Marktschorgast Im Christentum tief verwurzelt

Bruno Preißinger

Am Wochenende feiern die Marktschorgaster die 911. Weihe der Pfarrkirche St. Jakobus, der Ältere. Vor 40 Jahren bekam sie einen neuen Altar.

 
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Marktschorgast - Heuer lässt sich in aller Ruhe ein Blick auf die Marktschorgaster Pfarrkirche werfen. Sie steht im Mittelpunkt des Kirchweihfestes, weil Jubel und Trubel auf dem Festplatz der Marktgemeinde total entfallen. Es gibt, so man will, eine "Wirtshauskerwa".

In diesem Jahr begeht die Pfarrei Marktschorgast ihre 911. Kirchenweihe und erinnert sich an den Umbau der Pfarrkirche mit Weihe des neuen Altars vor 40 Jahren.

Unter ungewöhnlichen Auflagen wegen der Corona- Pandemie findet der Kirchweihgottesdienst statt. Zur Messfeier, die Pfarrer Michal Osak am 26. Juli um 10.15 Uhr zelebriert, singt kein Chor und spielen keine Bläser wie vor vier Jahrzehnten. Auf Grund der begrenzten Sitzplatzanzahl (33) wird um Anmeldung zur Gottesdienstteilnahme gebeten. Es ist ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen, bis sich der Besucher an seinem Platz befindet. Dann kann er die Schutzmaske abnehmen. Dieses Kirchweihfest wird den Marktschorgastern in Erinnerung bleiben.

Die ersten schwachen Lichtstrahlen des christlichen Glaubens streiften Oberfranken in der Karolingerzeit. "Im Jahre 1109 erfolgte in Bamberg durch Bischof Otto I. die Wiedergründung des bereits im Jahre 1071 in der Nähe des Bamberger Domes eingesetzten St.-Jakob-Stiftes. Am Tag der Weihe, am 25. Juli 1109, bestätigte der Bischof dem Stift dessen gesamte Besitzungen. Zu dieser Zeit hatte es Schorgast also bereits gegeben und somit musste es, wenn es eine Kirche und einen Markt gab und Zehnt abgegeben wurde, ein gut entwickelter Ort gewesen sein. Da es jedoch keine belegbaren Niederschriften aus der Zeit vor 1109 gibt, lassen sich die eigentlichen Ursprünge des Ortes und der Kirche nicht eindeutig feststellen" (aus dem Büchlein "St. Jakobus der Ältere Kath. Pfarrkirche Marktschorgast", Texte zusammengestellt von Hans-Jürgen Schiphorst 2009 anlässlich der 900-Jahr-Feier von Marktschorgast)

Höhepunkt des Kirchweihfestes zum Jubiläum 900 Jahre Marktschorgast war der Festgottesdienst mit Erzbischof Dr. Ludwig Schick in der St.- Jakobus-Kirche. "Liebe Schwestern und Brüder in Marktschorgast . Bilden Sie weiter Kirche, damit ihrer Gemeinde nicht das Herz und die Seele abhanden kommen", rief der Erzbischof damals den Marktschorgastern zu. "Dann werden ihre Nachfahren auch das Tausendjährige feiern und alle weiteren Jubiläen bis zur Wiederkunft des Herrn. Dazu wünsche ich Gottes Segen".

Die im romanischen Stil erbaute Wehrkirche wurde nach Ausführungen von Pfarrer Heinrich Fuchs im Hussitenkrieg 1430 in Mitleidenschaft gezogen. Die Hussiten hatten von Böhmen kommend zuerst Marienweiher heimgesucht, dann Marktschorgast niedergebrannt. Unter dem Brand hatte wohl auch die Kirche leiden müssen. Eine Renovierung beziehungsweise einen Umbau erfuhr sie einige Zeit später. Das ursprünglich einschiffige Gebäude wurde nun um ein zweites Schiff erweitert, das vom ersten durch eine Säulenreihe getrennt ist. Als zweischiffige Hallenkirche präsentiert sich St. Jakob in Marktschorgast heute noch und stellt mit dieser besonderen Bauweise eine Seltenheit dar. Sie weist in unserer Gegend lediglich Ähnlichkeit mit der Nagelkapelle im Bamberger Dom auf, die ungefähr gleich groß und ebenfalls eine zweischiffige Hallenkirche mit einer Säulenreihe in der Mitte ist.

Als Erbauer beider gilt Hertnid von Stein, der im Jahre 1459 in das Bamberger Domkapitel aufgenommen wurde und wenig später die Ämter des Domdekans und auch des Propstes des Stiftes St. Jakob in Bamberg verliehen bekam. Damit dürfte sich auch seine Verbindung mit Marktschorgast erklären lassen. Es wird angenommen, dass er die Pfarrkirche St. Jakob in Marktschorgast nach dem Vorbild der Nagelkapelle errichten ließ.

Das Gotteshaus erlebte während seiner über 900-jährigen Geschichte mehrere Baumaßnahmen. In den Jahren 1979 und 1980 wurde die Pfarrkirche unter Pfarrer Markus Brendel von Grund auf renoviert und so umgebaut und umgestaltet, dass sie den liturgischen Erfordernissen entsprach. Mit der Konsekration des neuen Altares durch Weihbischof Martin Wiesend am 20. Juli 1980 endete das umfangreiche Bauprojekt. In den vom Kronacher Bildhauer Heinrich Schreiber neu geschaffenen Altar wurden in einem "ausgesparten Grab" auf dem Altartisch die Reliquien des heiligen Soterius, der heiligen Klara, des heiligen Vincentius und des heiligen Petronielis im Beisein von Pfarrer Markus Brendel und Gustav Hübner, einem Mitarbeiter der ehemaligen Baufirma Karl von Thienen eingemauert.

Ehe Weihbischof Wiesend am Ende des Festgottesdienstes seinen bischöflichen Segen erteilte und Glückwünsche übermittelte, zeigte Bürgermeister Josef Kofer in einem geschichtlichen Abriss auf, dass die Kirche nicht nur dem Lobe Gottes, sondern als Wehrkirche mit Mauern, Türmen und Gräben einst auch dem Schutz der Bürger diente.

Zum Festgottesdienst sang damals der Kirchenchor unter Leitung von Hauptlehrer Franz Friedrich. Beim Ein- und Auszug spielten die Bläser aus Marktschorgast.

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