Thurnau Grandseigneur am Klavier

Klaus Altmann-Dangelat
Wilhelm Kempff wird wohl immer mit Thurnau in Verbindung gebracht werden. Foto: Günter Karittke/ Foto: Julia Ernler

Er war einer der profiliertesten Pianisten des 20. Jahrhunderts. Wilhelm Kempff, der lange Zeit in Thurnau gelebt hat, wurde vor 125 Jahren geboren.

 
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Thurnau - Der aus der Nähe von Berlin stammende Musiker kam als 50-Jähriger nach dem Zweiten Weltkrieg im Thurnauer Schloss unter. Hier lebte er zehn Jahre lang, bevor er 1955 an den Starnberger See zog. Das Schloss Thurnau war für Wilhelm Kempff ein wichtiger Ort. Einmal im Monat hat er für Flüchtlinge ein Konzert gegeben. Gestorben ist Kempff 1991 mit 94 Jahren in der kleinen italienischen Küstenstadt Positano. Sei n Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof der Freiherrn von Künßberg bei Schloss Wernstein. Denn während seiner Zeit in Oberfranken hat er geheiratet: Helene Hiller von Gaertringen. Ihre Familie hatte das Schloss Thurnau durch Erbfolge vom letzten Vertreter derer von Giech übernommen. Die beiden hatten eine Tochter. Mechthild Freifrau von Künßberg, wohnt in der Nähe der Burg Wernstein. Sie versucht Kempffs künstlerische Schaffen und dessen Leistungen für die Nachwelt zu erhalten. Wilhelm Kempffs Einspielungen der Klaviersonaten von Beethoven und Schubert sind legendär; auch als Interpret der Klavierwerke von Schumann und Brahms setzte er Maßstäbe. In Positano begründete Kempff die Beethoven-Interpretationskurse in der Casa Orfeo, die er eigens für die Kurse errichtete. Sie fanden unter seiner Leitung alljährlich bis 1982 statt.

Ihm zu Ehren hat ein anderer Ausnahmepianist ein Festival gegründet. Ingo Dannhorn, der der in der Region Kulmbach lebt. Dannhorn ist unter anderem Preisträger des international renommierten Beethoven-Wettbewerbs in Wien und der International Piano Competition. Zudem ist Dannhorn Gastprofessor für Klavier an der Eliteuniversität Yonsei in Südkorea. Der Flügel, auf dem er am liebsten spielt, steht aber weder an der Hochschule noch am Konservatorium, sondern in seinem Übungsraum in Kulmbach.

Im Jahr 2017 traf man sich in Thurnau zum ersten Wilhelm-Kempff-Festival am 4. Oktober im Schloss. Von diesem Ereignis findet man auf Youtube einen kurzen Clip.

Dannhorn schreibt über seine Beweggründe für das Festival: "Wilhelm Kempff ist der Grandseigneur des Klavierspiels. Mit einer bis heute nachwirkenden Strahlkraft seiner geradezu poetischen Interpretationen der klassischen Klavierwerke ist er Inbegriff höchster pianistischer Handwerkskunst. Sein Oeuvre wirkt bis heute auf der ganzen Welt, insbesondere in Italien, Frankreich und Asien, nach. Seine Schüler gelten ihrerseits als Solokünstler der Weltklasse: mit größten technischen Ansprüchen, werkgerechter Interpretation und einem höchsten Maß an Einfühlsamkeit. Wir möchten, dass das Wilhelm-Kempff-Festival langfristig zu einem Botschafter des klassischen, pianistischen Erbes, insbesondere des Erbes Kempffs und Beethovens wird."

Kempffs Tochter, Mechthild Freifrau von Künßberg, ist eine Schirmherrin des Festivals. Sie ist begeistert von Dannhorns Spielweise. Sie sagte einmal: "Als wäre mein Vater dort gesessen und hätte gespielt." Dannhorn organisiert zusammen mit seiner Frau Eva-Maria, auch im Oktober 2020, das Festival.

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