Stadtsteinach Ideales Quartier für den Winter

Klaus Klaschka

Margit Haderdauer aus Stadtsteinach hilft geschützten Tieren. Sie überlässt Fledermäusen einen ihrer Felsenkeller.

 
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Stadtsteinach - Einen ihrer Felsenkeller am Lautenbach wird Margit Haderdauer jetzt nicht mehr selbst nutzen und hat ihn ausschließlich den Fledermäusen zur Verfügung gestellt. "Sie werden dort überwintern", erklärte Christina Höpfinger bei der Übergabe an den Artenschutz. Höpfinger ist Projektleiterin beim Bayern-Netz-Natur, der ökologischen Bildungsstätte Oberfranken mit Sitz im Wasserschloss Mitwitz, in dem sie sich der Fledermäuse im Frankenwald annimmt.

"Alle 24 in Bayern vorkommenden Fledermausarten stehen unter Naturschutz, viele sind in ihrem Bestand gefährdet," erläuterte Höpfinger vor Ort. Ziel des Projekts sei zum einen, die Vorkommen zu kartieren und deren Verbreitung im Naturpark Frankenwald zu erforschen. Zum anderen sei das Projekt Anlaufstelle für Beratungen. Dabei gehe es insbesondere darum, dass geeignete Lebensräume der geschützten Tiere gesichert und erhalten werden - wie eben der Haderdauer‘sche Keller.

In der Überwinterungszeit, sobald Insekten nicht mehr fliegen, ziehen sich Fledermäuse in trockenen, möglichst gleichmäßig temperierten aber frostfreien Räumen zurück - gemischt in allen Arten, auch dicht gedrängt. Die kleinsten Fledermausarten passen sogar in eine Streichholzschachtel, sie finden in Mauerritzen Platz. Dann reduzieren sie ihren Stoffwechsel, um die kalte Zeit über Energie zu sparen. Dazu senken sie auch ihre Körpertemperatur auf das Niveau ihrer Umgebung ab.

Sie in dieser Zeit zu stören, wäre für die Lebewesen fatal, sagt Tierschützerin Christina Höpfinger. Aufgeschreckt würden sie Energie verbrauchen, die sie über ihre lange Fastenzeit hinweg aber zum Überleben brauchen - bis zum Frühjahr, wenn Insekten wieder fliegen und sie wieder Nahrung finden. Während der wärmeren Jahreszeiten vagabundieren die Nachttiere - einzeln oder in kleinen Gruppen - und verbringen den Tag in Unterschlüpfen die sich ihnen gerade bieten.

Davon gibt es immer weniger, ergänzte Alexander Kusche von der Unteren Naturschutzbehörde im Kulmbacher Landratsamt. An energetisch sanierten Gebäuden zum Beispiel gebe es keine Ritzen und Löcher mehr; neue Traufbretter seien dicht, Ortgänge werden geschlossen. Man könne aber dennoch etwas für die Tiere tun.

Dazu berät Christina Höpfinger Gemeinden und Privatleute, die beim Artenschutz mithelfen wollen und können. In Koordination mit Dr. Kristina Schröter im Landratsamt werden solche Maßnahmen auch finanziell unterstützt. Selbst bei Neubauten kann man etwas tun, eventuell Überwinterungskästen aufhängen. Scheunen und Remisen bieten ebenfalls Möglichkeiten. Und eben auch Felsenkeller, die nicht mehr genutzt werden und ansonsten dem Verfall preisgegeben sind. Die könnten mit Unterstützung des Naturschutzes dann doch erhalten werden.

Der Keller von Margit Haderdauer ist zurzeit leer. In ihm herrscht eine das ganze Jahr über annähernd gleiche Temperatur und etwas feuchte Luft, die Fledermäuse brauchen, denn sie könnten zuallererst an den hauchdünnen Flughäuten austrocknen, erklärte Christina Höpfinger. Ganz hinten an der Wand hängen zwei mögliche Überwinterungskästen. Das Gewölbe ist rauh verputzt und bietet den Fledermäusen die Möglichkeit, sich dort kopfunter einzuhängen; in den Ritzen können sich die kleinsten Arten verkriechen. Der Keller ist mit einer neuen Tür verschlossen, die aus dem Ausgleichsfond beim Bau von Windrädern finanziert wurde, berichtete Bürgermeister Roland Wolfrum. Sie hat oben einen Schlitz, durch den die Tiere in den Keller gelangen können. Den Schlüssel für die Tür verwahrt die Stadtverwaltung.

Es wird in Stadtsteinach bestimmt noch weitere private und ungenutzte Keller dieser Art geben, überlegt Bürgermeister Wolfrum. Wer diesen - oder auch andere geeignete Gebäude zur Verfügung stellen möchte kann sich eingehend beraten lassen. Christina Höpfinger ist zu erreichen über Telefon 09266/9991998 oder per Mail an ch.hoepfinger@oekologische-bildungsstaette.de.

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