Das unterstrich die Geschäftsführerin des Caritas-Verbandes Bozena Schiepert: "Gewalt kann eine große Dimension haben. Sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Zwangsprostitution, Zwangsheirat oder körperlich Gewalt in Form von Schlägen." Hinzu komme eine stille Form von Gewalt: Missachtung, Geringschätzung, üble Nachrede, Beleidigungen, Hass, Beschimpfungen. "Gewalt passiert nicht nur in fremden Ländern, sie passiert auch bei uns. Sie kann zu Hause passieren, in der Schule, im Sportverein, am Arbeitsplatz."
Mit der "herzerwärmenden" Verkaufsaktion würde alle erreicht, Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche. "Jeder kann die Botschaft verstehen und sein eigenes Verhalten reflektieren."
Christine Ponnath und Christa Bialas-Müller vom Frauenhaus mussten bei den Bäckern keine große Überzeugungsarbeit leisten. "Das Frauenhaus ist eine wichtige Einrichtung, für die wir gerne werben", sagte der Bayreuther Innungsmeister Michael Rindfleisch. "Während der Corona-Pandemie saßen sich Paare oftmals 24 Stunden lang auf der Pelle." Er könne sich vorstellen, dass dies zu massiven Probleme führen könne.
Jedoch stellte Christine Ponnath während des ersten Lockdowns keine erhöhte Nachfrage fest. "Das sagt nichts darüber aus, dass es keine vermehrte häusliche Gewalt gab." Aber der Schritt, in dieser schwierigen Situation das Umfeld zu wechseln, könnte eine zu große Hürde gewesen sein.
Ralf Groß, Innungsmeister aus Kulmbach, entwickelte sogar ein eigenes Rezept für das "Frauenhausbrot". Dies gab er an die Bäcker weiter, die sich an der Kampagne beteiligen. Groß gründete den Verein regionale und nachhaltige Lebensmittelerzeugung mit. "Das Mehl wird von einem Müller umsonst gemahlen."
Groß macht keinen Hehl daraus, dass nicht auch Bäcker merken würden, wenn ihren Kundinnen Gewalt angetan wurde. "Wir sehen das, wenn eine Frau früh um sechs Uhr mit der Sonnenbrille ins Geschäft kommt."
Ursprünglich war in Kulmbach für den 28. November ein Verkaufstag im Fritz geplant. Wegen der Pandemie wird das Brot jetzt nur in den Bäckereien verkauft. "Wenn von 11 bis 12 Uhr die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden mitmachen, bekommt der, der am meisten verkauft hat, eine Zipfelmütze." Gebacken, versteht sich, und die Gemeinderäte gleich mit. In den nächsten Monaten sollen 30 000 "Frauenhausbrote" über die Ladentheke gehen. Am liebsten bis zum 8. März 2021, dem Internationalen Frauentag.
Die Brote werden in folgenden Bäckereien in Stadt und Landkreis Bayreuth verkauft: Bäckerei Nitschke (Bayreuth), Bäckerei Zollinger (Bayreuth), Bäckerei Feulner (Eckersdorf), Fuhrmanns Backparadies (Bayreuth), Bäckerei Schatz (Gesees).
Im Stadt und Landkreis Kulmbach beteiligen sich: Bäckerei Schwab (Trebgast), Bäckerei Grünwehrbeck (Kulmbach), Bäckerei Müller (Kasendorf), Bäckerei Dumler (Kupferberg), Bäckerei Hutzler (Wirsberg).
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen wird am Mittwoch zudem zu einer Lichterkette in der Fußgängerzone Maximilianstraße. "Frauen stehen auf" will auch auf die zunehmende Zahl weiblicher Todesopfer aufgrund von Gewaltakten aufmerksam machen. Veranstalter sind die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bayreuth, die evangelischen Dekanatsfrauenbeauftragten, das katholische Dekanat und die Verdi-Frauen. Pfarrerin Manja Brall hält zuvor eine Andacht in der Stadtkirche. Für eine Woche hängt auf dem La-Spezia-Platz die blaue Fahne mit der Aufschrift "Frei leben - ohne Gewalt".