Kulmbach "Holzwürmer" mit Biss

Werner Reißaus
Die vier besten Schreinergesellen sind (vorne, von links) Benjamin Morales, Rene Popp, Julia Eichhorn und Johannes Morck. Dahinter (von links) stellvertretender Obermeister Andreas Angermann, Obermeister Jürgen Bodenschlägel, stellvertretender Obermeister Thomas Rosenberger und Kreisgeschäftsführer Reinhard Bauer. Foto: Werner Reißaus Quelle: Unbekannt

Die Schreinerinnung in Kulmbach spricht ihre Gesellen frei. 20 von 21 Prüflingen haben laut Obermeister Jürgen Bodenschlägel einen Meilenstein gesetzt.

 
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Kulmbach - Eine Premiere ist für Jürgen Bodenschlägel, den Obermeister der Schreiner-Innung Kulmbach, die Freisprechung der Prüflinge im Schreinerhandwerk der Sommerprüfung 2020 gewesen. Von den insgesamt 21 Prüflingen haben 20 Junggesellinnen und Junggesellen die Prüfungen in der Praxis und in der Theorie mit Erfolg bestanden.

Coronabedingt fand die Freisprechung im Haus des Handwerks statt und die Schreiner waren unter sich. Während sich andere Innungen entschlossen hatten, die Gesellenbriefe nicht persönlich im Rahmen einer Freisprechungsfeier auszuhändigen, sondern sie mit der Post zu versenden, war es der Schreiner-Innung Kulmbach wichtig, ihre zukünftigen Mitarbeiter persönlich freizusprechen, sagte Bodenschlägel.

Der Freisprechung wohnten auch Kreisgeschäftsführer Reinhard Bauer, die beiden Stellvertreter von Jürgen Bodenschlägel, Andreas Angermann und Thomas Rosenberger, sowie die Vertreter des Innungs- und Prüfungs-Ausschusses bei. Obermeister Jürgen Bodenschlägel blickte auf ein spannendes Ausbildungsjahr zurück. Die Corona-Pandemie habe es notwendig gemacht, aufeinander Acht zu geben: "Heute gilt es, in erster Linie Danke zu sagen, dass ihr dieses Wagnis der Schreinerausbildung auf euch genommen habt und gut durchgekommen seid. Ihr habt mit dem erfolgreichen Abschluss einen Meilenstein in eurem Berufsleben geschafft, aber jetzt geht es erst richtig los. In den drei Jahren habt ihr viel gelernt, aber jetzt, wo es gilt, selbstständig zu arbeiten, sauber und schnell, kommen jeden Tag neue Herausforderungen mit den Kunden und den Kollegen auf euch zu."

Bodenschlägel ging dann genauer auf den Begriff der "Freisprechung" ein. Sie sei die Lossprechung von der Ausbildungszeit eines Auszubildenden in einem Handwerksberuf. Die Freisprechung habe ihren Ursprung in den handwerklichen Zünften im ausgehenden Spätmittelalter und den folgenden Jahrhunderten. Der Obermeister: "Dabei wurde der Lehrling von dem Meister losgesprochen. Mit der Freisprechung schied der Handwerker aus dem Familienverband des Meisters aus und trat in ein sach- und lohnbezogenes Verhältnis zur Werkstatt." Nach altem deutschem Handwerksbrauch sprach Obermeister Jürgen Bodenschlägel die Auszubildenden frei und wünschte für die Zukunft viel Erfolg auf dem beruflichen Lebensweg.

Die vier besten Schreiner-Junggesellinnen und - Junggesellen waren: 1. Julia Eichhorn, Himmelkron, Ausbildung bei Bodenschlägel GmbH & Co. KG, Rugendorf: Praxis: 1,8, Theorie: 1,9. 2. Benjamin Morales, Lichtenfels, Bodenschlägel GmbH & Co. KG, Rugendorf: 2,1/2,0. 3. Rene Popp, Kulmbach, Hermann Horner, Kasendorf: 2,2/2,6. 4. Johannes Morck, Kulmbach, MEIGO GmbH, Mainleus: 2,6/2,6.

Den Dank der Prüflinge sprachen Julia Eichhorn und Johannes Morck in einer gemeinsamer Rede aus: "Jeder heute hier anwesende Holzwurm kann stolz auf sich sein. Eure lange individuelle Reise führte euch nicht immer durch schönes, gerade wachsendes Weichholz, an dem eine wunderbare Frucht am Ende wuchs, sondern auch durch verwachsenes, astiges, harziges und rissiges Hartholz. Wichtig ist nur eines: Alle Würmer haben es auf ihre eigene Weise geschafft." Die beiden Klassensprecher dankten auch den Lehrern, Meistern, Mitschülern, Arbeitgebern und vor allem den Gesellen, die sich bei jeder Frage die Zeit nahmen und behilflich waren.

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