Positive Ausstrahlung
Doch für das Unternehmen hat sich die Investition ausgezahlt: Ganz abgesehen davon, dass es für die Umbauarbeiten zur Schaffung dieses speziellen Arbeitsplatzes einen Zuschuss von der damaligen Hauptfürsorgestelle der Regierung von Oberfranken gab, hat sich Thomas Oetter als Glücksgriff für das Unternehmen erwiesen. Der geschäftsführende Gesellschafter von Vitrulan International, Peter Cordts, sagt: "Wir sind absolut zufrieden mit Thomas Oetter. Er ist ein überaus kompetenter und unheimlich beliebter Mitarbeiter mit einer positiven Ausstrahlung."
Ausbilder am Netzwerk
Der heute 40 Jahre alte Oetter arbeitet zusammen mit zehn weiteren Kollegen in der IT-Abteilung der Holding und ist Administrator für Serversysteme und Netzwerke. In dieser Eigenschaft bildet er auch andere Mitarbeiter des Unternehmens - allein in Marktschorgast sind das 280 Personen - aus. "Sobald es ein neues IT-Projekt bei uns gibt, ist Thomas Oetter gefragt", sagt Cordts. Dabei umfasst die Computertechnik heute nahezu alle Bereiche des modernenen Betriebes, von der Telefonanlage bis in die Produktion oder die Einbindung von i-phones. Bei allen Neuerungen muss Thomas Oetter ran und den Umgang mit den neuen Systemen seinen Kollegen beibringen. Und natürlich bringt die Einbindung neuer Systeme auch Probleme mit sich, die der IT-Spezialist lösen muss. "Er hat ein hohes Fachwissen und kennt sich aus", lobt der Geschäftsführer den Mann im Rollstuhl.
Und der Personalleiter von Vitrulan Textile Glass, Axel Irmler, ergänzt: "Dabei ist Thomas Oetter ein überaus positiver Mensch, der immer einen Scherz auf den Lippen hat. Die Behinderung merkt man ihm nicht an und sie spielt auch beim Umgang mit den Kollegen keine Rolle."
Die Firma Vitrulan zählt zu den Unternehmen, die die Beschäftigungspflicht für Schwerbehinderte erfüllen und daher keine Ausgleichsabgabe zahlen müssen. Personalchef Irmler sagt, bei Vitrulan seien insgesamt elf gleichgestellte oder behinderte Menschen beschäftigt. Für das Unternehmen ist das eine grundsätzliche Frage: Auch Menschen mit Handicap sollten in den Arbeitsprozess integriert werden, was ihr Selbstwertgefühl steigere und ihre Lebensqualität erhöhe.
Es kann jeden treffen
Geschäftsführer Cordts ergänzt: "Das kann jedem von uns - beispielsweise durch einen Unfall - auch passieren. Dann wollten wir selbst auch das Gefühl haben, dass wir gebraucht werden." Thomas Oetter hat jedenfalls seinen Platz bei Vitrulan gefunden. Er ist zufrieden und zugleich dankbar, dass er zu der positiven Entwicklung des Unternehmens beitragen kann.
Dankbar ist er auch seiner Familie, besonders seiner Schwester Heidi Witzgall, die ihn seit fast 15 Jahren jeden Tag zur Arbeit fährt.
Die Ausgleichsabgabe
Alle Arbeitgeber in Deutschland, die 20 oder mehr Mitarbeiter beschäftigen, müssen nach dem neunten Sozialgesetzbuch fünf Prozent schwerbehinderte Menschen einstellen. Tun sie dies nicht, müssen sie ersatzweise eine Ausgleichsabgabe entrichten.
Mit diesen Geldern werden neue Arbeitsplätze für Schwerbehinderte geschaffen und bestehende Behinderten-Arbeitsplätze gefördert.
Nach Angaben des Zentrums Bayern Familie und Soziales in Bayreuth gab es im Jahr 2010 in Oberfranken knapp 2000 anzeigepflichtige Betriebe.
846 Arbeitgeber, das entspricht 41 Prozent, haben ihre Beschäftigungspflicht erfüllt oder übererfüllt.
884 Arbeitgeber (34 Prozent) haben die Beschäftigungspflicht teilweise erfüllt.
468 Arbeitgeber (25 Prozent) haben ihre Beschäftigungspflicht nicht erfüllt.
Die Ausgleichsabgabe beträgt je nach Beschäftigungsquote und Zahl der Mitarbeiter des Unternehmens im Jahr 2012 zwischen 115 und 290 Euro pro Monat und nicht besetztem Pflichtplatz. Die Abgabe wird jeweils am 31. März des Folgejahres fällig.