach, im Gespräch mit der Frankenpost. "Es geht darum, unsere Ressourcen sparsam einzusetzen und den eigenen ökologischen Fußabdruck zu verbessern." Beim Einkaufen auf die Plastiktüte zu verzichten und stattdessen Stofftaschen zu verwenden, sei ein erster Schritt. Weitere müssen folgen.

Von einem "Plastikwahn" spricht der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Vor allem die Verpackungen von Lebensmitteln tragen dazu bei, dass immer mehr Kunststoffe verbraucht werden. Die Menschen in Deutschland nutzen 11,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr und werfen davon rund fünf Millionen Tonnen wieder weg, sagt der BUND. Damit verbraucht in Europa kein anderes Land so viel Plastik wie Deutschland.

Wie der Abfall bestmöglich entsorgt und verwertet werden kann, das sei in den Köpfen der Bürger allmählich angekommen, sagt Detlef Zenk. Doch der Leiter des Fachbereichs Abfallberatung am Landratsamt setzt noch einen Schritt früher an. "Man muss sich Gedanken machen, wie man den Müll vermeidet." Jeder Einzelne habe es in der Hand und könne durch sein Verhalten eine Menge bewirken. Im Wesentlichen bestimmt der Verbraucher, wie viel Plastik verwendet wird.

Wer Obst und Gemüse kauft, sollte nach Möglichkeit auf das dünne Plastiksäckchen verzichten und die Waren lose abwiegen lassen, gibt Zenk einen Tipp für die Praxis. Es kostet Mühe, bewusst durch den Laden zu gehen und den massenhaften Einsatz von Plastik kritisch zu hinterfragen.

Der Kunststoff besteht in den meisten Fällen aus fossilem Rohöl und erzeugt CO2-Emmissionen. "Die Produktion von Plastik braucht viel Energie. Die Umwelt wird stark belastet", sagt der Kulmbacher Abfallberater. Besonders Mikroplastik werde zu einem gravierenden Problem. Die winzigen Partikel sind bereits massenhaft in den Weltmeeren und ebenso in den Flüssen und Seen in Deutschland verbreitet. "Und sie tauchen in unserer Nahrungskette wieder auf", erklärt Zenk.

Welche Auswirkungen Mikroplastik auf den Organismus und das Ökosystem hat, das ist aktuell noch gar nicht abzuschätzen. "Wir müssen das Problem für nachfolgende Generationen in den Griff bekommen", fordert Zenk.

Wer beim Plastikfasten mitmachen möchte, kann zudem auf die etablierten Mehrwegsysteme setzen und Glasflaschen kaufen, empfiehlt der Abfallberater. Der Komplettverzicht auf Kunststoffe ist trotzdem schwierig. Der Kunde sollte zumindest den Verbrauch so weit einschränken wie möglich. "Kaufen Sie bevorzugt Nachfüllpackungen!", rät Zenk. Dann muss man den Seifenspender oder die Waschmittelflasche nicht jedes Mal wegschmeißen.

Die neuen Kaffee-Kapsel-Automaten produzieren Plastikmüll in rauen Mengen. "Das ist wirklich ein Wahnsinn", sagt Zenk. Zu allem Übel werden die Plastik-Pads in vielen Fällen nicht in den gelben Sack zum Recycling gegeben, sondern achtlos in die Restmülltonne geworfen.

Das Projekt "Unverpackt" geht in die richtige Richtung, freut sich Zenk. Die gleichnamigen Läden finden sich vor allem in Großstädten. Dort erhält der Kunde alle Produkte, darunter auch Nudeln, Mehl, Bonbons und Waschmittel, ohne Verpackung. Die Waren werden einfach in die mitgebrachten Behälter abgefüllt. Die Verwirklichung der Geschäftsidee sei auch im Landkreis Kulmbach vorstellbar, sagt der Abfallberater. Man braucht Kunden, die ein Bewusstsein für den Umweltschutz haben.

Dass allmählich ein Umdenken stattfindet, hat Christoph Hofmann beobachtet. Umweltthemen werden stärker wahrgenommen, sagt das Vorstandsmitglied des Händlervereins "Unser Kulmbach". In jüngster Vergangenheit habe sich bereits einiges verändert. Hofmann kennt viele Kulmbacher, die mit der Umhängetasche, dem Rucksack oder dem Stoffbeutel zum Einkaufen gehen und Plastiktüten aus Prinzip ablehnen. Plastikfasten gehört für sie zum Alltag.

Man muss sich Gedanken machen, wie man den Müll vermeidet.

Detlef Zenk,

Abfallberater Landkreis Kulmbach

Tipps zum Plastik-Verzicht

Verbände und Vereine rufen zum Plastikfasten auf. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) nennt fünf Tipps und Tricks, um Plastikmüll vermeiden.

1. Keine
Plastiktüten

Sechs Milliarden Plastiktüten werden jährlich in Deutschland verbraucht. Die meisten landen danach sofort im Müll. "Wenn Sie etwas gegen diese Verschwendung tun wollen, nehmen Sie keine Plastiktüten beim Kauf von Produkten mehr an, auch kein sogenanntes Bioplastik, sondern besorgen Sie sich einfach ein bis zwei Jutebeutel, die Sie in Ihren Rücksäcken oder Handtaschen mitnehmen", empfiehlt der BUND. Die Beutel können bei jedem Einkauf genutzt werden. "Verzichten Sie auch auf die Plastiktüten für Obst und Gemüse!"

2. Verpackungen im
Laden lassen

Kunden können die Umverpackungen für Obst und Gemüse oder andere Produkte einfach im Laden lassen. Dazu hat der Verbraucher ein Recht. Der Handel muss entsprechende Sammelboxen zur Verfügung stellen. "So werden Sie nicht zum Abfalltransporteur, Ihre Plastikmülltonne bleibt leer und sowohl Handel als auch Hersteller müssen sich dem Problem stellen", sagt der BUND.

3. Mehrweg statt
Einweg

Bei Milchprodukten oder Getränken sind Glasbehälter die bessere Wahl. Auf Einwegverpackungen sollten Kunden verzichten und stattdessen auf Mehrweg setzen. "Kaufen Sie keine Getränke in Plastikflaschen und achten Sie grundsätzlich beim Neukauf von Produkten darauf, dass sie möglichst nicht aus Plastik bestehen!", empfiehlt der Bund für Umwelt und Naturschutz .

4. Ohne
Mikroplastik

Verbraucher sollten auf Kosmetikprodukte verzichten, die winzige Plastikteilchen enthalten, sogenanntes Mikroplastik. Die Partikel werden unter anderem in Peelings, Duschgels oder Hautcremes eingesetzt. Weitere Informationen zu dem Thema und ein Einkaufsratgeber finden sich beim BUND im Internet unter der Adresse www.bund.net/mikroplastik .

5. Einfach mal
aufräumen

Wer Gutes tun will, kann den herumliegenden Plastikmüll einsammeln und entsorgen. Das sieht nicht nur schöner aus, sondern schont die Umwelt, denn der Plastikmüll braucht Jahrhunderte bis er zerfällt und vergiftet Tiere und Kleinstlebewesen.

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