Kulmbach Grüne Schleier bremsen den Badespaß

Es scheint zu einem jährlichen Phänomen geworden zu sein: Erneut ist Schwimmen in der Kieswäsch nicht angeraten. Blaualgen sind dafür verantwortlich.

 
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Kulmbach - Das ältere Paar, das sich beim Spaziergang mit seinem Hund auf einer der Bänke niedergelassen hat, kommt regelmäßig an die Kieswäsch. Doch am Donnerstagnachmittag ist der Badesee mit seinen großen Liegewiesen fast verwaist. Das ältere Paar, eine Frau, die sich auf der Liegewiese sonnt und einige Radfahrer, die in der Kieswäsch-Gastronomie Rast machen, sind die einzigen Besucher. Trotz sommerlicher Hitze sind die Liegeflächen verwaist. Nur die Gänse, die seit Jahren am See eine Kolonie gebildet haben, watscheln auf der Futtersuche über die Wiese, Artgenossen von ihnen sind die einzigen Schwimmer im Wasser. Die Kieswäsch musste in der vergangenen Woche wieder einmal für Schwimmer gesperrt werden. Der Grund, wie in den vergangenen Jahren: Blaualgen haben sich massenhaft im Wasser ausgebreitet. Das sieht nicht nur unappetitlich aus, sondern kann für Menschen auch gefährlich werden.

Schilder warnen vor einer Abkühlung im See. Auf Infoblättern erläutert die Stadtverwaltung die "sehr geehrten Badegäste des Naherholungsgebiets Mainauen", dass es wegen der heißen Witterung im Seewasser zu einer außerordentlichen Algenbildung gekommen ist. Die Warnung ist deutlich: "Einige Algenarten, die überwiegend den Cyanobakterien (Blaualgen) angehören, sind in der Lage, Giftstoffe zu bilden." Was es damit auf sich hat, wird ebenfalls erläutert. Hautkontakt und vor allem das Verschlucken des algenhaltigen Wassers können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bindehautentzündung oder auch Hautausschläge hervorrufen.

"Und trotzdem sehen wir hier immer wieder einzelne Leute, die trotz der Warnungen im See schwimmen", erzählt die ältere Frau. Sie kann nicht verstehen, wie jemand in diese Brühe gehen kann, noch dazu, wo er auch noch um seine Gesundheit fürchten muss.

Gesunde Erwachsene, steht auf der Infotafel der Stadt, seien grundsätzlich nicht gefährdet, so lange sie kein Seewasser verschlucken und Schleimhäute nicht berührt werden. Es muss sich wohl jeder selbst fragen, ob er ausschließen kann, dass Wasser beim Schwimmen in Mund oder Nase oder auch in die Augen kommt.

Anders sieht es für die Kinder aus. Sie, informiert die Stadt, seien sehr viel mehr gefährdet. Besonders Kleinkinder schlucken beim Toben im Wasser erfahrungsgemäß mehr Wasser als Erwachsene beim Schwimmen, heißt es.

Verboten ist es übrigens nicht, wenn jemand trotzdem in der Kieswäsch schwimmt. Es steht keine Strafe darauf. Die Stadt informiert lediglich, dass sich aufgrund der vorliegenden Algenbildung und sich der daraus ergebenden Gefährdung vom staatlichen Gesundheitsamt gebeten wurde, dass alle Gäste, insbesondere Kinder, vom Baden absehen.

Eine mögliche Gefahr einfach abzutun, könnte riskant sein. Anfang August zählte das Bamberger Gesundheitsamt knapp 80 Menschen, die in einem Badesee bei Frensdorf geschwommen waren und danach mit Bauchweh, Übelkeit und Durchfall zum Teil sogar in Krankenhäusern behandelt werden mussten. Auch in diesem See waren Blaualgen festgestellt worden. Das ist kein Einzelfall in diesen Wochen: Mehrere Gewässer werden von Blaualgen heimgesucht und mussten deshalb für den Badebetrieb gesperrt werden.

Die Gänse und auch andere Wasservögel halten sich natürlich nicht ans "Badeverbot". Seit keine Menschenmassen mehr am Ufer der Kieswäsch liegen, haben sie sich auch die Wiesenflächen zurückerobert. Der Zaun, der die Tiere vom Betreten der für die Menschen gedachten Grünflächen abhalten soll, macht keinen Eindruck mehr auf die Tiere. Die einen überfliegen ihn einfach. Andere haben sich eine elegante Technik ausgedacht, die Barriere zu überwinden: Sie ducken sich und kriechen einfach unter dem flexiblen Zaunnetz durch. Seit die Tiere wieder regelmäßig auf die Wiesen kommen, müssen sich Fußgänger auf "Tretminen" einstellen, überall zurückgelassen werden.

Die zahlreichen Wasservögel werden als eine der Ursachen für die seit nun schon mehreren Jahren in Folge auftretende "Algenpest" genannt. Überdüngung und natürlich auch die warme Witterung gelten als weitere Gründe. Das Wasser des Sees Oberauhof wird regelmäßig auch vom Gesundheitsamt untersucht. Behörden, allen voran die Stadt Kulmbach, haben schon vieles versucht, um die Algen zu bekämpfen. Sogar abgefischt wurden die Algenschleier bereits mehrfach. Doch alle Bemühungen, den Kampf gegen die Cyanobakterien diesmal zu gewinnen, sind gescheitert. Das "Badeverbot" blieb als einzige Lösung.

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