Wenn auch die Anfänge mühsam waren: "Das hat uns nicht geschadet. Wir haben alles selbst gemacht bis hin zum Zusammenstellen der Werbeplakate." Sie habe damals alles von Grund auf gelernt, und heute weiß sie: "Ich lerne nie aus."
Das verdankt sie natürlich zu einem großen Teil sich selbst. Die Frau, die so energiegeladen und mitreißend von ihrem Beruf und ihrer Berufung für Porzellan erzählt, sitzt Abende lang zu Hause auf dem Sofa bei einem Glas Rotwein und liest. Wenn sie ihr Büro in Selb verlässt, hat sie endlich Zeit, sich intensiv mit dem Thema der nächsten Ausstellung zu beschäftigen. Denn ein Thema, das sie mit Porzellan - nicht selten ausschließlich aus dem Eigenbestand des Porzellanikons - umsetzen will, von allen Seiten zu beleuchten, das ist ihr Ding.
Petra Werner gilt nicht nur bei ihren Kollegen in der Region als eine Art wandelndes Porzellan-Lexikon. Die eigene Sammlung kennt sie aus dem Effeff, kein Wunder, war sie es doch, die sie, sobald das Porzellani-kon über Computer verfügte, inventarisierte. Noch als Volontärin kuratierte sie ihre erste eigene Ausstellung zum ihrem Lieblingsthema "Die zwanziger Jahre. Deutsches Porzellan zwischen Inflation und Depression - Die Zeit des Art Deco?!". Immer noch schwärmt sie davon: "Das ist eine Zeit, die mich heute noch fasziniert. Unglaublich, was die Porzellanfabriken nach dem Ersten Weltkrieg alles unternommen haben, um aufs Porzellan aufmerksam zu machen und zu überleben!"
Im Zuge dieser Arbeit nahm sie damals Kontakt mit dem Rosenthal-Archiv Kontakt auf, um eventuell Leihgaben für die Ausstellung zu erhalten. "Ich war geflasht, was es da alles gab." Sie bekam die Leihgaben und arbeitete im Gegenzug ein paar Stunden in der Woche für das Archiv. Ihre Kenntnisse erweiterte sie auch durch eine stundenweise Tätigkeit im Töpfermuseum Thurnau. "Das war toll!", erinnert sie sich. "Dort habe ich eigentlich alles gemacht und viel über Keramik gelernt. Das war eine sehr schöne Lebenserfahrung. Heute noch fahre ich im Urlaub gerne dorthin." Das Rosenthal-Archiv wie das Hutschenreuther-Archiv befinden sich heute im Besitz des Porzellanikons. Nicht zuletzt wohl auch, weil die ursprünglichen Eigentümer die Sammlungen bei Petra Werner in guten Händen wussten.
Selbstverständlich ist es mit der Recherche für und der Präsentation von Ausstellungen für die Kuratorin nicht getan. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, Artikel für Ausstellungskataloge und Texte für den Museumsführer zu schreiben. Außerdem kümmert sie sich zusammen mit den Kollegen - "Es ist ein sehr gutes Miteinander mit den Kollegen in allen Abteilungen" - auch um Gäste, die in der Bibliothek des Hauses forschen wollen; zudem betreut sie Praktikanten und Studenten bei Dissertationen. Das ist ihr wichtig, denn: "Ich bin selber dankbar für jedes gute Buch über Porzellan, das erscheint." Und natürlich hält Petra Werner Expertisen-Tage und Führungen für die Besucher durch die Ausstellungen, die wegen ihren lebendigen Erzählungen sehr beliebt sind.
30 Jahre umgeben von Porzellan, das ist, wie ihre Tochter kürzlich festgestellt habe, "mehr als mein halbes Leben", sagt Petra Werner. Doch sie nimmt es mit Humor: "Ich hab schon eine Inventarnummer im Nacken."